heftiger Widerspruch! (Hobby? Barfuß! 2)
Hi!
Wie ich sehe führt diese Diskussion zu nichts. Die meisten von euch haben das Barfusslaufen für sich entdeckt und sie wollen das Geheimnis auch für sich behalten, ausser jemand anders kommt zufällig selber drauf. Wie Gerhard Zirkel schreibt: "Werbung fürs Barfusslaufen? Was hätten wir davon?"
Dieser ziemlich resignierte und traurige Beitrag provoziert mich zu heftigem Widerspruch.
Natürlich habe ich das Barfußlaufen für mich entdeckt, und zwar dadurch, daß ich draußen einfach barfuß laufe. Anders geht es wohl auch schwerlich. Ein Geheimnis ist es indessen keineswegs, denn ich gehe nicht heimlich barfuß. Jeder, der mich kennt, kann es sehen, und in diesem Forum bekenne ich mich öffentlich dazu.
Das "junge Konsumvolk" habt ihr ja eh abgeschrieben. Und Sponsoren für "Barfuss" zu finden, ist wohl kaum möglich, solange noch niemand eine Geschäftsidee für ein Barfuss-Hotel oder sowas ins Auge gefasst hat.
Anscheinend gilt in Deinen Augen nur als gut, was gut vermarktet wird. Ich dagegen liebe am meisten die kostenlosen Freuden des Lebens, frische Walnüsse, die ich gleich unterm Baume aufklaube, desgleichen Eßkastanien (die werden aber erst im Oktober reif) und eben auch das Barfußlaufen. Schon bei dem Gedanken, eine so nyatürliche, unschuldige und schöne Sache wie das Barfußgehen zu vermarkten und "auf dem Altare des Mammon" kapitalistisch auszuschlachten, erfaßt mich Ekel.
Als Wirtschaftsstudent kann ich nun mal Marketing nicht verteufeln, weil es in der Welt immer vorwärts geht und keiner das Rad der Zeit zurückdrehen kann. Es bringt nichts, der Jugend mit erhobenem Zeigefinger und in einer biederen Aufmachung zu sagen, sie sollen doch lieber selber denken als den multimedialen, emotional toll gemachten Kampagnen der Werbeindustrie hinterherzulaufen. Wer die Leute für so eigenständig und intelligent hält ist einfach naiv.
Ich war auch mal jung, aber ich hatte schon immer sehr eigenständige und eigenwillige Gedanken, von denen ich überzeugt war und überzeugen wollte. Manchmal gelang es mir, zumeist aber wollten meine Menschen davon nix wissen. Von der Richtigkeit meiner Gedanken überzeugt, war ich gegebenenfalls auch bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen, denn ich hatte das gute Bewußtsein, die richtige, auf eigenen Gedanken beruhende Meinung zu vertreten. Freilich war ich auch immer bereit, andere Meinungen zu hören und gegebenenfalls zu übernehmen, freilich nur, wenn sie überzeugwendvorgetragen und begründet wurden. Diese Fähigkeit hatte ich auch schon als Kind und Jugendlicher.
Die "multimedialen, emotional toll gemachten Kampagnen der Werbeindustrie" haben bei mir nie das Bedürfnis geweckt, ihnen "hinterherzulaufen". Ich fand sie vielmehr abstoßend.
Menschen (und besonders Teenies) sind Lemminge mit Gruppenzwang und Herdentrieb, die krampfhaft nach Vorbildern suchen. Ich habe einen jungen Bruder (18). Der läuft zwar manchmal zu Hause in Socken rum, aber wenn Besuch kommt, nur mit Sneakers, weil er meint, barfuss sehe halt nicht cool aus...
Da hast Du Dir selbst Dein eigenes, in meinen Augen äußerst armseliges Zeugnis ausgestellt. Ich wollte nie im Leben ein Lemming sein, der begriffslos in einer Herde mitläuft, sich von seinen Artgenossen durch nichts unterscheidet (was macht denn dann das eigene Selbst aus?) und sich schließlich mit der ganzen Herde fröhlich ins Wasser und in den eigenen Tod stürzt.
