Barfuß auf dem Cannstatter Wasen (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Wednesday, 08.10.2003, 23:37 (vor 7662 Tagen) @ Franz (S)

Hi Franz!

Zunächst einmal herzlichen Dank für den tollen Bericht!

Heute komme ich endlich einmal dazu, über das leider wieder
zu kurze Treffen mit Markus U. zu berichten:
Markus kam zwischen Zehn Uhr und halb Elf hier in Eßlingen
an. Nachdem wir jeder eine Tasse Kaffee getrunken hatten,
machten wir uns um etwa halb Zwölf auf dem Weg zu einem
China - Restaurant in der Stadtmitte von Eßlingen.
Wir fuhren mit dem Auto dort hin, da wir nach dem Essen zum
Volksfest nach Bad Cannstatt fahren wollten.
Im China - Restaurant war kaum etwas los, so wurden wir recht
schnell bedient. Da wir beide natürlich barfuß waren, stellte ich
fest, daß unsere Barfüßigkeit zunächst nicht bemerkt wurde.
Als wir dann mit dem Essen fertig waren und schließlich bezahlt hatten,
tranken wir unsere Gläser aus, standen auf und brachen auf.
Dabei merkte ich, daß der Wirt und die Bedienung unsere nackten
Füße bemerkt und irgendetwas getuschelt hatten.

Die Männer, die draußen an ein paar Tischen saßen, haben aber auch recht seltsam aus der Wäsche geschaut!

Wir fuhren dann los. Als wir in die Gegend vom Volksfest gekommen sind,
merkten wir schnell, daß es mit Parkplätzen sehr schlecht aussah.
Als ehemaliger Stuttgarter kenne ich mich zum Glück recht gut aus und
fuhr in eine Gegend nahe dem Wasen, wohin nicht jeder kommt.
Wir fanden dann tatsächlich einen Parkplatz, welchen Markus ausfindig
gemacht hatte. Also Auto abgestellt und ab zum Wasen.
Wir gingen über die Brücke, welche über die B 10 und dem Neckar zum
Volksfest führte und ernteten schon einige erstaunte Blicke wegen unseren
nackten Füße.
Gut, meinen ersten Eindruck auf nackten Sohlen machte ich eine Woche zuvor, als ich mit meinem Kumpel mit seinen besockten Sandalenfüße auf dem
Volksfest war und dort nur überall durchging. Mein Kumpel wollte erst noch auf die
landwirtschaftliche Ausstellung gehen, aber die neun Euro Eintritt waren ihm zu teuer.
Wir gingen dann Richtung "Freefall - Tower". Nachdem wir uns das einen
Moment lag angesehen hatten, schritten wir baren Fußes
zur Kassa und lösten unsere Karten für eine Mitfahrt. Da es für mich das
absolut erste Mal in meinem Leben war, barfuß auf dem Volksfest mit
irgendwelchen Fahrgeschäften mitzufahren, war ich gespannt darauf, wie
man dort auf unsere Barfüßigkeit reagieren würde, zumal ich noch einen
Bericht vom Europapark in Rust im Hinterkopf hatte. Was würden wir machen,
wenn wir quasi vom Freefall - Tower ausgeschlossen werden!?

Ja, das war auch meine Sorge, zumal ich einen entsprechenden Bericht von Andreas Rosar (auf dessen Seite nachzulesen) im Hinterkopf hatte. Dieser Bericht bezog sich nicht einmal auf den Europapark in Rust, sondern sogar auf Stuttgart. Bei Franz konnte man im Zweifel überhaupt nicht sehen, daß er barfuß war, weil seine Schlaghosen die Füße mitunter gänzlich bedeckten, aber bei den meinigen reicht der Schlag nicht so weit, so daß ein Teil der Füße stets zu sehen ist. Zum Glück erwies sich diese Sorge jedoch als unbegründet; als wir an der Reihe waren, ließ man uns ohne weiteres Platz nehmen, genau wie alle anderen (beschuhten) Mitfahrer auch.

Der Andrang war recht groß, so daß wir drei Runden abwarten mußten, bis
wir schließlich an die Reihe kamen. Endlich war es soweit. Bei mir schlich sich
eine gewisse Unsicherheit ein, was meine Barfüßigkeit und die Mitfahrt anging.
Ich merkte aber schnell, daß meine Bedenken absolut unbegründet waren.
Wir saßen auch noch genau zu der Kabine, wo der Betreiber dieses Fahr-
geschäftes (oder Angestellter - is ja wurscht!) direkten Blickkontakt zu uns hatte.
Er ließ einige Sprüche - nicht über unsere nackten Füße (!) - los und drückte dann
auf den Startknopf. Wir fuhren langsam bis oben hin. Spätestens hier mußte er und
die meisten Leute unsere nackten Füße gesehen haben. Es war ein irres Gefühl.
Außerdem blähten sich meine Schlaghosen kräftig auf, sobald wir uns im Sturzflug Terra näherten. Es war einfach klasse!

Das fand ich auch. Für mich war es das erste Mal im Leben, daß ich mich barfuß auf ein Fahrgeschäft wagte. Es fühlt sich indessen viel besser an als mit Schuhen, da die Füße den Fahrtwind voll mitkriegen! Und mit Schlaghosen machts grad nochmal soviel Spaß, weil die sich im Sturzflug so schön aufblähen!

Als der Knabe uns öfter rauf und runtergeschossen hatte, ließ er uns langsam bis nahezu ganz unten los. Ich wartete auf eine Bemerkung von ihm über unsere Barfüßigkeit, aber nichts. Ich war echt erstaunt.
Als dann die Fahrt zu Ende war, gingen wir weiter und kamen an so ein Gerät,
dessen Namen oder Bezeichnung ich nicht mehr weiß. Die Grundfläche ist rund
wie eine Untertasse und diese dreht sich um vertikal wie auch horizontal.
Auch hier wollte niemand etwas von unseren nackten Füßen wissen.
Ich wunderte mich wirklich, daß man in Rust so negativ zum Barfußgehen
eingestellt ist. Als wir dort so richtig durcheinandergeschüttelt worden sind,
war es schon etwas später geworden und wir wollten noch etwas anderes
unternehmen. Zum Schluß wollten wir noch etwas machen und so gingen
wir in so eine sogenannte "Wackelbude", wie ich dies als Kind genannt hatte -
so etwas mit rollenden Fässern, Laufbändern usw. An und für sich keine Gefahr
für Fuß und Leben. Auf einmal wurden wir von so einem Knaben - wahrscheinlich der Betreiber - wegen unsere Barfüßigkeit angepfiffen: "Warum haben wir keine
Schuhe an? Wenn uns etwas passiert, sollen wir ja nicht zu ihm kommen und jammern. Er hatte uns gewarnt." Darauf meinte ich nur, warum wir denn welche anhaben sollten. Ich ging dann voraus und winkte nur ab. Was soll man sich mit Leuten herumstreiten, die es nicht besser wissen? Man kann so viele
Argumente pro Barfuß bringen, diese Leute schleudern einem mindestens
ebensoviele Argumente contra Barfuß an den Kopf.

Ich hatte mich über den Knaben ziemlich geärgert, wollte aber eine größere Diskussion unbedingt vermeiden, weil ich nicht wollte, daß er uns womöglich am Ende noch das Betreten der "Wakkelbude" verwehrte. So war ich eigentlich relativ zufrieden, daß er uns immerhin trotz seines Gemekkers das Gerät benutzen ließ. Im übrigen waren wir auch keineswegs leichtsinnig oder so, sondern nur unbeschuht (und hatten als echte Barfußläufer auch keinerlei Schuhwerk dabei). Allerdings hatte der Knabe, der das Gerät beaufsichtigte, anscheinend das Vorurteil drauf, daß Barfußlaufen gefährlich, schmerzhaft oder was auch immer sei. Er traute ja auch erst seinen Augen gar nicht, bevor er wirklich begriffen hatte, daß wir tatsächlich barfuß waren,und sich dann uzum Losschimpfen entschloß. Als wir die "Wakkelbude" schließlich verließen, sahen wir ihn nicht mehr, was insofern schade war, als wir nicht nur unverletzt, sondern auch noch bester Laune waren.

