Urin und Drogen! (Hobby? Barfuß! 2)
Also ich kann JohnK nur absolut zustimmen. Erstens war der berühmt-berüchtigte Bahnhof-Zoo-Film schon zu seiner Zeit deutlich überzeichnet und wohl eher für ein Westdeutsches als ein Berliner Publikum gedacht, außerdem sind inzwischen auch schon einige Jahre ins Land gegangen.
In ihrem Roman erzählt die _clean gewordene_ Christiane F. - Andi, wusstest du das? - von ihrer eigenen Drogenerfahrung am und um den Bahnhof Zoo. Die Verfilmung kann nicht umhin, diese der Beschreibung nach treu zu schildern.
Das ist aber nur ein Aspekt eines Bahnhofs: Hier halten sich nämlich nicht nur Junkies, Dealer, Prostituierte, Schmuggler oder Geheimagenten auf, sondern auch Eisenbahner und ganz normale Reisende. Das sind sogar die meisten, am Bahnhof Zoo wie an jedem anderen Bahnhof!
Manche kleinen Dorfbahnhöfe, die nur mit einem Fahrkartenautomaten und einer Sitzbank ausgestattet sind und wo jeden Tag höchstens nur zehn Züge halten und deshalb meistens keine Menschen zu sehen sind, eignen sich m.E. für das Drogendealen sogar viel besser als ein großer Bahnhof, wo es rund um die Uhr was los ist.
Und Leute wie Andi35 glauben dann das alles noch...
"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" ist sicher ein sehr interessanter und lehrreicher Film, aber Andi35 sollte sich auch andere Filme anschauen, wie z. B. "Die Ahnungslosen" von Ferzan Özpetek oder "Alles über meine Mutter" von Pedro Almodóvar.
Die obigen Regisseure schildern in ihren Filmen auch das Leben in manchen sogenannten Randszenen, und betonen dabei auch sehr klar und deutlich, dass bei diesen Aussteiger - oder wie die Sprache der Vorurteile sie auch immer bezeichnen will - Solidarität, Zuwendung, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit herrschen, d.h. Werte, die die sogenannte "anständige Gesellschaft" oft verlernt zu haben scheint.
Ich bin auch oft und gerne barfuß am Bahnhof Zoo und genieße es sehr, dort die verschiedenen Fliesen, Böden usw. zu spüren. Ich würde auch jedem Berlin-Besucher einen barfüßigen Bahnhof-Zoo-Besuch empfehlen, schon allein wegen der wunderbar schwarz gefärbten Fußsohlen danach.
Ich bin auch öfter und problemlos barfuß auf den Bahnsteigen des Bahnhofs Zoo auf und ab flaniert, aber ich muss gestehen, dass ich mich gefreut habe, als der Zug kam, um interessantere Ecken Berlins erreichen zu können, um sie natürlich barfuß zu erleben.
Liebe Grüße aus Italien.
Tiziana