Eine Todsünde (schimpf, kotz, würg)! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 21.02.2005, 11:18 (vor 7159 Tagen)

Letzten Sonntag (20.2.2005) lag auf dem Hofplatz eine dünne Schneedecke, und das bei Temperaturen um 0°C. Es war 10.30 Uhr und es fiel gerade kein Schnee oder Regen. Sollte ich barfuß rausgehen? Da ich "böses" ahnte, steckte sicherheitshalber ein Paar Flipflops in den Rucksack und ging in Richtung des Flusses W i g g e r . Was mußte ich dort vorfinden? Entweder harten Schnee, glitschigen Flotsch oder stehendes Wasser. Ich bestieg eine Treppe, um dann auf dem Trottoir einer Straße weiterzugehen. Hier waren die Pfützen salznaß. Meine Füße fühlten sich irgendwie "gummiartig" an. Jetzt gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder auf dem schnellsten Weg nach Hause oder Schuhe anzuziehen und somit mit der monatelangen "Tradition" zu brechen, Schuhe nur in Kombination mit Dienstkleidung zu tragen. Ich tat letzteres. Mir war es so egal, daß Leute plötzlich sagen könnten: "Was? Mit Schuhen? Ich bin enttäuscht!" Als ich die Flipflops anzog, merkte ich, daß meine Füße ohne Gefühl waren. Vielleicht ist die "Barfüßerehre" doch nicht so wichtig, daß man seine Gesundheit aufs Spiel setzt. Lieber im Winter draußen mit Flipflops und dafür ganzjährig barfuß ins Bett als einmal zu lange barfuß draußen und dann tagelang mit "ärztlich verordneten Socken" ins Bett.

Da ich nur mit der Tradition gebrochen hatte, zwang mich auch keiner, die Wege zu gehen, die ich sonst immer barfuß ging, im Gegenteil. Schotter, Rollsplitt, vereister Schnee usw. waren plötzlich kein Problem mehr. Ich konnte auch ein Tempo einlegen, daß die Füße wieder "normal" wurden. So kam ich auf einen Waldweg, der bergauf führte. Erst konnte ich durch die Spur gegen, dann aber rieselte immer mehr Schnee auf die Fußoberseite, auch bildete sich ein Eiskeil zwischen Fußunterseite und Sohlenoberseite. Als mir der rechte Schuh abrutschte, ohne daß ich es spürte, merkte ich, daß ich hier auch mit Flipflops nicht ideal ausgerüstet war. Also kehrte ich um und wanderte zum Heiternplatz. Hier war es eben, nur salznasse Asphaltwege und Fußwege auf festgetretenem Schnee. Die Sonne brach durch und wärmte die Fußoberseite. Ich konnte gehen oder stehen es war egal, die Sonne wärmte, ohne daß die Fußunterseite durch Schnee, Eis oder Flotsch abgekühlt wurde. Einerseits war ich froh, andererseits muß ich auch nun eingestehen, daß sogar Schuhe nicht nur negative Auswirkungen auf den Menschen haben. Auf dem Heiternplatz waren einige Kinder am Rodeln. Obwohl ich Schuhe trug, gab es ähnliche Glotzaugen, wie wenn ich barfuß unterwegs gewesen wäre. Gewiß Mit Flipflops war ich eindeutig derjenige, der Schuhe mit "dem niedrigsten Fettgehalt" trug. Überwiegend waren Winterstiefel Trumpf. Auch in Sachen Hosen gab ich mich nicht allzu bedeckt. Was kümmert mich die "häßliche Lükke" zwischen der Flipflopsohle und dem Hosensaum! Anders als in England oder dort, wo sich Lothar aufhielt, waren hier auch keine Frauen mit Spaghettiträgern anzutreffen, die Schweiz ist wohl rückständig (oder "nur" vernünftiger?).

Jetzt aber waren meine Füße durchgewärmt von der Sonne, ich setzte mich wieder in Bewegung, schritt eine salznasse und gesplittete Straße abwärts. Dann folgte ein vereister, aber nicht rubbeliger Wanderweg. Ich zog meine Flipflops aus, aber es war nur ein Gerutsche. Meine kaum getragenen Flipflops hafteten doch tatsächlich wesentlich besser auf dem Untergrund als meine Füße, verdammte Scheiße! Auf wen sollte ich nun böse sein? Auf mich selber, weil ich mich gerade am falschen Ort befand? Auf die Hersteller von Flipflops, weil sie die "Unverfrorenheit" besitzen, Sohlen zu konstruieren, die (zumindest hier, nicht überall) einen besseren Halt bieten als nackte Fußsohlen. Mußte ich schon wieder zu meiner Schande einsehen, daß es Situationen gab, in denen diese verdammten Schuhe Vorteile bieten. Sollten Schuhe denn wirklich nichts schlechtes sein? Da kam mir der "rettende" Gedanke. Bereits im Altertum gab es so was wie Schuhe. Wenn Schuhe wirklich was schlechtes wären dann wären sie nicht im Altertum erfunden worden, sondern erst im 20. Jahrhundert und selbstverständlich von den Amerikanern. Somit beruhigte ich mich wieder.

Ich begegnete noch mehreren Spaziergängern, rodelnden Kindern usw. Immer kam die Frage, ob es nicht zu kalt sei. Meine Antwort lautete meist: "Ich trage doch wenigstens Schuhe!" Über Wikon und Reiden gelangte ich nach Dagmersellen. Eine hässige Alte keifte mich an: "Sind sie wahnsinnig! Morgen liegen Sie mit Erkältung im Bett. Leute wie Sie sind daran schuld, daß die Krankenkassenprämien so hoch sind. Hat die ne Ahnung. Sicher ist doch unbestritten, daß durch Barfußlaufen Erkältung keine Chance hat. Sollte durch die "Sünde" des Flipfloptragens alles ins Gegenteil gekehrt werden? Diese "hässige Zwetschge" war übrigens die einzige Person, die mir wirklich böse war. Am Dagmerseller Bahnhof setzte ein kurzer Schneeschauer ein. 3 Jungen hatten sich untergestellt, während ich die Personenunterführung benutzte. Sie lästerten und warfen Schneebälle nach mir.

Der Weg zurück am Fluß war teils vereist, teils Asphalt mit Flotsch, kaum aber trockene Passagen (und da meist auch noch gesplittet). Längst hatte ich es aufgegeben, es noch mal ohne Schuhe zu probieren. Wäre vielleicht auch verkehrt gewesen. Die Fußsohlen waren nämlich vom Wasserfilm zwischen Fuß und Schuh weich geworden. Das Hochklatschen der Sohlen hatte auch dafür gesorgt, daß Sand usw. gegen meine Beine Geschleudert wurde (läßt sich aber einfach abwaschen) . Auch die Fußsohlen waren schwarz geworden, wie sie es beim Barfußlaufen nicht werden, war es etwa schwarzer Gummiabrieb von der Sohlenoberseite? Und ich hatte eine Blase bekommen, dort wo der Flipflopriemen auf der Haut gescheuert hat. War das die Strafe dafür, daß ich gegen das "Gesetz" verstoßen habe, Schuhe nur in Kombination mit Dienstkleidung tragen zu "dürfen". Ein Trost: Als ich wieder zu Hause war, hatte ich auch angenehm warme Füße, wie wenn ich barfuß gelaufen wäre.

Schöne Grüße vom Sünder

Michael aus Zofingen


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