Hallo Marksu,
da ich kein "reicher Fatzke" bin, und mir die Firma kein Generalabo zur Verfügung stellt, fahre ich PRIVAT nur 2. Klasse, die ist genauso schnell. Aber auch ich bin schon erster Klasse Bahn gefahren, allerdings geschäftlich, und das mit einer Gruppenkarte. Ich war im Frühsommer 2003 zusammen mit anderen Arbeitskollegen bei der Achema (Chemiemesse) in Frankfurt, die Rückfahrt erfolgte an einem Samstagnachmittag. Auf der Hinfahrt und auf dem Messegelände trug ich natürlich Dienstkleidung. Da ich meine geschäftlichen Dinge einige Zeit vor der Abfahrt des reservierten Zuges, begab ich mich noch ans Mainufer. Damals wußte ich schon von diesem Forum, jedoch noch nicht als aktiver Schreiber, sondern nur "sporadisch mitlesend" (jegliche Ähnlichkeit mit Individuen gleichen "Namens" rein zufällig). Ich konnte es nicht glauben, daß man in der Stadt barfuß gehen konnte. Aber am Ufer tat ich es auf den Rasenflächen doch. Ich ließ auch nicht die übliche Dienstkelidung unangetastet, sondern wechselte auf T-Shit und kurze Hosen (was denn sonst?).
Als ich mich in Richtung Hauptbahnhof begeben mußte (die Zeit war schon recht knapp), zog ich Sandalen an (ohne Socken), die ich extra für außerdienstliche Dinge dabei hatte. Da die Kollegen, die mit mir fuhren, meistens Ingenieure waren (die von der Geschäftsleitung waren schon wieder abgereist), ließ ich es bei T-Shirt und kurzer Hose. Vor dem Eingang lungerten Beamte der Bundespolizei. Ich rannte an ihnen vorbei, und ich hatte den Eindruck, als ob sie mir langsam folgten. Der Zug wartete schon, als ich ankam. Ich sah, wie ein Kollege in Türnähe vor dem Zug stand und nach mir Ausschau hielt (genauer: nach uns. Ein anderer kam noch später und erreichte den Zug nur, weil er nicht pünktlich abfuhr). Ich stieg eine Tür vorher ein und ging durch den Wagen zur Tür des Beobachters, der immer noch wartete. Von hinten sprach ich ihn an: "Suchst du mich?" Er hatte mich tatsächlich übersehen! Da er mich nur auf dem Firmengelände gesehen hatte, jedoch anderswo wohnt, hatte er mich in "Nichtdienstkleidung" nicht erkannt!
Obwohl ich nicht barfuß war, schienen die Fahrgäste der ersten Klasse anders auf meine Aufmachung zu reagieren als ich es bei Fahrgästen 2. Klasse gewöhnt war. Wegen der Messe waren die Züge voller als sonst, diesmal die erste Klasse. Besonders die Fahrgäste in besonders teuren Anzügen, die üblicherweise erster Klasse fahren, jedoch versäumt hatten, einen Platz zu resevieren und daher in der ersten Klasse STEHEN mußten, warfen mir einen bösen Blick zu. Vielleicht ist es erniedrigend für einen "Supermanager", in einem Wagen für die "besseren Leute" stehen müssen, während der "Schnösel in sommerlicher Freizeitkleidung" ihnen den Platz wegnahm.
Soweit ich weiß, führten die ersten Intercity-Züge der DB nur die erste Klasse. Als dann auch die 2. Klasse eingeführt wurde, sollen sich etliche Geschäftsleute daran gestört haben, daß sie nun mit Rucksacktouristen im selben Zug sitzen durften.
Die Schaffner störten sich an meiner Aufmachung nicht. Vermutlich gibt es in den Zügen keinerlei Bekleidungsvorschift, weder in der ersten, als auch in der zweiten Klasse. Damals traute ich mich nicht, die Schuhe im Zug auszuziehen. Einige Arbeitskollegen taten es. Allerdings behielten sie die Socken an.
Ich hatte bisher erst wenige Male Ärger mit Bahnbediensteten, als ich barfuß war. Einmal war es auf dem U-Bahnhof "Heinrich-Heine-Allee" in Düsseldorf, dann wurde ich am Düsseldorfer Hauptbahnhof und am Karlsruher Hauptbahnhof von der Bundespolizei kontrolliert. Auf dem Kölner Hauptbahnhof wurde ich von einer "Rotdeckelfrau" ziemlich schroff zurechtgewiesen. In Basler Raum war ein Tramchauffeur der Linie 10 sehr skeptisch und in Karlsruhe rief ein Straßenbahnfahrer sogar die Polizei, die mich später mit dem Peterwagen abführte. Und auf dem Bahnhof von Bellinzona kontrolierte mich die Bahnpolizei. In allen Fällen war ich nicht nur barfuß, sondern ich trug auch kurze Hosen. In kurzen Hosen, aber mit Schuhen, bekam ich nur einmal Ärger, als ich von Huntlosen nach Osnabrück reiste und unmittelbar nach dem Aussteigen von der Polizei, die ab Cloppenburg mitgefahren war, gefilzt wurde. In allen Fällen war es kein Sommer, die Temperatur war in jedem Fall unter +5°C. Im Sommer bekam ich nie Ärger im Zug, weder wegen barfuß, noch wegen sonstiger Kleidung.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen