Wanderung an der Loisach (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 27.07.2006, 20:43 (vor 6698 Tagen)

Hi zusammen,

heute traf ich mich um 10.32 Uhr mit Leo am Münchener Hauptbahnhof; unser Ziel war Penzberg. In Tutzing, wo wir umsteigen mußten, trafen wir Eva und den kleinen Thilo. Eva war selbstverständlich barfuß, während Thilo sich offensichtlich eher seinen Vater (der nicht zugegen war) zum Vorbild nimmt und wie dieser lieber Sokken und Sandalen trägt. In Penzberg erwartete uns Lorenz am Bahnhof.

Da es sehr warm war, äußerte Leo den Wunsch nach einem kühlen Bade, und Lorenz wußte auch einen See, der dazu geeignet gewesen wäre. Dieser lag freilich nicht an der vorgesehenen Wanderroute, und der Weg dorthin war dem Vernehmen nach auch nicht gut mit Kinderwagen zu begehen, so daß wir nach kurzer Diskussion einstimmig beschlossen, den von Lorenz vorgesehenen Weg, der großenteils an der Loisach entlang führte, zu gehen, zumal es dort zwei Einkehrmöglichkeiten geben sollte. Zuerst gingen wir, nachdem wir den Ort verlassen hatten, durch Wiesen und teilweise auch sumpfiges Gelände, kamen auch an einem Bauernhof vorbei, wo der Bauer seine Rinder stets im Stall hält und auch seine Kinder nie barfuß gehen läßt. Hier entspann sich eine nette Unterhaltung über die Analogie zwischen den Freiheiten für Rinder wie für Kinder in bäuerlich geprägten Haushalten, da andere Bauern, die ihren Rindviechern freien Auslauf auf der Weide gönnen, dem Vernehmen nach auch ihren Kindern mehr barfüßige Freiheiten zugestehen, was beiden jeweils viel wohler bekommt als Stallhaltung bzw. Schuhzwang.

Schon bald hatten wir das erste der beiden Lokale erreicht und machten dort einmütig Rast unter Sonnenschirmen. Da es sich um ein typisch oberbayrisches Lokal mit freundlicher Bedienung handelte, bestellte ich mir auch ein typisch oberbayrisches Gericht (Bierbratl mit Kartoffelknödeln) von der Tageskarte, während die anderen Salate bevorzugten, und für Thilo gab es Spätzle. Zwei Radler schmeckten mir sehr gut zum Essen, da ich auch Durst verspürte (was die anderen tranken, weiß ich nicht mehr).

Nach dem Essen gingen wir weiter und kamen auch bald zur Loisach, deren Lauf wir folgten. An der Loisach gab es infolge eines gewissen Baumbestandes Schatten, welchen wir genossen. Leider gab es auch viele Bremsen, und wir mußten immer wieder welche totschlagen. Der Anblick zahlreicher prächtiger Schmetterlinge bot freilich eine gewisse Entschädigung für diese Belästigung.

für Andi35: ab hier bitte nicht weiterlesen

Alsdann wollten Lorenz, Leo und ich in der Loisach baden. Sobald wir eine geeignete Stelle gefunden hatten, entledigten wir uns unserer sämtlichen Kleidung und begaben uns nackt in die kühlen Fluten. Um nicht abgetrieben zu werden, schwammen wir gegen den Strom und ließen uns von der Strömumg zurücktreiben. Obwohl die Loisach bei Penzberg einen ruhigen Eindruck macht, ist die Strömung vor allem in der Mitte ziemlich stark, und auch die Ufer fallen steil ab.
Nachdem wir genug gebadet hatten, wollten wir nicht unnötig Zeit mit dem Trocknen verlieren, und so wanderten wir einfach nakkert weiter. Obwohl ich gern nackt bade, war ich noch nie nackt gewandert, und die "Barfußwanderung der etwas anderen Art" bereitete mir viel Genuß. Vereinzelt begegneten wir zwar Jugendlichen, aber diese grüßten freundlich, und ich dachte mir, daß man in Oberbayern vor allem in Gewässernähe ein herrlich natürliches, tolerantes und unverkrampftes Verhältnis gegenüber Nakkerten, die wie wir offensichtlich niemanden provozieren, hat. An einer anderen Stelle wiederholten wir unser Bad in der Loisach, und an dieser zweiten Stelle gefiel es mir sogar noch bessser, da man sich hier an einem Baum, der im Wasser stand, bzw. an dessen totem Geäst festhalten konnte. Auch von hier aus wanderten wir erstmal nackt weiter, bis wir uns einer Stelle, die nach Lorenzens Erfahrung von der örtlichen Jugend stark frequentiert wird (was wir auch bestätigt fanden) näherten. Kurz bevor wir zu besagter Stelle kamen, zogen wir uns wieder an, und wiederum wenige hundert Meter weiter kamen wir zu dem zweiten Lokal, das jedoch geschlossen war. Daraufhin beschlossen wir, in den Ort Penzberg zu gehen und dort einen Biergarten unweit des Bahnhofes aufzusuchen. Da wir alle von Hitze, Durst und einer gewissen Erschöpfung geplagt waren (auch ein kühles Bad in der Loisach hält bei Temperaturen von über 30° C nicht lange vor), verzichteten wir darauf, noch ein Stückweit durch den Wald zu laufen, und folgten statt dessen der Straße.

Schließlich langten wir im Biergarten an, wo wir uns im Schatten der Kastanienbäume niedersetzten, etwas tranken (ich bestellte mir wieder zwei Radler) und gemütlich beisammensaßen, bevor wir dann zum Bahnhof gingen. Nun hieß wieder, sich nacheinander von allen zu verabschieden: am Bahnhof in Penzberg von Lorenz, am Bahnhof in Tutzing von Eva und Thilo und schließlich am Münchener Hauptbahnhof von Leo. Lorenz meint zwar mit einer gewissen Berechtigung, daß die beste Zeit für Barfußwanderungen die "Übergangszeit" mit Temperaturen um 20° C sei, aber zum einen war der vergangene Winter nicht von Übergangszeiten umrahmt (es war schlagartig sehr kalt und dann ebenso schlagartig heiß geworden), und zweitens kann auch eine Wanderung im Hochsommer schön sein, wenn man wie wir heute das Beste draus macht. Ich habe den heutigen Tag sehr genossen und bedanke mich daher ganz herzlich bei Lorenz, Eva, Thilo und Leo.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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