Es ging dann über Rollen, eine Fläche auf dem Boden vibrierte, es gab Drehscheiben, Laufbänder usw. Das Ganze könnte man als einen "mechanischen
Barfußpfad" bezeichnen, denn das Gefühl dort war wirklich sehr wohlig.

Das kann ich nur bestätigen. Es war eine richtige "metallene Fußmassage", die demjenigen, der das Gerät mit Schuhen benutzt, völlig entgeht!

Gefahren für unsere Füße konnten wir keine feststellen. Ich meine, daß vor allem
kleine Kinder am gefährdetsten sind, denn ihre kleine Füße können schneller irgendwo hineingeraten und sie erheblich verletzen. Wenn so eine Gefahr
bestünde, wäre es unabdingbar, daß man diesen Laden wegen Unfallgefahr
schließt. Dann gingen wir wieder Richtung Auto und fuhren zu meiner alten
Heimat, wo ich eine schöne und leider gänzlich barfußlose Kindheit verbrachte.
Als wir vor dem Eingang des Anwesens dort standen und längere Zeit miteinander sprachen, kam eine Familie mit zwei kleinen Kindern vorbei. Natürlich sahen die
Kinder, daß wir beide barfuß waren. Ein Kind sagte das auch recht laut zu seinen Eltern. Wir mußten herzlich darüber lachen. Als wir dann zu der kleinen Parkanlage nebenan gehen wollten, holten wir diese Familie wieder ein. Das Kind, welches
seinen Eltern unsere Barfüßigkeit "zur Meldung" brachte, war offensichtlich gerade
dabei, seine in Gummistiefel verpackten Füße zu befreien, was seine Mutter allerdings sofort unterband. Schade! Warum lassen denn Eltern ihre Kinder nicht
ihrem Drang zum Barfußlaufen freien Lauf? Zu kalt war es ja nicht, aber die
übergroße Angst der Eltern vor Erkältungen, Verletzungen und was weiß ich noch
überwiegt halt immer wieder, obwohl das Barfußlaufen gerade im Kindesalter
gut und sogar wichtig wäre.

Das wundert mich auch. Ob die Eltern, die unsere nackten Fpüße natürlich ebenfalls gesehen hatten, wohl befürchteten, daß irgendwelche Passanten sich vielleicht erregen würden, wenn sie ihre Kinder im Oktober barfuß laufen ließen? Sie selber waren übrigens auch trotz des milden Wetters ziemlich dick vermummt. Auf jeden Fall war es ein trauriges Beispiel, daß die alten Vorurteile zumeist den Sieg über das gute Vorbild davontragen, auch wenn das letztere deutlich zu sehen ist!

Danach spazierten wir zur "Villa Weißenburg", eine große und schöne Parkanlage
in Stuttgart. Auch hier gab es einige Leute, welche recht verdutzt auf unsere
"Nacktheit" schauten. Kommentare gab es aber niemals. Ganz oben im Park
steht das "Teehaus", welches auch geöffnet war. Markus und ich gingen dort
hin und holten uns dort etwas zum trinken. Wir unterhielten uns dabei eine
ganze Weile und dann mußten wir uns leider wieder trennen.
Ich möchte mich bei Markus U. für seinen Besuch und den wirklich schönen
Tag bedanken, und ich freue mich schon sehr auf unser nächstes Treffen,
welches hoffentlich bald wieder sein wird.

Ich möchte mich bei Franz ebenfalls ganz herzlich für den schönen Tag bedanken, zumal ich noch nie zuvor auf dem Cannstatter Wasen gewesen war! Am Abend bin ich dann nach München weitergefahren, wo ich mal "nach dem Rechten" gesehen habe. Anderntags habe ich freilich von einem Besuch auf der "Wies'n" abgesehen, denn erstens goß es wie aus Eimern und zweitens hatte ich auch keine Lust, allein hinzufahren.

Barfüßige verschneeregnete Herbstgrüße
Franz

Herbstliche verregnete Barfußgrüße,
Markus U.


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