Wahrscheinlich gibt es genau aus diesem Grund so wenig Barfüssler nach dem Teenie-Alter: Die Kinder machen noch, was ihnen die Eltern vormachen aber für Teenies lösen MTV, Tokio Hotel usw. die Eltern als Vorbilder ab und die Eltern kapitulieren genauso, weil sie sich nicht mit den modernen Kommunikations- und Werbeformen auseinandersetzen wollen.
Den Lebensstil der Eltern kritisch zu hinterfragen ist sicher nicht falsch (hab ich auch gemacht, meine Eltern können sich bis heute nicht mit meinen langen Haaren abfinden), aber an MTV & Tokio Hotel oder so kann ich nun weiß Gott nix Vorbildliches sehen. Aber vielleicht ist es das Beste, der Jugend einfach ihren Lauf zu lassen und selber an dem festzuhalten, was man selbst als richtig und bewährt erkannt hat.
Es wäre eben schön, wenn die Leute, die schon so tolle Domainnamen wie barfuss.net, barfuss.ch oder barefooters.org besitzen, etwas mehr draus machen würden. Natürlich ist eine Internetseite nicht die einzige Kontaktform. Aber wo sonst könnte man so günstig so viele Leute begeistern und unverbindlich Kontakte knüpfen? In eurem Disclaimer schreibt ihr ja das Ziel des Forums sei "das Barfusslaufen in jeder Hinsicht zu fördern".
barefooters.org hat sicher viele 1000 Besucher und die meisten kriegen wohl das grosse Gähnen bei der Site. Wäre unter so einer guten Adresse eine richtige Community, dann hätte die sicher innert kurzer Zeit eine riesige Mitgliederzahl und man könnte viele interessante Leute treffen. Aber da sitzen wohl auch ein paar Individualisten, denen es sch*** egal ist, wer sonst noch mit macht.
Naja, nichts für ungut! Jedenfalls toll, dass es überhaupt ein Forum gibt und sich jemand die Zeit nimmt, das zu moderieren, auch wenn man hier nirgends lesen kann, wer das eigentlich ist (Kontakt under construction, kein Impressum, keine Team-Seite oder Mitgliederliste).
Thanks to anybody (anyfoot)! Wenn ich mal Papa werde, schau ich wieder rein...
Stefan
Mir genügt es, daß man hier Erfahrungen & Meinungen austauschen, Berichte verfassen und lesen kann, und ich habe durch dieses Forum sehr viel gelernt, unter anderem, daß es auch im Winter möglich ist, barfuß zu laufen, und ich habe durch dieses Forum Kontakte zu Leuten geknüpft, die ebenso gerne wie ich barfuß laufen, denn die Wahrscheinlichkeit, zufällig so jemanden kennenzulernen, ist ja leider sehr gering. So aber habe ich sogar richtige Freunde dank dieses Forums gefunden, und ich habe das Selbstbewußtsein bekommen, ganz selbstverständlich in solchen Zusammenhängen barfuß zu laufen, in denen ich es sonst wohl bis heute nicht täte. Freilich muß ich dazu sagen, daß ich die Sehnsucht, froh und frei barfuß durch die welt zu gehen, schon immer hatte, und dieses Forum im wesentlichen nur brachte, um Ermutigung zu bekommen, diese Sehnsucht auch leben zu können, und das genügt mir.
Ich weiß aber auch, daß der Kapitalismus in erster Linie davon lebt, geldwerte Bedürfnisse zu wekken. Schon das macht ihn mir für immer suspekt.
Und noch etwas Wichtiges: Für mich ist das Barfußlaufen nicht ein irgendwie gearteter Trend, sondern eine Lebensphilosophie. Eine solche läßt sich aber nur denken, niemals vermarkten.
Barfuß,
Markus U.