Barfußerfahrungen gesammelt (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf (RHU), Stammposter, Sunday, 01.06.2003, 19:17 (vor 7790 Tagen)

Hallo Barfüßler.

Als erstes noch was kurz zu meiner Person.
Das habe ich nämlich noch nicht gemacht.
Ich bin 32 Jahre, komme aus dem Raum Darmstadt (Hessen) und bin in meiner Freizeit gerne im Wald oder auf Feldwegen unterwegs und das ab Anfang diesen Jahres auch immer häufiger barfuß.

In meinem ersten Post habe ich ja angedeutet das ich scheinbar bei einem nicht barfußfreundlichen Orthopäden mit meinem Knieproblem gelandet bin.
Jetzt war ich wegen diesem Knieproblem in einer Art Reha in Bad Füssing und was ich da alles Tolles zum Barfußlaufen erlebt habe muß ich einfach hier mal schreiben!

Im Gespräch mit dem behandelten Arzt äußerte ich wie beim Ersten wieder meine Beobachtung, daß beim Barfußlaufen die Beschwerden in den Knien sich besserten. Was ich darauf hörte haute mich regelrecht um, denn der erste ging ja überhaupt nicht auf meine Äußerung ein.
Er sagte: "Ja, klare bringt das was! Vor allem für Fußmuskulatur zum Stabilisierung der Beine, was sich dann auch auf die Knie positiv auswirkt."
Etwas verlegen fügte er hinzu, das Barfußlaufen hier im Haus nicht erlaubt sein, aber ansonsten würde nichts dagegen sprechen und ich sollte es nur weitermachen. So was hört man doch gerne als Barfußfreund. :-)

Gesagt, getan.
In meiner Freizeit bin ich dann jederzeit in einen nahegelegenen Park gelaufen. Eigentlich hätte ich bereits vor dem Kurhaus barfuß zum Park gehen könne, aber da hat wohl jemand das Wort "Waldweg" auf dem man zum Park kommt mit "befahrbaren Splittweg" verwechselt. :-(
(Mit Splitt meine ich nicht den der kleinen Sorte, sonder den mit 1 cm und größer im Durchmesser und scharfkantig gebrochen.) An einigen stellen konnte man sehen, daß da mal ein mit Flußkies geschotterter Weg war.
Irgendwie fand ich das schon merkwürdig, da es doch ein Kurort für Knie und Gelenkprobleme ist.
Wenn der Weg schon mit Schuhen schlecht zu belaufen ist, wie ist das erst mit Krücken oder im Rollstuhl?

Zufällig hörte ich auf dem Weg zum Park ein Gespräch zwischen zwei ältere Frau in einem kreuzenden Waldweg. Die eine sagte, das ihr kleiner betagter Pudel immer auf den Splittweg sehr vorsichtig geht oder lieber am Wegrand läuft und sie deswegen, wenn es ihr möglich ist, auch mal einen Umweg zum Park geht. Wahrscheinlich ärgert sich der Pudel genau so über den Splitt wie ich, aber er kann es nur nicht sagen.

Im Park gab es mehrere große Rasenflächen und unterschiedliche Gehwegbeläge, aber glücklicherweise keine Splittwege. Also, Sandalen aus und los...
Am interessantesten fand ich die Bodenplatten, die scheinbar aus gesägtem Kalksein bestanden (hellgrau bis weiß mit einigen muldenartigen Ausspülungen). Sie wahren immer angenehm zu belaufen.
Außer mir war aber keiner im Park der auch barfuß lief, was ich schade fand, denn der Park war so schön angelegt und auch noch frei von Müll, was man immer seltener findet.
Ja, die besagten Blicke habe ich zu duzenden geerntet, denn mit T-Shirt, kurze Hosen und barfuß stand ich doch ziemlich im Kontrast der übrigen Besucher, die meistens mit langen Hosen/Hemd und geschlossenen Schuhen mit Socken unterwegs wahren. Nur so am Rande, es war meistens um die 20 Grad im Schatten und die Sonne schien vom blauen Himmel!
Ein Paar Kinder habe ich auch gesehen, die aber auch auf den Rasen mit Schuhen liefen oder von den Eltern her so laufen mußten. Als ich auf einer Bank saß kam ein kleines Mädchen (auch mit Schuhen) mit seinen Eltern an mir vorbei und schaute mich mit großen Augen an. So wie sie mich angesehen hat, habe ich sie ganz schön zum nachdenken gebracht.

