Liebe Tiziana,

Meiner Leidenschaft für Opermusik und deutscher Kultur zufolge habe ich mir am Samstag Nachmittag den "Parsifal" von R. Wagner gegönnt.

Das ist eine unserer Lieblingsopern, vor allem auch von meiner Frau.

Zum ersten Mal - aber bestimmt nicht zum letzten! - habe ich einer Aufführung von einem Wagnerschen Spiel beigewohnt, weshalb wusste ich bis gestern noch nicht, dass Parsifal im dritten Akt zum größten Teil barfuss singt.

Es entspricht der christlichen Tradition, dass bloße Füße die Hinwendung zur Erlösung symbolisieren. In den von uns besuchten Inszenierungen war das nicht so, aber es ergibt sich eigentlich zwingend aus den Handlung und dem Text das Karfreitagszaubers. Schließlich muss sich Parsifal zunächst am heiligen Ort seiner Rüstung entledigen, dann wäscht ihm Kundry die Füße und Gurnemanz weiht ihn zum König. Und beim Karfreitagszauber wird gesungen: "Das merkt nun Halm und Blume auf den Auen, dass heut' des Menschen Fuß sie nicht zertritt". Barfußgehen wird so zu einer heiligen Rücksichtnahme.

Das Theater habe ich aber barfuss verlassen, um ein bisschen von der fast sommerlichen Temperatur vom gestrigen Nachmittag noch zu genießen.

Das kann auch die grießgrämigste Platzanweiserin nicht verhindern ))

Liebe Grüße, LOrenz