Liebe Lotsi, liebe Barfuß-Menschen!

Tatsächlich, das war ein ganz spezieller Sommer! Für mich ist jetzt die Zeit, um die Kühle zu genießen, ruhige längere Abende zu verbringen und die Äpfel im Garten zu ernten. Ein wenig Wehmut bedeutet das (abrupte) Ende des Sommers doch für mich. Trotzdem, ich mag auch den Herbst. Und die Barfußsaison ist noch lange nicht zu Ende. 2 Tage lang hab ich mir eingebildet, schon Schuhe anziehen zu müssen. Einmal war mir einfach nur kalt, am nächsten Tag hab ich geglaubt, ohne Schuhe nicht zu einer Sitzung gehen zu könen. Jetzt gönne ich meinen Füssen wieder ihre Freiheit. Gegen die Kälte hilft ein Pullover viel mehr als Schuhe. Und bei der Sitzung im kühlen Waldviertel hat mich eine Kollegin mit Flipflops überrascht.

Reisen ist schön, allein reisen macht Spass und eine Reise ohne Schuhe ist einfach herrlich! Wie Du, Lotsi, kenn ich die Freude, zu jemand zu sagen: "Nein, ich hab keine Schuhe mit, ich brauch auch gar keine". Und wie Du hab ich auch schon dieses tolle Gefühl kennengelernt, so richtig auf meine nackten Füsse gestellt zu sein, keine Alternative zum Barfußlaufen mehr zu haben, den Gefühlsmix aus Ausgeliefertsein und Freiheit zu erleben. Es gibt (fast) nichts Schöneres!

In diesem Sommer hatte ich leider nicht die Zeit für längere Reisen. Es gab viel Arbeit, die mir Spass gemacht hat, viel davon draußen, und viele traumhaft schöne Wochenenden. U.a. barfüßiges Tanzen beim Afrikafest im Waldviertel und beim Musikfestival "Glatt und Verkehrt" in Krems und eine barfüßige Wanderung auf den Radhost, einen mythenumrankten Berg in den mährischen Beskiden. Wenn alles gut geht, kann ich eine Woche Urlaub in der 2. Septemberhälfte machen. Ich versuche mich gerade zwischen Meer in Kroatien, Städte anschauen in Italien und Wandern in den Alpen zu entscheiden. Auf jeden Fall soll es eine richtig barfüßige Zeit werden!

Noch ein paar Worte zu meinen Barfußbeobachtungen in diesem Sommer. Ich war heuer nur wenig in Städten, auch in Wien immer nur kurz. Ich selbst bin in Städten genauso gern barfuß wie in der Natur. Ein wenig ist das Barfußerlebnis am heißen Großstadtpflaster tatsächlich intensiver, weil dann dieses Gefühl von Verletzlichkeit dazukommt. Und von Anderssein, sein eigenes Leben leben... Find ich gut. Trotzdem: mein Sommer 2003 war ein Sommer am Land, in Niederösterreich und ab und zu in Tschechien. Ob in der City die Hitwewelle zu mehr barfüßigen Menschen auf den Straßen geführt hat, weiß ich deshalb nicht. Nach den Berichten im Forum glaube ich das eher nicht. In den Dörfern des Weinviertels waren jedenfalls mehr Barfüßler unterwegs als sonst - und fast immer waren es Frauen. Beim Einkaufen, am Fahrrad, beim Tratsch am Dorfplatz, bei der Arbeit im Weingarten. Immer wieder konnte ich verschwörerische schuhlose Blicke austauschen

Noch etwas: Prag ist die ultimative Stadt zum Barfüßern. Und auch sonst einfach wunderbar. Über meine Barfußerlebnisse in Prag 1990 hab ich eh schon einmal im Forum berichtet. Auch später noch durfte ich das tolle Kopfsteinpflaster hautnah erleben. Ach, ich will gleich wieder hin, ich brauch mehr Zeit zum Reisen...

Liebe Lotsi, ich finde Deine enthusiastischen barfüßigen Berichte immer wieder einfach spannend und inspirierend! Ich würde mich freuen, wenn Du noch mehr von dieser wunderbaren Reise berichten könntest! Dann wünsch ich Dir einmal noch eine schöne schuhfreie Zeit in Spanien. Und vielleicht können wir einander (und noch ein paar andere) dann auch noch zu einem ganz langen barfüßigen Herbst anspornen, als Ausgleich zu vielen Stunden am Schreibtisch...

Harald