Barfuß im Kaufhaus (Hobby? Barfuß! 2)
".....und zum anderen geht ganz allgemein der Trend wieder mehr zu "förmlicher" Kleidung. Barfuß gilt als "schlechter Stil", ohne jetzt explizit verboten zu sein."
Hallo Detlev,
und manche Leute haben derartige Probleme mit dem "schlechten Stil" anderer (der weder verboten ist, noch obendrein niemanden schadet), daß sie sogar böse Briefe an die Leute, die den "schlechten Stil" pflegen, schreiben. Mit Datum vom 19.6.2006 erhielt ich aus einer Nachbargemeinde Post von einer Person, die nicht im Telefonbuch steht:
"Wieder haben Sie sich Ihrem Hobby verschrieben, einen Leserbrief zu schreiben, diesmal in der Migros Zeitung. Zum Thema Einsiedler, es steht Ihnen frei, nach Einsiedeln zu pilgern, aber barfuss und mit Ihren kurzen "Höseli" und natürlich müssten Sie dann auf Ihr Gehalt in Zofingen verzichten. Wenn es Ihnen so schwer fällt, unsern Behörden Gehör zu schenken, können Sie jederzeit ihr Rucksäckli packen und wieder in den grossen Kanton zurückkehren, niemand wird Sie zurückhalten, nur müssen Sie dann bereit sein, dass man Sie unterwegs abfasst und in eine Psychiatrische Klinik einweisen wird. Nun, ich rate Ihnen, sich in Zofingen und anderswo zu assimilieren, nicht wegen dem Lohn, den Sie hier beziehen, sondern um etwas weniger Ärgernis zu erregen."
Ob diese Person den richtigen Namen angegeben hat oder einen Phantasienamen, sei mal dahingestellt. Aber woher weiß dieser Mensch so viel über mich? Was fällt diesem Spießer ein, mich mit einem Kriminellen gleichzusetzen? Wie kommt er darauf, daß ich den Schweizer Behörden kein Gehör schenke. Ich gehe in der Schweiz einer geregelten Arbeit nach, bezahle meine Steuern, begehe keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten, sondern laufe nur gerne barfuß und trage am liebsten dazu kurze Hosen. Beides ist nicht verboten, aber dieser Spießer sieht darin ein Ärgernis.
Dabei ging es um einen Artikel, der zwar nicht von Barfüßern handelt, dafür von einem Emeriten, der irgendwo im Aargau auf SEINEM Grund und Boden in einer Hütte ohne Strom handelt. Auch er tut nichts verbotenes, jedoch auch er gehört wie wir Barfüßer (und bis vor kurzem noch der Bär "Bruno") zu einer Minderheit.
Der Eremit hatte wegen seines eigenwilligen Verhaltens Ärger mit Behörden und bösen Nachbarn, denen es nicht gefällt und die daher den frömmsten nicht in Frieden leben lassen wollen. Auch viele von uns Barfüßern haben ab und zu Ärger mit Türstehern, "Toilettentieftauchern", Spießern und Schrotern. Und Bruno der Bär wurde sogar von einem blutrünstigen Menschen in die ewigen Jagdgründe geschickt.
Wen überrascht es, wenn meine Sympathie (und vermutlich auch die vieler anderer Barfüßer) auf Seiten des Eremiten steht und nicht auf Seiten der bösen Nachbarn (genau so wie mehr Barfüßer um den armen Bruno trauern als sie dessen Mörder als Helden hochleben lassen). Und da es in der Schweiz ein Recht auf Meinungsfreiheit gibt, ließ ich mir es nicht nehmen, folgenden Leserbrief zu schreiben:
Obwohl auch in diesem Brief nie das Wort "barfuß" vorkommt, wußte der intolerante Spießer von meiner "Marotte". Ich werfe ihm ja auch nicht vor, wenn er lieber fett beschuht, mit langen Hosen und womöglich mit Mütze herumläuft, als freiem Bürger steht ihm es genauso zu. Und wenn er mich auf der Straße nicht grüßt, dann ist mir es auch egal. Aber einem bewußt Schaden zufügen zu wollen, das geht doch zu weit.
Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen