Kleidung bei kühlen Temperaturen (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Sabrina,
ob etwas zueinander "paßt" oder nicht, ist rein subjektiv. Für einen "typischen Spießer" paßt barfuß außerhalb von Strand, Bett und Badewanne zu gar nichts. Andere wiederum glauben, kurze Hosen passen nur zu kleinen Kindern. Noch andere finden die Kombination Sandalen und Socken unpassend. Und zum Dienstanzug soll man gefälligst Strümpfe tragen, die mindestens bis zum Knie gehen. Das Wort "Stilbruch" sollte es eigentlich nicht geben.
Nur weil irgendein Modepapst eine Kombination zweckmäßig oder unzweckmäßig findet, muß es noch lange nicht Gesetz werden. Wenn sich Leute dem Modediktat freiwillig beugen, ist es deren Sache. und wenn man sich aus beruflichen Gründen irgendwelchen Anzugsvorschriften beugen muß, ist es halt Schicksal. Da kann man theoretisch abwägen, was einem wichtiger ist: der Beruf oder die Mode.
Ich halte es aber für genauso intolerant, wenn man einem Lebenspartner eine bestimmte Kleidung vorschreibt, die er absolut nicht mag, wie wenn man ihm Barfußlaufen verbietet oder ihn zum Barfußlaufen zwingt. Selbstverständlich ist es erlaubt, einen versuchen zu überzeugen.
Wenn einer gerne barfuß läuft, und das auch bei Temperaturen, bei dem ihm ohne Mütze die Ohren abfallen würden, warum sollte man bei ihm das Barfußlaufen nicht tolerieren, nur weil eine Mütze nicht dazu paßt? Oder ihn gar nötigen, trotz Kälte ohne Mütze rumlaufen zu lassen und eine Mittelohrentzündung zu riskieren? Die Kälteempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Und wer an den Füßen eher unempfindlich ist, muß es an den Händen, an den Beinen, am Oberkörper oder am Kopf noch lange nicht sein.
Was ich auch schon im Forum gehört habe, aber nicht nachvollziehen kann, sind Sätze wie: "Wenn einer solche Figur hat, darf er diese Kleidung nicht tragen, sollte er nicht barfuß laufen!" Auch das wäre Intoleranz. Barfußlaufen sollte nicht den Leuten vorbehalten bleiben, die keinerlei "Makel" haben. Schlimm genug, daß sich manch einer wegen Nagelpilz, amputierten Zehen usw. nicht barfuß auf die Straße traut. Oder mit Krampfadern und Bauchansatz an den Strand. Schlimm genug, daß solche Leute mehr gehänselt werden als solche mit "Idealfigur" unter ansonsten gleichen Bedingungen.
Der Sturz vom Fahrrad am letzten Wochenende war für mich kein Grund, gestern beim Radfahren irgendwelche Kleidung anzuziehen, die sämtliche Wunden bedeckt. Zwar haben einige Leute mehr gestarrt als üblich, aber was soll's. Wer Fahrrad fährt, muß halt mit Stürzen rechnen, und ebenso mit Schürfwunden.
Ich vermute mal, daß die Kombination "unmöglicher" Kleidungsstücke auch zu vermehrtem Ärger mit Polizeischergen kommen kann. Wenn bei 25°C ein Mann in langen Jeans und barfuß durch die Fußgängerzone läuft, wird kaum die Polizei eingreifen. Auch nicht, wenn er in kurzen Hosen und barfuß geht. Oder in kurzen Hosen und irgendwelche Schuhe, egal ob mit oder ohne Socken. Wenn er aber kurze Hosen und Socken, jedoch keine Schuhe trägt, wird die Polizei aktiv. Bei langen Hosen und Socken ohne Schuhe nicht, da es weniger auffällt. Wenn ein Mann im Hochsommer in Anzug und Krawatte durch die Stadt läuft, regt sich auch keiner auch. Wenn er aber Jackett und Krawatte trägt, dazu aber kurze Hosen, dann greifen sofort die Polizisten ein, unabhängig ob der Mann barfuß läuft oder Schuhe trägt. Den Beamten scheint der Stilbruch doch zu groß zu sein. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Beamten den Mann dann zwingen, entweder lange Hosen anzuziehen oder (falls er keine dabei hat) wenigstens die Krawatte abzunehmen und das Jackett auszuziehen. Eine Sache, die bedenklich ist in einem Staat, der kein Polizeistaat sein will.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen