Zwangsschuhe! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 13:20 (vor 6615 Tagen)

Samstag, 14.10.2006: Ich war immer noch in Polizeigewahrsam in Mülhausen, und das alles wegen barfuß und auch ansonsten nicht allzu winterlicher Kleidung bei 14°C und bedecktem Himmel. Die Franzosen scheinen noch verweichlichter zu sein als die Schweizer. Dann kamen drei neue Personen in den Raum, in dem ich mich befand: ein Mann in Zivil sowie ein Mann und eine Frau in einem weißen Overall, auf dem irgendein Wappen war. Sie trugen auch keine Schußwaffen und ihre Schuhe waren weniger fett als die Kampfstiefel der Polizeischergen. Von diesen "Nichtbullen" konnte nur die Frau gebrochen deutsch. Auch sie fragte: "Wieso läufst du barfuß?" Eigentlich ist es eine Beleidigung, wenn man zu einem unbekannten fünfzigjährigen Menschen "Du" statt "Sie" sagt, aber ich glaube, daß man mit einer Verleumdungsklage vor Gericht keinen Erfolg haben würde. Sicher würde das Gericht die Anklage abschmettern und mangelnde Sprachkenntnisse als Grund nennen. Später wechselte die Konversation nach englisch, da sie das etwas besser konnte als deutsch (und ich viel besser als französisch).

Immer wieder blickten andere Personen kurz in den Raum und starrten auf meine Füße, teils in Uniform, teils in Zivil. Was mir auch auffiel. Die Begrüßung von Polizisten untereinander war manchmal sehr herzlich, mit Umarmung und Küßchen. Und das in Gegenwart von Fremden (nicht nur mir, sondern auch eines älteren Herrn (Clochard?), der eine rote Nase hatte und in ein Gerät blasen mußte. Er störte sich nicht an meinen Füßen und nahm die Polizeischikanen gelassen hin. Er trug übrigens Sandalen ohne Fersenriemen, zwar in Kombination mit Socken, aber trotzdem hob er sich positiv von der fett beschuhten Mehrheit ab)! In der Schweiz wäre ein derartiges Verhalten undenkbar!

Ich mußte mit den "Nichtbullen" das Kommissariat verlassen. Vor dem Gebäude stand ein Ambulanzfahrzeug. Die Frau öffnete die Hecktüre, breitete die Liege aus, legte noch Papier aus, ich mußte mich hinlegen. Gefesselt wurde ich nicht, auch wurde mir keine Zwangsjacke verpaßt. Während ich da so lag, sagte sie, nachdem sie mich betrachtet hatte, zum "Zivilisten": "Nicke figure!" Nach einer Weile setzte sie sich ans Steuer, während die anderen im Heck des Ambulanzfahrzeuges sitzen blieben. Meinen Ausweis, den mir die Bullen wieder zurück gegeben hatten und unmittelbar danach von den "Nichtbullen" einkassiert hatten, behielten sie. Andauernd hörte ich, wie über Funk mein Name durchgegeben wurde, ebenso schnappte ich Wortbrocken auf wie "T-Shirt", "shorts", "pieds nus", "Zofingue", "velo", "Illberg".

Die Fahrkünste der Frau waren alles andere als berauschend, irgendwie unregelmäßig. Soll sie doch barfuß fahren, da hat man mehr Gefühl! Mich interessierte natürlich auch, wohin die Fahrt ging, daher blickte ich aus dem Fenster, wobei man im Liegen jedoch nicht das sieht, was man auf dem Beifahrersitz sehen würde. Also blieben mir markante Gebäude wie Kirchen ein Anhaltspunkt, aber auch einzelne Schilder mit Straßennamen und Wegweiser. Einen großen Dienst erwies mir die Oberleitung der Straßenbahn, die wir nach kurzer Zeit erreichten, es mußte die Linie 1 sein, wir fuhren Richtung Stadtzentrum. Bei einem kleinen und übersichtlichen Trambetrieb wie in Mülhausen ist das noch einfach. In Zürich wäre das schwieriger. Einmal nach rechts, die Verdrahtung des Himmels hörte auf. Nach einiger Zeit wurde wieder eine Oberleitung unterquert, aha, die Linie 2. Ein eiserner Brückenbogen tauchte auf. Ich erhob mich kurz von meiner Pritsche und erkannte, daß wir gerade die Eisenbahn überquert hatten, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, dessen Anlagen ich erkannte. Dann aber quälte sich die Ambulanz bergauf. Nach kurvenreicher Fahrt erblickte ich einen eisernen Sendemast, kurz danach hielt das Fahrzeug.

Die Frau kam wieder zu mir und überreichte mir 2 blaue "Plastikfetzen" und befahl mir, diese über die Füße zu stülpen. Ich kannte solche Dinger. In unserer Firma müssen Mitarbeiter und Kunden in bestimmten Räumlichkeiten, die nicht verdreckt werden dürfen, über ihre Schuhe ziehen. Und ich sollte also diese ekligen Plastiksäcke über meine nackten Füße ziehen? Welch eine Schande für einen Barfüßer! Irgendwie erniedrigend und entwürdigend. Und dann noch auf Anweisung einer Frau!

Äääääääääääähhhhhhhhh! Kotz! Würg!

Aber ich leistete dem Sattelbefehl der Amazone widerstandslos Folge. Wir betraten ein Gebäude, das, wie ich später erfuhr, das "Emile-Muller-Hospital" war:
[image]

Ich wurde in einen Raum geführt, in dem ich warten mußte. Auch andere Leute warteten dort. Andauernd kamen auch Bedienstete des Spitals (von denen die meisten Frauen zu ihrer Spitalkleidung Sandalen ohne Socken trugen, die Männer aber meist geschlossene Schuhe, in selteneren Fällen Birkenstock-"Gesundheits"-sandalen mit Socken). Obwohl draußen nur Temperaturen von 14°C herrschten und während der Fahrt in der Ambulanz ein sehr schwacher Regen eingesetzt hatte. Wenn Spitalangestellte kamen und meine nicht gerade fetten blauen Schuhe sahen, machten sie große Glotzaugen, aber irgendwie von anderer Art wie wenn man plötzlich und unerwartet irgendwo "ganz" barfuß auftaucht. Meistens verzogen die Leute die Mundwinkel krumm. Es kam auch vor, daß einige Spitalangestellte mal eben um die Ecke schielten, vermutlich weil Kollegen sie auf den "schrägen Siech mit den blauen Schuhen" hingewiesen haben und nun selber sehen wollten, was sie nicht glauben konnten. Ich kam mir vor wie ein Blödmann!

Es war schon nach 16 Uhr. Allmählich machte ich mir Gedanken, was wohl mit mir geschehen würde. Würden sie mich über Nacht behalten? Oder gar übers Wochenende, weil die Leute, die für "hoffnungslose Fälle" wie mich zuständig sind, nur montags bis freitags arbeiten. Wie sollte ich es meinem Arbeitgeber erklären, wenn ich nicht pünktlich am Montag am Arbeitsplatz erscheinen würde? Mit Schreck fiel mir ein, daß mir das Spital eine Rechnung für die Behandlung ausstellen würde. Würde das die Schweizer Krankenkasse bezahlen? Und selbst wenn: 1500 SFR ist meine Jahresfranchise. Mit anderen Worten: Erst wenn ich mehr als 1500 SFR an Arztkosten (ohne Zahnarzt) habe, bezahlt die Krankenkasse auch nur einen müden Rappen. Und da ich dank Barfußlaufen in diesem Jahr noch keinerlei Arztkosten hatte, wäre das ganz schön happig. Oder könnte ich die Rechnung der Mülhausener Stadtpolizei schicken, damit sie (oder die Stadt) die Rechnung bezahlt? Und ich dachte an mein Fahrrad. Ein paar Stunden würde es wohl unbeschädigt am Ort bleiben. Aber über Nacht? Irgendwann würden Vandalen es mitbekommen. Oder die Stadtreinigung würde es entsorgen, wenn es länger dort steht. Und dann die Bahnkosten und die Kosten für ein neues Fahrrad. Alles in allem doch ein hoher Preis nur dafür, daß ich nur mal eben barfuß und in nicht allzu winterlicher Kleidung durch die Stadt gehen wollte. Dabei soll doch barfuß laufen jederzeit KOSTENLOS möglich sein und nicht auf Reservate beschränkt. Verkehrte Welt!

Solche Gedanken kommen einem, wenn man wartet, warten muß. Dann wurde ich von einem Arzt (oder was auch immer) herausgeführt. Er sprach Elsässer Dialekt (oder war es Schweizerdeutsch?), was ich somit verstand. Nun begann die Befragung abermals, und ich erzählte ihm auch das. Er schien sich zu wundern, was ich für Ortskenntnisse von Mülhausen besaß und von den Straßenbahnen. Auch erzählte ich, daß ich zur Einweihung des Trams bereits in der Stadt war. Dann fragte er: "Warum haben Sie das nicht alles der Polizei gesagt?" "Das ist nicht so einfach. Ich kann kein Französisch, von den Polizisten konnten nur wenige etwas deutsch, wie soll es da zu einen umfassenden Kommunikation kommen?"

Kurze Zeit später durfte ich gehen. Ich verließ das Spital, entledigte mich der ekligen blauen Dinger und pfefferte sie in einen Papierkorb. Würde ich den Weg finden? Ein häufiger vorkommender Wegweiser "Centre Ville" war recht hilfreich. Weniger schön war, daß der nasse Asphalt (der Regen hatte mittlerweile wieder aufgehört) des Trottoirs teilweise recht baufällig war, teilweise aufgegraben war und teilweise auch Bucheckern auf dem Weg lagen. Aber das störte mich weniger. Ich gelangte zur Brücke über die Eisenbahn beim Hauptbahnhof, zur Tramlinie 2 und folgte dann dem parallel dazu verlaufenden Fuß- und Veloweg aus neuem barfußfreundlichen Asphalt zu meinem Fahrrad, das immer noch so da stand, wie ich es abgestellt hatte. Meine barfüßige Wanderung durch Mülhausen war zu Ende. Mülhausen, eigentlich eine schöne Stadt. Mit schöner Altstadt, schöner Straßenbahn, schönen barfußfreundlichen Wegen. Aber jede noch so schöne Stadt hat auch ihre Schattenseiten. Und diese hatte ich diesmal erlebt. Trotz alledem kein Grund, Mülhausen in Zukunft zu meiden oder nur mit Schuhen, langen Hosen und sonstigen Dingen, die ich nicht gerne trage, zu betreten.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Zwangsschuhe!

Nicole (WO), Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 13:40 (vor 6615 Tagen) @ Michael aus Zofingen

"Und dann noch auf Anweisung einer Frau!"

Respekt, Michael - bzw. Mitleid. In puncto Verbitterung und Lebenshass kommt nicht mal mein Großvater mit dir mit, und das will was heißen.

Und dass es Frauen überhaupt gibt - jaja, furchtbar, furchtbar. Mir bricht das Herz... *wein heul schluchz*

Ich mach dir einen Vorschlag: wie wäre es, wenn ich mich jetzt gleich von der Neckarbrücke stürze, hm? Dann wäre eine "Amazone" ja schonmal vom Erdboden getilgt. Vielleicht ist bix ja so großmütig und macht mit. Ginge es dir dann besser?

Für einen so umwerfend freundlichen Menschen wie dich tu ich das auch wirklich gerne, ist schon ok, brauchst dich nicht zu bedanken.

*kopfschüttel*

Nicole

Was ist denn jetzt auf einmal los???

Barpfotenbaer, Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 21:11 (vor 6614 Tagen) @ Nicole (WO)

Hoppla, was ist denn jetzt auf einmal los? Kaum bekennt sich mal einer dazu, MAZs ironischen Humor nicht verstanden zu haben, da hacken plötzlich alle auf ihn ein. Ich finde seine sarkastischen Berichte zuweilen recht amüsant. Und sein Verzicht auf übertriebene political corectness ist ebenso natürlich und konsequent, wie der Verzicht auf Schuhe. Man sollte das nicht überbewerten. Auf mich haben MAZs Texte nie wirklich "gehässig" gewirkt, sondern auf eine besondere Art humorvoll. Ich habe über die "Amazone" jedenfalls sehr lachen müssen (vielleicht deshalb, weil ich mit einer verheiratet bin ... ich bin's aber gerne ... ;-))

Er läßt sich halt weder in Schuhe, noch in ein sprachliches Korsett zwängen. Das ist doch sehr erfrischend und sollte dem Geist der meisten Barfüßer voll entsprechen!?

>"Und dann noch auf Anweisung einer Frau!"
[quote]Respekt, Michael - bzw. Mitleid. In puncto Verbitterung und Lebenshass kommt nicht mal mein Großvater mit dir mit, und das will was heißen.
Und dass es Frauen überhaupt gibt - jaja, furchtbar, furchtbar. Mir bricht das Herz... *wein heul schluchz*
Ich mach dir einen Vorschlag: wie wäre es, wenn ich mich jetzt gleich von der Neckarbrücke stürze, hm? Dann wäre eine "Amazone" ja schonmal vom Erdboden getilgt. Vielleicht ist bix ja so großmütig und macht mit. Ginge es dir dann besser?
Für einen so umwerfend freundlichen Menschen wie dich tu ich das auch wirklich gerne, ist schon ok, brauchst dich nicht zu bedanken.
*kopfschüttel*
Nicole
[/quote]

Sei froh, dass Du das ganze dank den "Bullen" überlebt hast !

aquajeans, Wednesday, 18.10.2006, 18:05 (vor 6615 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Michael, ich habe das Gefühl, Du willst unbedingt als Barfussmartyrer in die Forumsgeschichte eingehen !

Als Luxemburger kenne ich die Situation in Frankreich, und insbesondere im benachbaren Elsass-Lothringen gut, wir sind hier alle zweisprachig , und leben 20 km sowohl von der französischen als auch von der deutschen Grenze, ich bin regelmässig beruflich und privat in Frankreich, ich betreibe in Frankreich in der Grenzregion Lothringen Kampfsport in einer Gegend (und einem Verein) mit hohem nordafrikanischen Mitgliederanteil, weiss also wie diese Jugendlichen denken, und was im Umgang mit ihnen geht und was nicht, und ich kann nur den Kopf schütteln über Deinen grenzenlosen Leichtsinn.

Also, in Frankreich hat die urbane Gewalt eine ganz andere Dimension als in den idyllischen Verhältnissen der Schweiz ! Ursachensuche und Schuldzuweisungen an die betroffenen Bevölkerungsgruppen, lasse ich mal aussen vor, das wäre off topic, und ist auch eine sehr nuancenreiche Thematik, über die man stundenlang diskutieren könnte¨, während bei Dir die Einstellung zu der Rassenproblematik ja recht eindeutig und simplistisch zu sein scheint . ( vielleicht sehr deutsch, wage ich mal zu sagen ???)

Mulhouse ist sehr harmlos im Vergleich zu Paris, Lyon oder zu Marseille, aber selbst im nur wenig davon entfernten Strasbourg hättest Du im Araberviertel , in dem Du offensichtlich gelandet bist, (um die Dinge mal ganz klar bein Namen zu nennen) , was ganz anderes erleben können als einen Fusstritt, und sich auf verbale Eskalation mit einer Gruppe nordafrikanischer Jugendlicher in deren Viertel allein, barfuss, in kurzen Hosen und im T-Shirt einzulassen, betrachte ich einfach als den totalen Wahnsinn.

Im Grunde genommen kannst Du heilfroh sein, dass eine der von Dir so verhassten "Bullenschleudern" Dich aus der Situation und aus dem Viertel herausgeholt hat, denn Du weisst nicht was Dich sonst an der nächsten Strassenecke erwartet hätte !

Kopfschüttelnd

Aquajeans

Wie bist du denn drauf?!

Markus U., Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 00:34 (vor 6614 Tagen) @ aquajeans

ich bin regelmässig beruflich und privat in Frankreich, ich betreibe in Frankreich in der Grenzregion Lothringen Kampfsport in einer Gegend (und einem Verein) mit hohem nordafrikanischen Mitgliederanteil, weiss also wie diese Jugendlichen denken, und was im Umgang mit ihnen geht und was nicht, und ich kann nur den Kopf schütteln über Deinen grenzenlosen Leichtsinn.

Kopfschüttelnd
Aquajeans

Hi aquajeans,

über Deinen Beitrag kann ich nur den Kopf schütteln. Als Jurist solltest Du wissen, daß nicht Michael eine Straftat begangen hat, sondern die verwahrlosten Jugendlichen afrikanischer Herkunft, indem sie Körperverletzung und Beleidigung (zumindest in Deutschland ist beides strafbar) begangen haben. Aber in Deinem Beitrag erscheint seltsamerweise Michael als der Schuldige. Haben deiner Meinung nach Afrikaner das Recht, sich in Europa als Wilde zu gebärden, und darf ein Europäer sich in Europa nicht mehr frei bewegen? Daß Michael diese Jugendlichen als Kriminelle bezeichnet, entspricht doch nur den Tatsachen, und daß Du ihm in offensichtlich böswilliger Absicht eine "simplistische Einstellung zur Rassenproblematik" unterstellst, finde ich unverschämt. Auf wessen Seite stehst Du eigentlich? Ich habe des öfteren den Eindruck, daß Solidarität unter Barfüßern nicht allzu viel gilt.

Barfuß,
Markus U.

Solidarität

Georg @, Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 14:45 (vor 6614 Tagen) @ Markus U.

Auf wessen Seite stehst Du eigentlich? Ich habe des öfteren den Eindruck, daß Solidarität unter Barfüßern nicht allzu viel gilt.

Ich trage Bart, muss ich deshalb solidarisch sein mit Usama Bin Ladn?
Aber im Ernst:
natürlich hat Michael das gute Recht, sich frei und ungestört zu bewegen, wie es ihm passt (sofern er keine Straftaten begeht oder gegen die "guten Sitten" verstößt),
natürlich ist dabei das Gesetz auf seiner Seite (gewiss auch in Frankreich),
aber ebenso natürlich stimmt es, wenn Lorenz, Aquajeans und vermutlich in Gedanken manch anderer (ich einschließlich) manche von Michaels Verhaltensweisen als undiplomatisch resp. unklug ansehen.
Mit der Tatsache, dass er barfuß unterwegs ist, hat das dann aber nur beiläufig, auf keinen Fall vor allem zu tun. Und deshalb ist Solidarität auch in genau dem Maße geboten, wie sie jedem Mitmenschen zusteht - unabhängig davon, wie er sich am unteren Ende seines Körpers oder sonstwo kleidet.
Georg

Und wie bist DU drauf?!

bix, Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 15:29 (vor 6614 Tagen) @ Markus U.

über Deinen Beitrag kann ich nur den Kopf schütteln. Als Jurist solltest Du wissen, daß nicht Michael eine Straftat begangen hat, sondern die verwahrlosten Jugendlichen [...]

Meinem Verständnis nach wirft aqua Michael keine Straftat vor und rechtfertigt auch nicht die Polizei - sondern erklärt Micheals Verhalten als puren Leichtsinn: nämlich sich überhaupt, und dann auch noch barfuß, in diese Gegend gewagt zu haben. Und dass es für ihn Glück gewesen wäre, dass die Polizei ihn mitgenommen hat (ob zu Recht oder unrecht oder welchem Grund auch immer ist hier völlig nebensächlich!) - weil ihm sonst wer weiss was hätte passieren können.

Liest Du auch mal was von Anfang bis Ende konzentriert durch, oder regst Du dich einfach mal pro forma auf, wenn auch nur der Hauch eines Verdachts bestehen könnte, einer Deiner Lieblinge könnte hier von uns ungerecht behandelt werden?

Und wie bist DU drauf?!

Markus U., Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 17:13 (vor 6614 Tagen) @ bix

Hi bix!

Meinem Verständnis nach wirft aqua Michael keine Straftat vor und rechtfertigt auch nicht die Polizei - sondern erklärt Micheals Verhalten als puren Leichtsinn: nämlich sich überhaupt, und dann auch noch barfuß, in diese Gegend gewagt zu haben. Und dass es für ihn Glück gewesen wäre, dass die Polizei ihn mitgenommen hat (ob zu Recht oder unrecht oder welchem Grund auch immer ist hier völlig nebensächlich!) - weil ihm sonst wer weiss was hätte passieren können.
Liest Du auch mal was von Anfang bis Ende konzentriert durch, oder regst Du dich einfach mal pro forma auf, wenn auch nur der Hauch eines Verdachts bestehen könnte, einer Deiner Lieblinge könnte hier von uns ungerecht behandelt werden?

Ich rege mich nicht "einfach mal pro forma" auf, aber daß es mir schwerfällt zu schweigen, wenn jemand meiner Meinung nach ungerecht behandelt wird, ist schon richtig.

Zur Sache:
Ich habe durchaus verstanden, daß aquajeans Michael keine Straftat, sondern Leichtsinn vorwirft, aber gerade das ist ja das, was mich (in diesem Falle) auf die Palme bringt: Nicht die Täter werden verurteilt, sondern das Opfer wird beschuldigt, sich "leichtsinnig" selbst in Gefahr gebracht zu haben. Wie würdest du Dich fühlen, wenn Du abends überfallen und beraubt würdest und Dir hinterher anhören (oder lesen) müßtest: "Du bist selbst schuld, wenn Du allein bei Dunkelheit unterwegs bist." Das soll kein Freibrief für Leichtsinn sein, und wenn jemand bei dem Versuch, barfuß das grönländische Inlandeis zu durchqueren, zu Schaden käme, hielte mein Mitleid sich wohl in Grenzen, aber wenn ein Schaden durch menschliche Einwirkung (Verbrechen) droht oder entsteht, dann muß man den Täter verurteilen und sich mit dem Opfer solidarisieren.
Michael wagt sicher mehr als andere, und ich könnte bei 14° C nicht halbnackt herumlaufen, weil es mir viel zu kalt wäre - aber wenn es für Michael kein Problem ist, dann ist das für mich völlig in Ordnung, und wer Michael persönlich kennt, wird ihn als humorvollen Menschen, mit dem man sich garantiert nicht langweilt, schätzen. Und auch seine Beiträge im Forum sind alles andere als langweilig; meiner Mweinung nach sind sie inhaltlich interessant und aufregend, und formal sehr gut und spannend geschrieben, mit hintergründigem Humor und sehr aufrichtig.
Ohne Michael's spannende Beiträge wäre das Forum sogleich viel ärmer.

Barfuß,
Markus U.

...

bix, Stammposter, Friday, 20.10.2006, 13:07 (vor 6613 Tagen) @ Markus U.

Wie würdest du Dich fühlen, wenn Du abends überfallen und beraubt würdest und Dir hinterher anhören (oder lesen) müßtest: "Du bist selbst schuld, wenn Du allein bei Dunkelheit unterwegs bist."

Ich würde sagen: Du hast verdammt noch mal recht, das war ziemlich bescheuert von mir!

Und auch seine Beiträge im Forum sind alles andere als langweilig; meiner Mweinung nach sind sie inhaltlich interessant und aufregend, und formal sehr gut und spannend geschrieben, mit hintergründigem Humor und sehr aufrichtig. Ohne Michael's spannende Beiträge wäre das Forum sogleich viel ärmer.

Wie du so schön sagst, es ist DEINE Meinung. Ich lese Michaels Postings im Normalfall schon lang nicht mehr, weil er sich sowieso bloss in jedem über die Polizei beschwert, sich wundert wo die Polizei bleibt, die Polizei hier, die Polizei dort - und überall lauert kriminelles Gesocks... Spannend? Man kanns auch übertreiben. Wenn mir jemand täglich den gleichen Krimi vorliest wirds auch langweilig.

Durch und durch ungewöhnlich

Lorenz, Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 20:44 (vor 6614 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Ich bin noch nie wegen Barfußlaufens von der Polizei kontrolliert oder gar mitgenommen worden, und ich glaube, die meisten hier in diesem Forum können diese Erfahrung bestätigen. Deshalb möchte ich jedem, der gerne barfußlaufen möchte, versichern, dass dabei im Normalfall keinerlei Gefahr von den Ordnungshütern droht!

Der Normalfall besteht darin, dass man sich zwar barfuß, aber in normaler Kleidung in sicheren Bezirken bewegt und dabei normalen Aktivitäten nachgeht. Halbnackt im Araberviertel mag ein Sonderfall sein, so etwas habe ich noch nicht ausprobiert und fühle auch nicht den inneren Drang zu solchen Mutproben.

Barfüßige Grüße von Lorenz

Lebe ich im Paradies???

Paul aus Graz, Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 21:12 (vor 6614 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Langsam glaube ich das.

Die deutlichste Reaktion die ich je erlebt habe (in insgesamt 4 Jahren barfuss) wer die einer verkäufern in einem Schicki-Micke-Jugend-Marken-Mode-Laden, und selbst die hab ich nach ein paar netten Worten wohl nicht mit dem Eindruck hinterlassen einem verrückten begegnet zu sein.

Ansonsten praktisch nur positive Reaktionen, man wird oft nach dem Weg gefragt (scheinbar wird man als harmloser Irrer eingeschätzt, mit Betonung auf harmlos) und kommt mit Leuten ins Gespräch mit denen man sonst keum ein Wort gewechselt hätte - vorgestern mit einem Türken an der Supermarktkasse, war nett.

Ich kann mir nichtmal wirklich ne Situation vorstellen in der ein mir Unbekannter auf der Strasse auch nur die Nase ob meiner Barfüssigkeit rümpft.

Paul

Lebe ich im Paradies???

Patrick, Thursday, 19.10.2006, 19:44 (vor 6613 Tagen) @ Paul aus Graz

Es scheint wirklich so zu sein, dass zumindest in der warmen Jahreszeit mittlerweile das Barfußgehen nicht ungewöhnlich ist; zumindest bin alleine ich diesen Sommer in Graz und Umgebung ungefähr vierzig Leuten ohne Schuhe begegnet. Insgesamt werden es natürlich ein Vielfaches mehr gewesen sein. Interessanterweise waren die Leute zum größten Teil jung und männlich.

Zwangsschuhe!