An einem Tag blieb mal wieder so ein Grüppchen stehen und beobachtet mich, wie ich so genüßlich über die vom morgendlichen Regen etwas feuchte und sehr weiche Rasenfläche lief um mich auf eine andere Bank in der Sonne zu setzen. Von weiten hörte ich die Unterhaltung: "Wenn man auf dem Rasen sich hinlegen darf, warum dann nicht einfach so darauf laufen wie der Herr hier? So kann man auch mal einfach quer rüber gehen und wir hätten nicht außen herum gemußt." Das da genau in der Mitte eine Distelinsel ist könne die ja nicht wissen. :-)
Wie auch, wenn man nur von außen den Rasen betrachtet und nicht barfuß darüber läuft und wie ich Tolpatsch fast voll rein tritt. Das pikt gewaltig kann ich euch sagen. Ich war sehr langsam unterwegs und habe sofort den Fuß zurückgezogen. Deswegen hat es wahrscheinlich meiner noch nicht so harten Sohle nicht geschadet. Ich bin dann einfach drum herum gelaufen.

In der gesamten Zeit bin ich nur von einem Mann angesprochenen worden, der anscheinend was zum Barfußlaufen fragen wollte, aber nicht den Mut aufbrachte direkt zu werden.
Ich saß also nach einem längeren Marsch durch den Park auf einer Bank und las ein Buch. Er wies mich darauf hin, das da eine Fliege auf meinem Bein saß. Da ich so im Buch vertieft war kuckte ich hin und sagte "Ja, und?". Er fragte mich darauf ob ich Pilze auf dem Rasen suchen würde, worauf ich etwas verwirrt "Nein, warum?" zurückgab. Als ich noch etwas sagen wollte ging er bereits weiter. Merkwürdig, oder?

Über die "blöden Blicke" und das "was werden die Anderen darüber denken" mache ich mir definitiv keine Gedanken mehr. Ehrlich gesagt habe ich mir in der Vergangenheit mit diesen Dingen sowieso nur das Leben selber schwer gemacht. ;-)

Zu der Verletzung am Fußgewölbe sagte der Arzt, daß ich da wohl so richtig blöde das Band, was die große Zehe bewegt, mit einem spitzen Stein erwischt habe und das es noch etwas dauert bis sich das Band wieder vollkommen erholt hat. Also war es keine Überlastung des Bandes durch das Barfußlaufen wie anfangs vermutet. Er sagte aber auch, daß das Problem auch durch mein Knieproblem zusätzlich verlängert werden könnte und riet mir zusätzlich zu etwas Fußgymnastik. Zum Beispiel etwas mit den Zehen greifen. Leider hatte ich aber die meisten "Spielsachen" für die Füße Zuhause gelassen. Na, da wissen wir doch, was wird da alles anstellen können!

Am nächsten Tag im Park habe ich mir einen auf dem Rasen liegenden kleinen Ast geschnappt (natürlich mit dem Fuß) und dann mit der Hand auf die richtige Länge gebracht.
Den Stock nur mit dem Fuß zu greifen und loszulassen ist verhältnismäßig einfach und macht nach einiger Zeit auch nicht so richtig Spaß.
So habe ich mich auf die Kante einer Bank gesetzt und den Stock durch greifen mir den Zehen und klemmen zwischen den Zehen von Fuß zu Fuß hin und hergegeben und dabei gedreht.
Nach ein bißchen Übung kann man das auch ohne die Füße zu beobachten und gleichzeitig ein Buch lesen, was zusammen die grauen Zellen so richtig in Schwung bringt. :-)
So richtig schwierig wird es dann, wenn man versucht weder mit Fuß noch mit Stock auf den Boden zu kommen! