Hallo Markus,
jeder Mensch hat das gleiche Recht auf Barfußlaufen, unabhängig ob man dünn, dick, groß oder klein ist. Würde man jedem Menschen, der keine "Idealfigur" besitzt, das Barfußlaufen verbieten, dann müßte man ja auch Leute mit Krampfadern zwingen, beim Baden einen Neoprenanzug zu tragen. Oder Menschen, deren Haare grau oder weiß werden bzw. ausfallen zum Tragen eines Hutes, einer Mütze oder einer Perücke zwingen. Was sollen da erst die Leute machen, die infolge eines Unfalls Gliedmaßen eingebüßt haben oder verbrannte/verätzte Haut haben. Oder die Leute, deren Mütter racemisches Conteragan als Beruhigungsmittel genommen haben? Oder Leute, die eine Brille tragen?
Als ob man nicht schon bestraft genug ist, wenn man mit irgendeinem "Gebrechen" leben muß.
Ich selber bin zwar nicht übergewichtig, mußte aber mit einem anderen Gebrechen leben. Als siebzehnjähriger Schüler war mir mal beim Reparieren eines Velos die Felge auf den Fuß gefallen. Ich trug Haussandalen mit Socken. Als Folge lief ein Nagel blau an, später fiel er ab, es wuchs irgendwas gelbes nach, wurde schwarz, fiel wieder ab usw. Meine Mutter meinte, das wäre nichts schlimmes, jedoch verbot sie mir das Tragen von Sandalen ohne Socken, was sollten die anderen Leute denken. So ging es Jahr für Jahr weiter. 18 (!) Jahre später sagte meine Mutter, ich müsse damit so schnell wie möglich zum Arzt. Bei einer Nachbarin mußte man einen Zeh wegen Nagelpilz amputieren. Ich herrschte meine Mutter an, weshalb sie mich nicht zum Arzt geschickt hatte, als ich mir die Verletzung zugezogen hatte, worauf sie antwortete: "Man geht doch nicht mit jeder Kleinigkeit zum Arzt! Aber jetzt, wo es immer noch nicht besser ist, seh ich, daß es doch keine Kleinigkeit ist."
Aus Trotz ging ich nicht zum Arzt, es wurde nicht besser. Der Zustand verbesserte sich erst, als ich häufiger barfuß lief. Vermutlich war es ein Nagelpilz, der nun abgestorben ist, aber seine Hinterlassenschaften sind noch vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen