Seit einigen Tagen lese ich höchst interessiert in diesem Forum, auf das ich eher zufällig gestoßen bin. Und nun bin ich einerseits froh, es gefunden zu haben, andererseits etwas zwiespältig, mache ich mir doch nun plötzlich mehr Gedanken über mein Barfußlaufen als vorher.

Ich gehe seit meiner Jugend so oft es geht ohne Schuhwerk an die frische Luft, zuhause sowieso. Nun gut, ich bin an der Ostsee groß geworden, da ist es im Sommer ohnehin normal, sich barfüßig zu bewegen. Aber ich ging auch damals schon gerne "unten ohne" durch die Stadt und in das Stammlokal.

In meiner neuen Heimat Köln habe ich bis vorletztes Jahr zumindest in der Öffentlichkeit Schuhe angehabt, im Sommer Sandalen, im Winter was Wärmendes. Zumindest Socken waren mir schon immer ein Gräuel. Seit nunmehr zwei Jahren gehe ich aber den Sommer über - sehr zum Leidwesen meiner Frau - barfuß durch die Stadt, zum Einkaufen oder einfach nur zum Bäcker. Barfuß Autofahren ist sowieso für mich das Normalste von der Welt, lediglich in diesen superkalten Wintertagen muss ich mich manchmal an Schuhe auf den Pedalen gewöhnen (und ich fahre dann wesentlich Unsicherer als sonst). Mein Spruch, wenn Bekannte oder Fremde mich darauf ansprachen: "Solange kein Schnee liegt..." Aber selbst das habe ich vor einiger Zeit mal intensiv ausprobiert. Kalt wars, aber sehr schön. Nur für einen anhaltenden Spaziergang wäre es wohl doch zu kalt. Glaube ich jedenfalls.

Einmal wurde ich am Bahnhof von einer älteren Dame angesprochen, ob es denn nicht gefährlich wäre, bei all den Glasscherben. Ansonsten habe ich meine Umgebung diesbezüglich einfach nicht wahrgenommen. Ob es nun Kommentare gab oder nicht, war mir auch völlig egal, ich wollte einfach keine Schuhe tragen. Und finde des unnormal, wenn im Hochsommer die Menschen nicht nur Schuhe oder Sandalen, sondern sogar noch Socken tragen. "Ist das nicht zu warm", frage ich manchmal ganz still diese Leute (ohne, dass sie es hören).

Nun habe ich also hier im Forum gelesen, festgestellt, dass es viel mehr Barfüßer gibt, als es meine unmittelbare Umgebung mir glauben machen will, das barfuß Autofahren eine weit verbreitete Angewohnheit ist und - dass es Mut bedarf, barfuß zu gehen. Das war mir neu. In der Stadt, auf der Wiese, am Strand, beim Einkaufen, in der Bahn - ich habe mir da nie einen großen Kopf drum gemacht. Sicher, auf der Arbeit habe ich Schuhe an (die ich unterm Schreibtisch natürlich wieder ausziehe).

Bei den derzeit herrschenden Temperaturen habe ich bisher Abstand davon genommen, außerhalb des Autos oder der eigenen vier Wände die Schuhe auszuziehen. Nun, nachdem ich hier intensiv gelesen habe, habe ich mich gestern überwunden und bei ca. 10 Grad Außentemperatur auf dem Weg vom Büro zum Auto durch den nahegelegenen Park barfuß zu gehen. Es war etwas kühl, zumal man sich nach einem langen Winter auch erst mal wieder daran gewöhnen muss. Ich musste mich zwingen, nicht auf die mir entgegenkommenden Leute zu achten, denn ganz plötzlich machte ich mir Gedanken darüber, was die wohl denken mögen. Und nun frage ich mich zunächst: Liegt das an diesem Forum oder an der für mich doch eher ungewohnten Situation, auch bei kühlem Wetter barfuß zu spazieren?

Ich werde es heute wieder machen und habe mir vorgenommen, gar nicht weiter darüber nachzudenken. Aber erstmals habe ich mir richtig Gedanken gemacht über die Reaktionen anderer Leute. Und das finde ich bedenklich. Zumindest jetzt. Wird morgen vielleicht schon anders aussehen...

Viele Grüße aus Köln
Olaf