Jay, Wednesday, 18.10.2006, 21:55 (vor 6614 Tagen) @ Michael aus Zofingen

High Michael,
ich kenn' dich nicht und weiß nicht, wie dein BF in der Öffentlichkeit aussieht. Du bist wahrscheinlich ein sehr provokanter BF, der der Welt zeigt, daß du dich über alles, auch über Temperaturen hinwegsetzen kannst. Dir ist wahrscheinlich folgendes passiert: Irgendein(e) Spinner(in), wahrscheinlich mit BF-Phobie, hat dich gesehen, und dann haben die dich als eine sog. "verwirrte Person" betrachtet (daher der Luxus-Shuttle ins E.-Müller Hospital oder wie das hieß). Das kann dir bei uns auch passieren, insbesondere, wenn du z. B. im Januar in entsprechenden Klamotten rumläufst (Beispiel: unten Schuhe, aber oben nackter Oberkörper oder Muscleshirt). Dann sagt man: Der bringt sich in Gefahr und greift aufgrund von "Dienstvorschriften" und "Ermessungsspielräumen" ein. Bitte werd´ jetzt nicht mein Feind, aber du machst einen Fehler: Du wendest keine Anti-De-Eskalationsstrategien an. Gut, mit T-Shirt ist es natürlich noch schwieriger, aber komm mit "denen" ins Gespräch und mach denen ganz ruhig und sachlich klar, daß du das gewohnt bist und meinetwegen "traniniert" hast (wie's ja auch Inder gibt, die über glühende Kohlen laufen). In der Sache mit den Schuhen: Schrei´ nicht rum, sondern schüttele verwundert den Kopf und setz´ ein huldvolles, mitleidserfülltes Lächeln auf. Stell´ dich jeder Frage und signalisier ihnen: Ich kann was, was ihr nicht könnt, nämlich BF bei niedrigen Temperaturen. Mein Gott, ich bin doch selber restlos Barfuß-durchgeknallt.
Zum Teufel mit Schuhen und Socken! Ich hasse sie!!!
Freundliche Barfußgrüße, Jay

Zwangsschuhe!

Markus U., Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 00:16 (vor 6614 Tagen) @ Jay

High Michael,
ich kenn' dich nicht und weiß nicht, wie dein BF in der Öffentlichkeit aussieht. Du bist wahrscheinlich ein sehr provokanter BF, der der Welt zeigt, daß du dich über alles, auch über Temperaturen hinwegsetzen kannst. Dir ist wahrscheinlich folgendes passiert: Irgendein(e) Spinner(in), wahrscheinlich mit BF-Phobie, hat dich gesehen, und dann haben die dich als eine sog. "verwirrte Person" betrachtet (daher der Luxus-Shuttle ins E.-Müller Hospital oder wie das hieß). Das kann dir bei uns auch passieren, insbesondere, wenn du z. B. im Januar in entsprechenden Klamotten rumläufst (Beispiel: unten Schuhe, aber oben nackter Oberkörper oder Muscleshirt). Dann sagt man: Der bringt sich in Gefahr und greift aufgrund von "Dienstvorschriften" und "Ermessungsspielräumen" ein. Bitte werd´ jetzt nicht mein Feind, aber du machst einen Fehler: Du wendest keine Anti-De-Eskalationsstrategien an. Gut, mit T-Shirt ist es natürlich noch schwieriger, aber komm mit "denen" ins Gespräch und mach denen ganz ruhig und sachlich klar, daß du das gewohnt bist und meinetwegen "traniniert" hast (wie's ja auch Inder gibt, die über glühende Kohlen laufen). In der Sache mit den Schuhen: Schrei´ nicht rum, sondern schüttele verwundert den Kopf und setz´ ein huldvolles, mitleidserfülltes Lächeln auf. Stell´ dich jeder Frage und signalisier ihnen: Ich kann was, was ihr nicht könnt, nämlich BF bei niedrigen Temperaturen. Mein Gott, ich bin doch selber restlos Barfuß-durchgeknallt.
Zum Teufel mit Schuhen und Socken! Ich hasse sie!!!
Freundliche Barfußgrüße, Jay

Hi Jay,

danke für Deinen Beitrag, der so ziemlich meiner Meinung entspricht.
Auch ich hasse Schuhe und Sokken, aber ansonsten liebe ich Kleidung, die der jeweiligen Situation und den Temperaturen angemessen ist; insbesondere trage ich ausschließlich lange Hosen und bin auch obenrum stets hinreichend bedeckt. Ich kenne Michael aus Zofingen persönlich, und ohne ihm nahetreten zu wollen, erregt seine Kleidung Verwunderung, und mir persönlich gefällt sie überhaupt nicht (seine Hosen sind dermaßen kurz, daß sie vielfach für Badehosen gehalten werden). Ich kann jedoch tolerant damit umgehen, und Michael' s Humor und seine Sympathie für Straßenbahnen gefallen mir außerordentlich gut. Daß er Personen, die ihm ganz offensichtlich Böses wollen und ihn sogar grundlos in den Hintern treten, also eine strafbare Körperverletzung begehen, haßt, leuchtet mir ohne weiteres ein, und daß er sie zutreffend als "kriminelles Gesocks" empfindet und bezeichnet, statt "politisch korrekt" rumzusäuseln und auch noch Verständnis für solche Kriminellen zu zeigen (in einem Beitrag wird sogar Michael als der quasi Schuldige dargestellt, weil er es "gewagt" hat, "verbotenes" Terrain zu betreten), findet meine volle Zustimmung. Ich bin zwar ein wenig verwundert, daß er zweimal den gleichen Bericht unter verschiedenen Überschriften gepostet hat und statt dessen offenbar was fehlt, aber trotzdem danke ich ihm dafür, daß er uns immer wieder an seinen Erlebnissen teilhaben läßt.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Zwangsschuhe!

Jay, Thursday, 19.10.2006, 08:47 (vor 6614 Tagen) @ Markus U.

High! Dem Wunsch, daß uns Michael weiterhin berichtet, was so geschieht, schließe ich mich selbstverständlich an und möchte, da zu hastig geschrieben, meine Empfehlung für Optimalverhalten nach Erteilung eines bestimmten Kommandos noch konkretisieren. Man zeige in einer solchen Situation, daß man ein Kavalier ist, der sich zu benehmen weiß und für den auch die Werte deutscher Militärtradition kein geistiges Fremdgut sind. Schallt es also durch die Dienststube: "DIE SCHUUUUHE... LEEEEEEEEEEEEG...............ANN!!!!", so führe man diesen Befehl unverzüglich aus. Man fährt etwas langsam in die Dinger rein, man möchte das ja sorgfältig machen. Währenddessen schüttelt man wechselweise den leicht zur rechten Seite geneigten Kopf, zuckt mit den Achseln, dann wieder Kopfschütteln, dann wieder Achselzucken und abschließend wieder Kopfschütteln. Dabei sieht man seinem Vorgesetzen in die Augen, der Gesichtsausdruck ist teils verwundert, teils huldvoll, teils mitleidserfüllt und ganz leicht lächelnd und antwortet, nicht zu schnell und in dezenter Lautstärke: "Wenn es Sie so wunschlos glücklich macht..."
Ich bin in diesem Forum, das ich zufällig entdeckte, noch relativ neu und würde mich gerne als festen Beitragschreiber registrieren lassen. Da es bei mir keine Email gibt (könnte sich in absehbarer Zeit ändern, hatte ich auch schon versucht, mit dem Chef Kontakt aufzunehmen, bisher nicht mit Erfolg. Was könnte man da machen? Falls M. irgendwas von meiner Replik sauer aufgestoßen ist, bitte irgendwas 'reinsetzen, ich kann allerdings erst morgen antworten und klarstellen (da vor dem 22h-Zeitlimit nicht zu Hause).
Soeben grüße ich. Ich hebe mein linkes Bein (muß allerdings mit den Händen etwas nachhelfen) und führe meine Zehen, die ich ganz gerade halte, bis fast an meine rechte Schläfe.
General Jay aus der BARFUSS-Kaserne in Freising (schiebe gerade Barfußdienst)

???

Markus U., Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 17:45 (vor 6614 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

Mir ist zwar klar, daß dein Beitrag humorvoll gemeint sein sollte, aber ich habe den Sinn nicht recht verstanden. Könntest Du bitte "Klartext" schreiben, damit ich verstehe, was Du damit ausdrükken wolltest?

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

???

Jay, Friday, 20.10.2006, 08:51 (vor 6613 Tagen) @ Markus U.

High Markus,
ich kann mir unmöglich vorstellen, daß hier nicht bekannt ist, worum es geht. Die gedehnten Buchstaben in "die Schuhe leg an" sollten nur eine phonetische Entsprechung sein von (ich schreib' jetzt wieder etwas "phonetischer")"Liinks um! Reechts um! Das Geweehr über! Im Gleichschritt, marsch!" - Da gab und gibt es Organisationen namens Bundeswehr und US Army, die sich auf das Prinzip von "striktem Befehl" und "Gehorsam" gründen. Michael bekam den Befehl zum Schuheanlegen quasi im Kasernenhofstil und ich befürchtete beim Lesen seines Berichtes fast, daß die Typen in diesem 'Hospital'(das Wort steht eigentlich für Gastfreundschaft) sie ihm zwangsweise verpaßt hätten, eben wie eine Zwangsjacke oder ihm das angedroht haben, werde dem Befehl nicht "Folge geleistet". Der Gruß zum Schluß sollte eine Entsprechung des normalen militärischen Grußes sein (Hand wird mit straff und ganz gerade ausgestreckten, aneinanderliegenden Fingern zur Schläfe geführt). Für meine langen Sätze mit dieser gespreizten, rotzfrechen Sprache darf ich mich beinahe schon entschuldigen (stamme aus einer Family, in der es eine Katastrophe war, daß insbesondere ein männlicher Nachfahre keinen Doktorgrad hat, was lange nicht vorkam und dann auch noch dieses ständige BF!)
Kurze und bündige (selbstverständlich freundliche) Barfußgrüße, Jay

Zwangsschuhe!

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 18.10.2006, 23:12 (vor 6614 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Bevor ich etwas zu den vielen Reaktionen sagen will, erstmal eine Frage:

Ich war immer noch in Polizeigewahrsam in Mülhausen...

Wie bist Du denn da hingekommen? Ist Dir beim Erstellen Deiner Beiträge vielleicht ein Fehler unterlaufen? Immerhin hat der Beitrag "Zofinger Verhältnisse in Mülhausen" den gleichen Inhalt, wie Dein zuvor erstellter Beitrag "Barfußspaziergang durch Mülhausen". Fehlt dadurch ein Beitrag?

Ansonsten möchte ich Dir sagen, ohne zu wissen wie Du in diese Situation gekommen bist, dass ich sehr schockiert war, als ich diesen Bericht gelesen habe. Man konnte meinen es berichtet jemand, wie er unter Vortäuschung falscher Tatsachen in die Irrenanstalt gefahren wird. Allein die Tatsache, dass Du diesen Bericht schreiben konntest, machte von Anfang an deutlich, dass es ein gutes Ende nehmen musste. Meines Erachtens hatten die nicht das Recht Dich gegen Deinen Willen festzuhalten und in ein Krankenhaus zu bringen. Es ist aber wahrscheinlich auch nicht unproblematisch, wenn man sich so auffälig aussehend wie Du in ein fremdes Land begibt, wo man noch nicht mal die Sprache beherrscht. Ich hätte das nicht gewagt.
Ich halte es aber auch, wie offensichtlich einige andere auch, für sehr gewagt sich in Deinem typischen Erscheinungsbild in solche sozialen Brennpunkte zu begeben. Hier wäre etwas mehr Vorsicht wohl angebracht. Es ist zwar klar, dass Du auch dort das Recht hast, Dich so zu zeigen, aber es ist halt gefährlich, weil sich dort nicht alle an Recht und Ordnung halten. Es wird wohl sehr gut gewesen sein, dass diese jugendlichen Idioten dort, Dich nicht verstanden haben.

Im übrigen möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich Deine Berichte immer gerne lese, mir Dein Schreibstil und Dein Humor gefällt und ich hoffe, dass Du Dich von irgendwelchen Kritiken, die Deine Ironien nicht verstehen und Dir politische Unkorrektheiten vorwerfen, nicht beeinflussen lässt. Mach weiter so mit Deinen Berichten, aber sei auf Deinen Wanderungen lieber etwas vorsichtiger. Jugendlichen Abschaum zu beschimpfen kann tödlich sein!

Viele Grüße

Ulrich

Richtiger Text: "Zofinger Verhältnisse in Mülhausen"

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 19.10.2006, 06:41 (vor 6614 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

"Wie bist Du denn da hingekommen? Ist Dir beim Erstellen Deiner Beiträge vielleicht ein Fehler unterlaufen? Immerhin hat der Beitrag "Zofinger Verhältnisse in Mülhausen" den gleichen Inhalt, wie Dein zuvor erstellter Beitrag "Barfußspaziergang durch Mülhausen". Fehlt dadurch ein Beitrag?"

Hallo Ulrich,

wie auch Markus U. schon bemerkt hat:
Der Text "Barfußsparziergang durch Mülhausen" war richtig. Beim Beitrag "Zofinger Verhältnisse in Mülhausen" habe ich versehentlich den selben Text noch einmal reinkopiert, wofür ich mich entschuldige. Zum Glück habe ich den Originaltext des "fehlenden Stückes" noch, und der folgt hier (zum Neuschreiben hätte ich keine Lust gehabt):

Zofinger Verhältnisse in Mülhausen

Samstag, 14.10.2006: Ich war barfuß parallel zur Mülhausener Straßenbahnlinie 1 vom Automuseum durch ein kurzes Stück Straße mit "Hinterhofromantik" gewandert. Vor den Häusern lungerten fremdländische Gestalten. Führten auch die etwas gegen mich im Schilde. Zumindest beäugten die mich argwöhnisch. Einige kleinere Kinder schielten auch um die Ecke, traten dann wieder hervor. Ich ging langsam weiter. Plötzlich verschwanden die älteren Kinder, nur die jüngeren blieben stehen. Ein Polizeifahrzeug kam angefahren. Ich nahm an, das die Jugendlichen wohl irgendwas verbrochen haben und nun die Polizei ihnen auf der Spur war. Würde ich nun Zeuge werden, wie sich kriminelle Jugendliche mit Polizisten prügeln?

Die mit 3 Personen besetzte Bullenschleuder der Stadtpolizei hielt an. Erst jetzt wurde mir klar, daß auch französische Polizisten "Zofinger Charakterzüge" haben können. Nicht die Jugendlichen hatte sich die Polizei als Opfer ausgesucht, sondern mich. Ob sich irgendein besorgter Bürger wegen meiner Barfüßigkeit oder/und meiner im Vergleich zu anderen Leuten geringfügig weniger winterlichen Kleidung Gedanken gemacht hat oder ob sich ein Spießer durch meine Aufmachung bedroht fühlte oder ob die Polizei eigenmächtig gehandelt hat, kann ich nicht sagen.

Der Polizist auf dem Beifahrersitz rief mir irgendetwas auf französisch zu, worauf ich antwortete: "Tut mir leid, ich verstehe kein französisch!" Der Beifahrer, ein Polizist, der kurz vor der Pensionierung stehen dürfte, konnte zum Glück deutsch, während die anderen, ein völlig unsympathischer Mann Mitte 30 als Fahrer und eine relativ junge Frau auf dem Rücksitz kein Wort deutsch sprachen. Der Beifahrer sagte: "Haben Sie keine Schuhe? Keine Hose? Keinen Pullover?" "Schuhe habe ich nicht hier, eine lange Hose auch nicht, nur eine Jacke." "Ziehen Sie sich wärmer an!" befahl er. "NEIN!" sagte ich. "Sie ziehen sich jetzt an. Es ist kalt. So etwas trägt man im Sommer am Strand, nicht hier in der Stadt!" "Ist das denn verboten?" fragte ich. Nach einigem Überlegen sagte er: "Nein, das nicht gerade." Worauf ich entgegnete: "Na bitte. Also haben Sie auch nicht das Recht, mir vorzuschreiben, wann ich was anzuziehen habe. Also ziehe ich dann etwas wärmeres an, wenn es MIR zu kalt ist. Würde ich jetzt etwas wärmeres anziehen, hätte ich, wenn es später kälter wird, keine Kleidungsreserven mehr!" "Wie reden Sie überhaupt, Sie sind hier in Frankreich!"

Das ganze verlief etwas mühsam, da der Beamte es noch seinen Kollegen übersetzte. So konnte ich langsam mitteilen, daß ich aus der Schweiz komme, mit dem Fahrrad angereist war, letzteres in der Nähe des Illbergs abgestellt hätte um von dort zu Fuß durch die Stadt zu wandern, wobei ich auch angab, wo ich überall schon war. Er fragte noch: "Und wieso gehen Sie ohne Schuhe?" "Das ist gesund!" "Im Sommer vielleicht. Haben Sie die Schuhe beim Fahrrad gelassen?" "Nein, zu Hause!" "Soso, ohne Schuhe aus der Schweiz, das geht also auch!"

Erst jetzt wollte er den Ausweis sehen. Um uns herum wurde die Schar an fremdländisch aussehenden Kindern größer. Sie ergötzten sich daran, wie die Polizei mich schikanierte. Es dauerte noch eine Zeit, dann mußte ich einsteigen. Bevor der Wagen abfuhr, sprach der alte Polizist noch ein paar freundliche Worte zu den Kindern und Jugendlichen. Sie winkten, als der Wagen abfuhr.

Man hört ja immer von der Kriminalität der Jugendlichen in Frankreichs Großstädten. Mülhausen als kleine Großstadt im Elsaß wurde nie erwähnt, wohl aber das größere Straßburg. Vielleicht ist Mülhausen vergleichsweise friedlich und Arschtritte wie kurz vorher gegen mich sind schon die Ausnahme. Vielleicht ist es Plan der Stadt unter Bürgermeister Bockel, die fremden Leute zu assimilieren anstatt auszugrenzen. Und vielleicht hat deswegen die Stadtpolizei den Auftrag, freundlich zu den Kindern zu sein, damit diese erkennen, daß die Polizei nicht ihr prinzipieller Feind ist. Aber ob es richtig war, mich in Gegenwart der Kinder abzuführen. Auch mir versuchte man früher beizubringen: Die Polizei tut niemanden was, der artig ist. Die Polizei fängt nur die bösen Leute. Wenn dieses Prinzip auch hier gilt, dann könnten die Kinder ja interpretieren, das Leute, die barfuß sind oder/und sonst wie leicht bekleidet sind, böse Menschen sind, da sie ja mit eigenen Augen gesehen haben, wie ein Barfüßer abgeführt wurde. Das könnte zur Folge haben, daß diese Leute nie den Spaß am Barfußlaufen finden. Und für die rabiateren Leute könnte es ein Grund sein, den "bösen" Barfüßern extra in den Arsch zu treten. Da fällt mir ein ähnlicher Fall ein: In der Schweiz gab es mal eine Aktion, in der die Eltern von kleinen Kindern aufgefordert wurden, ihren Kindern beizubringen, daß sie nie mit fremden Menschen mitgehen sollten. Es könnte ein böser Mensch sein. Und abgebildet war die schwarze Silhouette eines Mannes mit Hut. Worauf sich ein Leserbriefschreiber im Rentenalter bitter beklagte, weil Kinder plötzlich einen Bogen um ihn machten und mit dem Finger auf ihn wiesen. Der Mann war nämlich Hutträger, und die Kinder hatten die Silhouette des "bösen Mannes" auf dem Plakat im Kopf. Wie soll ein Kind auch wissen, daß Bosheit nichts damit zu tun hat, ob man einen Hut trägt oder nicht. Und vielleicht könnten die Mülhausener Kinder nackte Füße als "typische Anzeichen für Bosheit" einprägen.

Ich wurde auf die nicht allzu weit entfernte Wache gefahren, einem Komplex, in dem offensichtlich nicht nur die Stadt-, sondern auch die Bundespolizei untergebracht war. In einem Raum mit vergittertem Fenster mußte ich mich setzen, ab und zu weitere Fragen. Meistens aber stand der "alte Schroter" breitbeinig wie John Wayne im Türrahmen, während in anderen Räumen seine Kollegen telefonisch oder wer weiß wie Auskünfte über mich einzuholen versuchten. Würden sie Kontakt mit der Zofinger Polizei aufnehmen, wo ich ja längst als Barfüßer berüchtigt bin? Oder geht das nicht, weil die Schweiz kein EU-Staat ist. In Frankreich war ich ja noch nie vorher in eine Polizeikontrolle geraten, dafür aber im anderen EU-Staat Deutschland. Die schlechte Laune, die ich nach dem Arschtritt durch jugendliches Gesocks bekommen hatte, war mittlerweile einer gewissen Schadenfreude gewichen. Ich hatte ja nichts getan, was verboten war, nicht einmal in Frankreich. Ich rechnete damit, daß irgendwann Entwarnung kommen würde und ich die Wache verlassen dürfte. Oder daß man mich zum Standplatz meines Velos fahren würde.

Aber es kam ganz anders.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Zwangsschuhe!

Mark, Thursday, 19.10.2006, 10:14 (vor 6614 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Lieber Michael

Durch die vielen Postings und auch, weil ich Dich - vermutlich - in Zofingen mal gesehen hab, verwundert es mich nicht, dass Du Dich in solche Situationen manövrierst.

Allerdings verwundert mich der Titel Deines Beitrages etwas. Hast Du denn ein solches Vorgehen schon mal in Zofingen miterlebt, dass Du Zofingen mit dem Ghetto Mülhausens vergleichst.
Da Du (Papierchen)-Schweizer bist, finde ich es schon etwas seltsam, wie Du über Dein Gastland schreibst. Es ist übrigens kein Muss, in Zofingen oder in der Schweiz zu leben.

Allerdings finde ich die Ausländerpolitik der Grünen und Netten auch zum kotzen. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich bei einigen "Gästen" etwas härter durchgreifen und diese ausschaffen - egal wohin, hauptsache weg! Frankreich sollte dies wohl auch in Erwägung ziehen.

Mark

Vergleich

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 20.10.2006, 13:06 (vor 6613 Tagen) @ Mark

Hallo Mark,

Du schriebst: "Allerdings verwundert mich der Titel Deines Beitrages etwas. Hast Du denn ein solches Vorgehen schon mal in Zofingen miterlebt, dass Du Zofingen mit dem Ghetto Mülhausens vergleichst."

Da Du möglicherweise dieses Forum noch nicht so lange kennst und niemand erwartet, daß Du im Archiv nach irgendetwas suchst, hier ein Beitrag von März 2005:

index.php?id=994245596

Das ist aber nicht alles. Im Oktober desselben Jahres passierte etwas viel schlimmeres. Da dieses nichts mit barfuß zu tun hatte, habe ich darüber auch nicht im Forum geschrieben. In der näheren Umgebung wurde ein spielendes Kind von einem "Grüsel" angefallen. Glücklicherweise tauchte ein Nachbar auf, so daß das Kind nicht weiter verletzt wurde. Der "Grüsel" suchte das weite, die Polizei wurde gerufen.
Wenige Minuten, nachdem ich an einem Freitag von meinem Arbeitsplatz nach Hause gekommen war (und somit von der Dienstkleidung gerade die Krawatte abgelegt hatte), erschien die Kantonspolizei, die mich auf die Polizeistation am Bahnhof mitnahm. Ich wurde vom selben Typen vernommen wie im März. Dieser Mensch hatte also mich verdächtigt, etwa mit der Begründung: Wer so verrückt ist, bei tiefer Temperatur barfuß und in eher leichter Kleidung unterwegs ist, der ist geradezu dazu prädestiniert, ein Triebtäter zu sein. Der Täter, war übrigens nicht barfuß oder sonst wie auffällig gekleidet, was jedoch kein Entlastungsgrund für mich war. "Eine derart grauenvolle Tat in so auffälliger Kleidung durchzuführen macht doch niemand. So dumm sind nicht einmal Sie!"
Ich durfte in der Zelle übernachten. Der wahre Täter gestand übrigens seine Tat. Trotzdem wurde ich noch ein paar Stunden "zwecks weiterer Abklärungen" behalten, bevor ich nach Hause durfte.

Welches Vorgehen der Ordnungshüter ist nun schlimmer, das in Zofingen oder das in Mülhausen? Das kannst Du selber entscheiden. Obwohl auch ich weiß daß längst nicht alle Polizisten so gemein sind wie dieser Schroter, der mich derart verdächtigte, so ist es sicher nachvollziehbar, daß ich vorgewarnt bin, wenn mir ein Streifenwagen begegnet.

Zu Deiner Bemerkung: "Da Du (Papierchen)-Schweizer bist, finde ich es schon etwas seltsam, wie Du über Dein Gastland schreibst. Es ist übrigens kein Muss, in Zofingen oder in der Schweiz zu leben."

Dem letzten Satz kann ich zustimmen. Als freier Schweizer Bürger kann ich mich überall in der Schweiz niederlassen und im Ausland muß ich mich den dortigen Gegebenheiten anpassen. Und wo ich mich niederlasse, das hängt von vielen Faktoren ab. Aus heutiger Sicht würde ich ohne Not nicht freiwillig in ein Land oder eine Region ziehen, in denen das Barfußlaufen oder das Tragen von kurzen Hosen, kurzärmeliger Oberbekleidung verboten und das Tragen einer Kopfbedeckung obligatorisch ist. Und Gegenden, in denen es zwar nicht verboten ist, aber aus klimatischen Gründen nicht oder nur während einer kurzen Periode (z.B. Grönland, Fichtelgebirge) möglich, kommen auch nicht in die Tüte. Daß ich in Zofingen einen Beruf habe, der mir gefällt und das Betriebsklima eher gut ist, obwohl ich dort Schuhe tragen muß, ist sicher auch ein Grund. Immerhin ist es der Firma völlig schnurz, ob ich in der FREIZEIT Schuhe trage oder nicht. Was will ich mehr?

Natürlich gibt es überall Haken und Ösen. Würdest Du etwa den Arbeitsplatz wechseln, wenn Dir die Arbeit gefällt, alle Arbeitskollegen sympathisch, jedoch eine einzige Putzfrau unsympathisch? Wohl kaum. Und genauso werde ich auch den Zofinger Raum nicht verlassen, nur weil es dort eine Polizei gibt mit einem besonders hinterhältigen Schroter. Dieser Mann ist für die Zofinger Gegend genauso unbedeutend wie die einzelne Putzfrau in einem großen Unternehmen. Wegen eines korrupten Polizisten die Gegend verlassen wäre sich dem Unrecht beugen. Aber das werde ich nicht!

Du bezeichnest mich als "Papierchenschweizer". Das bedeutet, daß ich genau die gleichen Rechte und Pflichten habe wie ein gebürtiger Schweizer. Willst Du mir das aberkennen? Habe ich denn weniger Rechte? Oder mehr Pflichten? Oder mache ich etwas nicht was meine Pflicht wäre? Die Behörden waren der Meinung, daß ich die Bedingungen der Einbürgerung erfüllte. Da spielt es keine Rolle, ob man in der Freizeit barfuß läuft oder nicht. Aber was hast Du gegen Papierchenschweizer? Wenn die Einbürgerung an der Urne stattgefunden hätte und Du hättest entscheiden müssen ob ich Schweizer werden darf oder nicht, hättest Du sicher mit "Nein" gestimmt. Wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob aus prinzipiellen Gründen oder aufgrund der Tatsache, daß Du vielleicht neidisch bist, weil ich vielleicht etwas kälteresistenter bin und auch dann noch barfuß bin, wenn es Dir vielleicht schon zu kalt ist.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Zwangsschuhe!

KaiL, Thursday, 19.10.2006, 21:36 (vor 6613 Tagen) @ Michael aus Zofingen

hast du dich eigentlich mal gefragt, wieso sowas nur dir und dann auch noch so oft passiert?

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