Ein böser Siech in Aktion! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 28.08.2006, 15:41 (vor 6601 Tagen)

Ich hatte mein barfüßiges "Eisenbahnprogramm" in Rorschach (bis auf die Rückfahrt natürlich) abgehakt und wollte nun zu den Sandskulpturen. Unmittelbar vor dem Seerestaurant, auf dessen Terrasse recht viel Leute saßen kam mir eine Gruppe behinderter Leute mit ihren Betreuern entgegen. Einer der Behinderten blieb stehen, starrte in meine Richtung. War es etwa meine Barfüßigkeit? Bei solchen Leuten kann man ja nie wissen. Plötzlich fing er an zu winken. Mein Winken galt aber nicht mir. Er winkte nur dem Dampfzug zu, der vorüberfuhr und aus dem auch etliche fröhliche Fahrgäste winkten.

Ich winkte zwar nicht, jedoch schaute auch ich dem Dampfzug nach. Als ich mich umdrehte und weiter wollte, bekam ich mit, wie ein etwa sechzigjähriger Gast in 7/8-Hosen, Sandalen und beigen Socken sich an einen Betreuer wandte und ihn mit lauter Stimme anschnauzte. Dem Dialekt nach würde ich ihn in die ehemalige DDR einordnen, aber da kann ich mich täuschen. Mit hochrotem Kopf sprach er: "Was fällt Ihnen ein, diese Krüppel ausgerechnet hier rumzuführen! Machen Sie es gefälligst in der Wüste, nämlich dort, wo es niemanden stört. Ich bin hier, um mich im Urlaub zu erholen und da will ich so was nicht sehen. In meinem Land sieht man so was nicht!"

Der junge Betreuer blickte erschreckt drein, dann sagte er: "Wenn Sie mir sagen, wo es hier eine Wüste gibt, bitte!" Darauf ergrimmte der Spießer noch mehr und rief: "Wenn Sie hier nicht sofort verschwinden, dann rufe ich die Polizei." Die Gruppe entfernte sich und ich warf diesem intoleranten Menschen einen giftigen Blick zu. Dann schrie er: "Und Sie mit Ihren Käsefüßen verschwinden auch!" Das hatte ich auch vor, denn im Gegensatz zu den Sandskulpturen, den Dampfzügen usw. war er wirklich keine Schönheit, die man länger betrachten muß. Und anlegen wollte ich mich mit dem Mann auch nicht, immerhin befand er sich Gast auf der Terrasse eines Restaurants, ich auf einem öffentlichen Weg.

Dabei ist der Mann selber Gast in einem fremden Land. Was fällt ihm ein, hier in der Schweiz den großen Zampano herauszukehren? Ist er vielleicht selber in einem unqualifizierten Beruf tätig, etwa Türsteher vor irgendeinem Museum, wo er den Wichtigtuer spielen kann. Gegenüber Leuten, die noch weniger sind als er, etwa Barfüßer, Behinderte? Auch wenn es doch einen Unterschied ausmacht, ob man behindert ist oder barfuß, so kann ich mir durchaus vorstellen, daß es Spießer gibt, dei beim Anblick eines Barfüßer, speziell eines solchen in kurzen Hosen, sich ebenso gestört fühlt wie dieser Mensch beim Anblick einer Gruppe behinderter Leute.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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