Hier nun der Wortlaut (Hobby? Barfuß! 2)
Der Artikel solle bereits vor Wochen erscheinen, tat dies aber verspätet, was an der internen Organisation der Handelsblatt-Redaktion liegt.
Der Satz "Am vergangenen Wochenende war Johannes Kathol durch die Lausitz gewandert, am kommenden zieht es ihn ins Elbsandsteingebirge." ist aus zwei Gründen falsch: Zum einen waren Ulrich und ich nicht am vergangenen WE in der Lausitz sondern schon vor mehreren Wochen. Zudem waren wir auf dem Rückweg vom Elbsandsteingebirge als der Anruf der Journalistin kam.
Wir hatten nie, und haben es auch nicht vor, noch in diesem Jahr bei Winterwetter im Elbsandsteingebirge barfuß zu wandern!
Das wird im nächsten Sommer der Fall sein, wozu die Barfuß-Initiative-Berlin alle Freunde und Leser dieses Forums herzlich einlädt.
Nun also der Artikel, der in der "Weekend"-Beilage des Handelsblatts am 03.11.06 erschien:
"Ruh im Schuh
Barfußwandern stärkt Fußmuskeln, Waden und Wirbelsäule. Es schaltet Stress ab und macht hart gegen Erkältungen im Winter.
Text: Kirsten Niemann
Einmal die Woche geht Harald Goswig nach Feierabend in den Berliner Grunewald. Dort zieht der Projektmanager einer Wirtschaftsstiftung Halbschuhe und Socken aus, versteckt sie unter dem Laub neben einem Baum und marschiert los. "Am Anfang war jedes Steinchen eine Reizüberflutung", sagt der 50-jährige Goswig. Doch nun genießt er das luftige Gefühl unter den Sohlen, er fühlt sich "geerdet". Nebenbei tut er etwas für seine Gesundheit. Denn Barfußlaufen stärkt Bänder und Gelenke und verbessert die Motorik. Selbst die Wirbelsäule profitiert von gekräftigten Sehnen, Bändern und Waden - das sagen auch die Mediziner. Der Berliner Othopäde Andreas Karl empfiehlt, so oft wie möglich barfuß zu laufen. "Das trainiert die Muskulatur und massiert die Fußsohlen. Es ist gut für die Durchblutung und die Körperhaltung." Nicht weniger als 27 Muskeln hat der Fuß - die wollen trainiert werden.
Am vergangenen Wochenende war Johannes Kathol durch die Lausitz gewandert, am kommenden zieht es ihn ins Elbsandsteingebirge. Herbstzeit ist Wanderzeit. Kathol läuft auf blanken Sohlen, auch wenn es draußen kalt wird. "Das Gefühl von Freiheit und Ungezwungenheit ist unvergleichlich", sagt der 43-jährige Kaufmann. Vor etwa einem Jahr hat er mit einem Gleichgesinnten die Barfuß-Initiative-Berlin gegründet. Seitdem treffen sich regelmäßig ein gutes Dutzend Menschen, um das Berliner Umland zu erkunden. So spazieren sie über Kopfsteinpflaster, Märkischen Sand, Waldwege und Wiesen: "Man läuft viel bewusster. Wer sich auf seinen Körper konzentriert, kann den Stress besser abschalten."
Vor allem Führungskräfte, Vielarbeiter und andere Schreibtischmenschen, die schon durch den Beruf von der Natur entfremdet sind, kämen durch das Laufen ohne Schuhe zur inneren Ruhe. Bodenhaftung für den Manager. Kathol spricht davon, wie das Selbstwertgefühl wächst, wenn man mit nackten Füßen über Stock und Stein läuft. Die wechselnden Kälte-Wärme-Reize sorgen für eine bessere Durchblutung, das wusste schon der Kneipp. "Hauptsche der Rumpf wird warm gehalten. Die Füße sind in Bewegung und frieren daher nicht."
Der Mensch läuft barfuß nicht nur gesunder, sondern auch schneller als mit Schuh. Untersuchungen einer großen Sportbekleidungsfirma haben ergeben, dass einer seine Laufleistung um bis zu vier Prozent steigern kann, wenn keine Schuhe die Füße beschweren. Der menschliche Fuß braucht nämlich keine großartig gepolsterten Areale und Luftkissen zum Abfedern seines Körpergewichts. Das wusste auch Thomas Wessinghage, 1982 Europameister auf 5000 Meter. Dem Barfußlaufen widmete er in seinem Ratgeber "Laufen: Lauftechnik" übrigens ein ganzes Kapitel. Wessinghage, der heute das Deutsche Zentrum für Präventionsmedizin in Damp leitet, durchpflügt regelmäßig mit bloßen Zehen den Ostseestrand. Möglicherweise ließ er sich von einem großen Ausnahmesportler inspirieren: Im Jahr 1960 in Rom holte der Äthiopier Abebe Bikila als erster schwarzer Afrikaner olympisches Gold. Leichtfüßig kam er nach zwei Stunden, 15 Minuten und 16 Sekunden über die Via Appia ins Ziel getrabt. Natürlich unten ohne."
PS: Wer kennt eigentlich diesen ominösen Harald Goswig, der seine Schuhe vor dem Barfußwandern ins Gebüsch schmeißen soll?!? Wir jedenfalls nicht!