Barfußlaufen als Zwangsneurose? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Friday, 17.03.2006, 09:28 (vor 6766 Tagen) @ Marco

"Zwanghaftes Barfusslaufen - ist so etwas wirklich normal?
Oder bin ich einer der wenigen normalen Menschen - wie ihr Barfussläufer auch?
Sind all jene abnormal, welche im Schweisse ihrer Füsse (und ihres Angesichts) mit Schuhen durch das Leben ziehen? Im Sommer mit Turnschuhen durch die Strassen "schwimmen"? Weisse Socken zu Sandalen anziehen? Oder sogar bei 30 Grad mit Krawatte und Anzug aufzeigen wollen, dass Sie die Herren der Welt sind? Das kann doch nicht normal sein!
Vor allem: Wer sagt eigentlich was normal ist? Die Politik? Der Staat? Die Medien? Psychologen? Oder ist einfach jeder Normal - so wie er halt ist?"

Hallo Marco,

es gibt "normale" und "abnormale" Menschen. Und dann gibt noch "übernormale" Menschen.

"Normal" ist die Masse, die alles tut was befohlen wird, ohne selber darüber nachzudenken. "Abnormal" sind diejenigen, die dieses vorsätzlich oder fahrlässig mißachten. Dann braucht es aber noch eine "Elite", die bestimmt was "normal" ist und was nicht. Diese Elite kann ein totalitärer Staatsmann, ein Religionsguru, ein Vereinsvorsitzender, ein Vorgesetzter, ein Modepapst usw. sein. Solche Leute befinden sich eigentlich in einer mißlichen Lage: Einerseits wollen sie besser sein als die Masse, anderer aber nicht als abnormal gelten. Also sind sie "übernormal", soll heißen: besser als normal.

"Normalität" ändert sich manchmal schnell: Von 1933 bis 1945 war der "normale" Deutsche groß, blond und blauäugig, war Mitglied einer genau definierten Partei, trug Stiefel, so wie der "Führer" es wollte. Wer sich dem nicht anpaßte oder aufgrund der Herkunft keiner "Herrenrasse" (etwa barfüßige "Zigeuner") gehörte, wurde nicht selten auf die niederträchtigste Art ins Jenseits befördert.

Nach 1945 kam plötzlich eine andere "Elite" ans Ruder. Und schon waren Dinge, die früher als normal galten, es plötzlich nicht mehr. Keiner jener "angepaßten Spießer", die früher noch "Heil" geschrieen haben, wollten plötzlich nie Mitglied der "Partei" gewesen sein. Bezüglich Barfüßigkeit hat der Regimewechsel jedoch keine Änderungen erfahren. Vielleicht sogar nachvollziehbar. Nach Jahren der Entbehrungen war sicher jeder froh, daß er sich wieder Schuhe kaufen konnte anstatt mit ausgelatschten Schuhen oder barfuß über Trümmerschutt zu gehen, weil es weder Schuhe zu kaufen oder zu reparieren gab.

Auch in unseren "liberalen" Zeit kann man auch als Barfüßer nicht überall von der "Normalität" abweichen. Wer sich im Steinbruch weigert, Sicherheitsschuhe bei der Arbeit zu tragen, verliert die Arbeit. Man verstößt gegen die "Gesetze" eines "Sicherheitsgurus". Wer sich überall querstellt, auch dann, wenn anderen dadurch kein Schaden entsteht, wird man ausgegrenzt.

Wenn alle Menschen "normal" wären, dann wäre die Welt um vieles ärmer.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion