Gedanken zum herbstlichen Barfußlaufen (was: Barfuß auf dem Cannstatter Wasen (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Monday, 20.10.2003, 17:23 (vor 7650 Tagen) @ Franz (S)

Hi Franz!

Hier sieht man, daß mir die Leute und ihre Blicke völlig egal geworden sind. Noch im letzten Jahr war das
für mich fast undenkbar. Für mich ist das Barfußlaufen so selbstverständlich geworden, daß ich erst gar nicht daran denke, daß ich überhaupt barfuß bin.

Das ist genau die richtige Einstellung; barfuß zu laufen sollte so selbstverständlich sein, daß man keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Der Schuhträger denkt ja im allgemeinen auch nicht darüber nach, warum er jetzt genau diese Schuhe anhat. Ich denke auch zumeist nicht daran, daß ich barfuß bin, bei einem Treffen, auch wenn es nur zu zweit ist, achte ich freilich doch noch stärker auf die Reaktionen der Umwelt, weil sie mir auch immer wieder Anlaß geben, (gemeinsam) darüber zu lachen!

Es gibt halt immer wieder Leute, welche ihre diktatorische Denkweise anderen Leuten aufdrängen wollen, da sie von sich absolut überzeugt sind und andere Meinungen und Lebenseinstellungen nicht akzeptieren wollen. Eine ganz schlechte Eigenschaft,
aber mit solchen Individuen muß man halt leben und trotzdem "sein Ding" durchziehen. Ich "befehle" einem überzeugten Schuhträger auch nicht, wie er zu leben und sich in unserer "Gesellschaft" zu verhalten hat. Wenn man auch noch gepflegt erscheint, dürfte barfuß wohl keine Probleme verursachen. Daher ignoriere ich derartige Kommentare, so gut es geht.

das stimmt. Ich achte, wenn ich barfuß bin, immer auf ein gepflegtes oder zumindest einigermaßen ansprechendes Erscheinungsbild, so daß ich wegen meiner Brfüßigkeit keinerlei Probleme habe. In München ist das Barfußlaufen auch jetzt im Spätherbst unproblematisch, denn erstens ist man in Bayern diesbezüglich seit jeher toleranter und zweitens sind speziell die Münchener wegen der hiesigen "Schickeria" einiges gewöhnt, was extravagante Erscheinungen betrifft. Auf diese Weise kann man sich ohne Hemmungen auch um diese Jahreszeit und sogar im tiefsten Winter barfuß in die besten Cafés wagen, ohne Reaktionen befürchten zu müssen.

Mysteriös, daß in Parks wie in Rust solche abstruse Meinungen herrschen. Mit Argumenten pro Barfuß kann man diesen Leuten wohl auch nicht kommen, da sie auf ihre Meinungen beharren und dies mit einer unglaublichen Vehemenz.

Als Argument, hinter dem sich alle möglichen Vorbehalte und Vorurteile verbergen, wird immer wierder die "Sicherheit" vorgeschützt. Der Schuh, und sei er noch so leicht wie ein Flipflop oder so unpraktisch wie speziell gewisses Damenschuhwerk, ist eben das (unverzichtbare) "Allheilmittel" gegen sämtliche Vorbehalte und Vorurteile, die unausrottbar sind und mit denen wir folglich leben müssen!

Für mich war es das erste Mal im Leben, daß ich mich barfuß auf ein Fahrgeschäft wagte. Es fühlt sich indessen viel besser an als mit Schuhen, da die Füße den Fahrtwind voll mitkriegen! Und mit Schlaghosen machts grad nochmal soviel Spaß, weil die sich im Sturzflug so schön aufblähen!

Stimmt! Auch ich kann bestätigen, daß es ein herrliches befreites Gefühl war, barfuß diesen Turm hinauf und dann wieder hinunterzustürzen. Bei mir war das auch das erste Mal, daß ich barfuß auf dem Volksfest war. Von außen muß das ja cool ausgesehen haben, als sich beim "Sturzflug" unsere Schlaghosen volle Kanne aufblähten. Dann noch die geschmückten Füße, welche unten herausschauten.
Ich hätte gerne die Kommentare der wartenden Leute gehört.

Ich auch! Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß es keine Kommentare gab, zumal wir auch noch so schön auf der den Zuschauern zugewandten Seite des Fahrgeschäftes saßen!

Bei unserer nächsten "Fahrt" hatte ich Angst, daß mir irgendetwas von einem Fußgelenk abgegangen war, denn erstens spürte ich etwas an meinem linken Fußgelenk und zweitens hörte ich auch irgendeinen Aufprall, welcher wie eine auf Metall aufprallende Kette klang. Zum Glück stellte sich heraus, daß mir nichts fehlte.

Ich hatte während der Fahrt auf dem zweiten Fahrgeschäft auch Bedenken, möglicherweise am Ende nicht mehr "komplett" zu sein und daher ebenfalls hinterher recht froh, daß mir nichts fehlte.

Als wir vor dem Eingang des Anwesens dort standen und längere Zeit miteinander sprachen, kam eine Familie mit zwei kleinen Kindern vorbei. Natürlich sahen die
Kinder, daß wir beide barfuß waren. Ein Kind sagte das auch recht laut zu seinen Eltern. Wir mußten herzlich darüber lachen. Als wir dann zu der kleinen Parkanlage nebenan gehen wollten, holten wir diese Familie wieder ein. Das Kind, welches
seinen Eltern unsere Barfüßigkeit "zur Meldung" brachte, war offensichtlich gerade
dabei, seine in Gummistiefel verpackten Füße zu befreien, was seine Mutter allerdings sofort unterband. Schade! Warum lassen denn Eltern ihre Kinder nicht
ihrem Drang zum Barfußlaufen freien Lauf? Zu kalt war es ja nicht, aber die
übergroße Angst der Eltern vor Erkältungen, Verletzungen und was weiß ich noch
überwiegt halt immer wieder, obwohl das Barfußlaufen gerade im Kindesalter
gut und sogar wichtig wäre.

Das wundert mich auch. Ob die Eltern, die unsere nackten Füße natürlich ebenfalls gesehen hatten, wohl befürchteten, daß irgendwelche Passanten sich vielleicht erregen würden, wenn sie ihre Kinder im Oktober barfuß laufen ließen? Sie selber waren übrigens auch trotz des milden Wetters ziemlich dick vermummt. Auf jeden Fall war es ein trauriges Beispiel, daß die alten Vorurteile zumeist den Sieg über das gute Vorbild davontragen, auch wenn das letztere deutlich zu sehen ist!

Das ist wirklich so. Leider sind diese Denkstrukturen in den Köpfen der meisten
Leute so intensiv eingebrannt, so daß sie immer wieder Argumente gegen das Barfußlaufen hervorbringen werden. Es ist wirklich schade, daß es so sein "muß",
aber ich glaube fast, daß die meisten Menschen mit Schuhen an den Füßen geboren werden. Ich kann mir gut vorstellen, daß die Eltern diese Angst hatten, wie Du das auch vollkommend korrekt beschrieben hattest. Das ist ja das Problem, daß man sich von den Anderen Vorschriften machen läßt. Dadurch kommt auch noch eine gewisse Unsicherheit auf.

Der Satz, den wohl jeder von uns als Kind gehört hat und den leider allzu viele Menschen (und das nicht nur in puncto Barfußlaufen) internalisiert haben, lautet: "Was sollen denn die Leute denken?" Die Antwort, die ich mittlerweile gefunden habe und die mir immer wieder (nicht nur in puncto Barfußlaufen) Mut macht, lautet: "Die Leute denken ohnehin nicht, was sie denken sollen, sondern sie denken, was sie wollen." Und da man das zumeist nicht weiß, kann man also getrost auch machen, was man will, und jene Zeitgenossen, denen das Anstoßnehmen ein Bedürfnis ist, werden immer einen Anlaß finden, um Anstoß zu nehmen!

Ich habe mich übrigens auch gewundert, wie die Eltern dieser Kinder vermummt waren. Ich denke, daß sie von Haus auf recht empfindlich sind und daher ziehen sie sich so dick an. Das aber ist absolut blödsinnig, denn durch solche Verweichlichungen wird man für Erkältungen viel zugänglicher. Wie die sich wohl anziehen, wenn es mal minus 20 °C hat ;-))

Ich weiß es nicht - vielleicht trauen sie sich dann gar nicht mehr raus? ;-)) Ich werde allerdings, wenn die Temperatur tatsächlich auf -20° C fallen sollte, ganz gewiß nicht barfuß rausgehen!

Ich wäre auch gerne am nächsten Tag zum Volksfest gegangen, aber auch ich liebe die Gesellschaft und alleine macht es auch mir keinen Spaß.
Dank Dir war das auch wieder ein unvergessliches Erlebnis für mich gewesen.
Nächstes Jahr würde ich gerne mal auf der Wies´n in München sein, da mir das bislang noch niemals gelungen ist. Schau´n mer mal...

Ja, das möchte ich auch, denn auf der Wies'n in München bin ich ebenfalls noch nie gewesen, weil es mir bisher zeitlich niemals auskam, aber vielleicht klappt es nächstes Jahr!

Herbstliche und recht kühle Barfußgrüße
Franz

Ebenfalls recht kühle herbstliche Barfußgrüße aus München,
Markus U.


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