Barfuß, wo Frankfurt noch nicht Frankfurt ist! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 01.03.2005, 08:57 (vor 7151 Tagen)

Samstag, 26.2.2004: Nachdem ich den barfüßigen Besuch des Flohmarktes in Sachsenhausen ohne Verletzungen überstanden hatte, befand ich mich nun in der Straßenbahn der Linie 12 in Richtung Fechenheim. In der Straßenbahn (und auch anderen Bahnen im Frankfurter Raum) fiel meine Barfüßigkeit erstaunlich wenig auf. Die Fahrgäste betreten die Bahn und ahnen nichts "böses", gehen an den Sitzen vorbei, wobei der Blick kaum nach unten fällt. Der Blick ist in erster Linie darauf fixiert, ob die Sitzfläche frei oder besetzt ist, damit man sich selber setzen kann, bevor einem der Platz weggeschnappt wird. Was sich unterhalb der Sitzfläche befindet, interessiert nicht. Erst wenn man sich einen Sitzplatz gesichert hat, fällt der Blick auch auf die anderen Leute. Erst dann fällt (eventuell) auf, wenn ein Fahrgast "geringfügig sommerlicher" gekleidet ist als die fett beschuhte, behandschuhte, bemützte/behütete, bewintermantelte und lang be(unter)hoste Mehrheit. Und dann gibt es große Glotzaugen, was mich jedoch nicht im geringsten stört. Natürlich habe ich auch kein Verlangen danach, aber ein Grinsen kann ich mir doch nicht verkneifen. Ein besonders starkes Hervorquellen der Augen beobachtete ich bei den kleinen Töchtern bekopftuchter Mütter. Die Mütter selbst verzogen keine Miene. Auch bei den Vätern hatte ich nicht den Eindruck, als ob sie mir am liebsten ein Messer zwischen die Rippen rammen würden. Derartige Gedanken, wenn auch in nicht so krasser Form, haben allerhöchstens ein paar (sehr wenige) "böse Deutsche", die durch Tragen einer Uniform, auch wenn sie nur mit einem Gefreitenbalken "verschönert" ist, einer besseren "Menschenrasse" anzugehören als die derjenigen Leute "auf freiem Fuß". Als ich das Tram nahe der Fechenheimer Post verließ, hatte ich erstmalig Ärger mit einem "würdigen" Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland wegen barfuß, worüber ich bereits berichtet habe.

Ich schlenderte barfuß durch die Straßen des historischen Ortskerns von Fechenheim. Wer hier ist, glaubt nicht, daß er sich noch auf großstädtischem Boden befindet, hier am Mainufer konnte dieser malerische östliche Frankfurter Stadtteil seine kleinbürgerliche Eigenständigkeit bewahren, "dank" riesiger Industrieanlagen vom "richtigen" Frankfurt abgeschottet. Die Gassen Fechenheims waren barfuß gut begehbar, auch machte ich einige Schritte am Mainufer. Teilweise lag hier Schnee, wo aber keiner lag, war das Gras angenehm. Auch waren hier einige Sandflächen. Am Ufer vor den Industrieanlagen lag allerdings relativ viel Glas, auch waren einige Brombeerranken von den braunen Fluten des Mains angeschwemmt worden. Wie schön muß es hier sein, wenn etwas mehr Grün die Landschaft belebt! Dann möchte man hier wohl kilometerweit barfuß am Main entlangwandern. Nun aber war noch Winter, kaum jemand "verirrt" sich hierher (was wohl auch der Grund dafür ist, daß die meisten Restaurants hier nicht geöffnet waren). So hielt ich mich noch einige Zeit am Mainufer auf, dann bestieg ich an der Haltestelle Alt-Fechenheim die Straßenbahn und fuhr zurück zum Frankfurter Hauptbahnhof.

Aber nach Zofingen wollte ich noch nicht. Ich bestieg die im Untergeschoß verkehrende S-Bahn nach Frankfurt-Höchst. Wer diesen Namen hört, glaubt vielleicht an häßliche Industrieanlagen. Dabei besitzt auch Höchst eine putzige Altstadt, wo man ebenso wie in Fechenheim (oder in der ebenfalls früher selbstständigen Kleinstadt Bergen-Enkheim) sehr schnell vergessen kann, daß man in Frankfurt ist. Am Höchster Bahnhof ein paar erstaunte Blicke. Dann schritt ich über die angenehm frischen Rasenflächen vor den Bahnanlagen. Weniger angenehm war die Tatsache, daß diese Flächen auch als Hundetoilette mißbraucht wurde (allerdings gelang es mir, immer neben die braunen Dinge zu treten, was Helmut Kohl mit "seinen" Fettnäpfchen nicht schaffte). In der Fußgängerzone starrte ein kleines Mädchen ausländischer Herkunft immer nur auf meine Füße. Überrascht waren auch einige Spaziergänger am Main, während ich eine Treppe hinunterschritt. Die Rasenflächen waren angenehm begehbar, auch die feuchten Wege und auch der Sand auf den Kinderspielplätzen an der Ufermauer unterhalb des Schlosses. Ob einige spielende Kinder nun auch (es schien gerade die Sonne) das Bedürfnis hatten, barfuß im Sand zu spielen? Einige blickten mit sehnsuchtsvollen Augen auf mich. Aber "leider" waren ja die Mütter/Väter/Omas dabei (von denen ich aber keine bösen Blicke erntete).

Das Kopfsteinpflaster vor dem Schloß und zwischen den historischen Altstadthäusern und natürlich auch die Treppen beim Schloß waren angenehm begehbar. Auch brachte es Spaß, direkt auf dem weichen Boden den Hang am Schloß hinauf zu "kraxeln", wobei ich die Zehen tief in den Boden bohren mußte, um nicht auszurutschen. zwischen den Altstadthäuschen fiel meine Barfüßigkeit absolut nicht auf, erst als ich mich zur Straßenbahnhaltestelle begab, kam ich an ein paar angetrunkenen Halbstarken vorbei, die schrieen: "Anzeigen! Polizei! Handschellen! Zwangsjacke!" Solange die mir wenigstens keine Schuhe und keine lange Hose aufzwingen wollen, ist das ja noch ok. Sicher trauen sich diese Jugendlichen nicht, mich bei der Polizei anzuzeigen, da sie selber mehr Dreck am Stecken haben als ich an den Füßen.

Die Straßenbahn der Linie 12 nahm mich auch und fuhr mich entlang des Mainufers in Richtung Frankfurter Innenstadt. Noch schien die Sonne, daß man glatt vergessen konnte, daß noch Winter war. Vom "Schiff" aus betrachtet, müßte es auch hier Spaß bringen, im Frühling barfuß zu laufen. Dann aber fuhr das Tram in einen Schneeschauer. So gab ich den ursprünglichen Plan auf, kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch durch die Wallanlagen zu wandern. So aber verließ ich am Willy-Brandt-Platz die Straßenbahn, um danach in den Anlagen der U-Bahn "unterzutauchen".

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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