Winzige Scherben... (Hobby? Barfuß! 2)
Als ich deinen Text las, erinnerte ich mich an mein erstes Schulpraktikum 1987, und man verzeihe mir diesen kleinen Sonderweg auf den Pfaden meiner Memoiren:
Ich war - unfreiwillig - von meiner Schule an einen Supermarkt "abgeordnet" und war in diesem Rahmen in einem sehr kleinen Getränke-Shop zugange. An barfuß dachte ich damals noch nicht ernsthaft, trug dennoch Ledersandalen (wie revolutionär!)- wofür ich fast tagtäglich von meinem Chef spitze Bemerkungen und selten einen kräftigen Anschiss kassierte, da in den 80er Jahren Sandalen für ihn "out" waren und Männerfüße ohnehin "schlecht bei Kunden rüberkommen." (Dieser Chef war wirklich ein Vollidiot, sorry...)
Ich musste Flaschen einsortieren, Kästen stapeln, gestapelte Kästen in der Gegend herumkarren und natürlich den Hof fegen sowie Bruch beseitigen. Bei dieser körperlich relativ schweren Arbeit habe ich mir an den Europaletten öfter blutige Zehen geholt, sodass ich ständig Heftpflaster bei mir trug. Aber ich blieb - trotz meiner lädierten Füße und Zehennägel - eisern, setzte meinen jugendlichen Idealismus durch und blieb bei meiner zehenfreien Schuhmode Modell "Hippie" oder von mir aus auch "Öko".
Ich hatte tagtäglich Glasbruch auf dem Kundenparkplatz wegzukehren. Beim Fegen gerieten zahlreiche dieser fiesen, kleinen Glassplitter zwischen meine Zehen und unter die Fußsohle, da die Sandalen nach allen Seiten offen waren. Beim Arbeiten konnte ich nichts feststellen, aber als ich mir in der Pause bzw. nachmittags die Latschen auszog, sah ich, dass Glassplitterchen nicht nur zwischen den Zehen rieben, sondern auch in meiner Hornhaut steckten, auch auf der Schuhsohle war hier und da ein Flecken Blut.
In der zweiten Praktikumswoche musste ich mich dann den Weisungen des Chefs beugen, der im Hinblick auf meine Schuhmode mehr um das Image seines Ladens als um die Arbeitssicherheit seines Praktikanten besorgt war, aber naja. Ich wollte meine Zeit dort einfach nur hinter mich bringen und fügte mich stillschweigend dem "Befehl", dann doch "wenigstens ein Paar ordentliche, saubere Strümpfe" anzuziehen (im Juni!!) und nicht wie ein "Öko" mit nackten Zehen vor die Kunden zu treten. Ich ärgerte mich insgeheim über mich selbst und meine damals noch fehlende Bereitschaft, Konflikte auszutragen, aber eine gute Seite hatten die dünnen Baumwollstrümpfe: Die Glassplitterchen kamen beim Glaskehren nicht mehr zwischen die Zehen, auch meine Fußsohlen blieben heil. Auch für meinen Vater stimmte die Welt wieder, als er sah, dass sein Nachwuchs zivilisierterweise in deutschen Baumwollstrümpfen Marke Falke im Sommer vor sich hin schwitzt.
So weit ich weiß, bekommt man in den USA noch größere Schwierigkeiten wenn man mit einer Flasche mit alkoholischem Inhalt auf der Straße erwischt wird wie wenn man barfuss erwischt wird. Mit Sicherheit auch ein Grund, dass da keine Scherben rumliegen.
Seit ich in einem Getränkemarkt aushelfe weiss ich auch, dass Scherben trotz größter Vorsicht nicht zu verhindern sind. Es kommt immer mal vor, dass aus unterschiedlichen Gründen eine Flasche zu Bruch geht. Seitdem weiß ich auch die Vorteile der Plasteflaschen zu schätzen; auch wenn mir für den Flascheninhalt Glas immer noch lieber ist. Und beim Aufsammeln der Scherben stellt sich das gleiche Problem wie beim Barfusslaufen. Die großen sind kein Problem; die sieht man, kann sie aufheben oder aufkehren. Aber die winzig kleinen Splitterchen, die für nackte Füsse so gefährlich sind, werden doch immer mal wieder übersehen.
Und wo viele Menschen sind und Getränke in zerbrechlichen Behältnissen verkauft werden liegt es leider auch in der Natur der Sache, dass da mal was zu Bruch geht, z.B. weil man geschubst wird.
Das andere Problem ist, dass Glasflaschen entweder überhaupt keinem Pfand unterliegen oder dafür nur 8 Cent zu bezahlen sind. Wer 1,50 für ne 0,33l-Flasche Bier bezahlt, dem ist es relativ wurscht, ob er die 8 Cent Pfand wieder zurückkriegt oder nicht; also werden die Flaschen einfach stehen oder liegen gelassen und gehen halt dann irgendwann zu Bruch.
Leider