Schuhe machen Leute - schaurige Website: (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 23.11.2006, 06:30 (vor 6579 Tagen) @ JohnK

Hallo Johannes,

ich habe oft maßge"schneiderte" UND billige Schuhe getragen:
Maßgeschneidert, weil mein Vater sie bei mir nach Maß angefertigt hat und (für mich) billig, weil ich dafür nichts bezahlen mußte. Mein Vater produzierte aber somit bei weitem keine Billigware. Da er nur noch Schuhe für familiäre Belange herstellte und während seiner aktiven Schuhmacherzeit nie selbstständig, sondern "nur" als Angestellter gearbeitet hat, wußte er auch nicht, für wieviel Geld er sie verkaufen müßte, um davon existieren zu können.

Seine Schuhe sahen vielleicht nicht besonders modisch aus, aber sie hielten. Und sie ließen sich gut reparieren, was beim Fabrikschuhen mit viel Plastik nicht gut ging.

Ein weiterer Nachteil: Sie waren innen recht rauh, so daß sie sich zum Tragen ohne Socken wenig eigneten. Vielleicht war es Absicht, denn mein Vater konnte es nicht leiden, wenn Leute (auch Frauen) keine Strümpfe trugen. Ob es wegen der Mode war oder ob er es aus der Sicht eines Menschen sah, der GETRAGENE Schuhe anderer Leute beim Reparieren anfassen muß, sei mal dahingestellt. Sicher sind geschlossene Schuhe, die direkt mit Fußschweiß in Berührung kamen, beim Anfassen unappetitlicher als solche, bei denen Socken einen Teil des Schweißes absorbierten.

Auch nach seiner Karriere als Schuster (pardon: Schuhmacher) hatte er noch immer die "dumme" Angewohnheit, den Menschen auf die Füße zu schauen. Er achtete darauf, ob die Schuhe von Meisterhand waren oder aus einem Billigladen, ob die Schuhe gut geputzt sind, ob abgelatscht usw. Und je nach Zustand der Schuhe versuchte er, den Menschen zu beurteilen. Am positivsten beurteilte er Menschen, die zwar schlichte Schuhe trugen, jedoch aus gutem Material. Und selbstverständlich mußten sie gut geputzt sein.

Er regte sich darüber auf, wenn andere in der Stadt Turnschuhe trugen (so etwas trägt man nur beim Sport) oder Gummistiefel (die trägt man auf dem Bauernhof). Er war traurig, als ich mir einmal im Laden Wanderschuhe gekauft hatte. Und als er meine Wanderschuhe gesehen hatten, mußte er feststellen, daß diese doch bequemer und leichter waren als die, die er selber für sich selber herstellte. Ein weiterer Vorteil war, daß ich die Wanderschuhe auch ohne Socken tragen konnte.

Wenn ein Mensch so auf Schuhe fixiert ist, dann fällt es ihm sicher schwierig, einen Menschen zu beurteilen, der keine Schuhe trägt, und dann noch freiwillig! Oder ist man als Barfüßer gar kein Mensch, wenn erst "Schuhe Leute machen"?

Mit "tierischen" (oder pflanzlichen?) Grüßen
Michael aus Zofingen


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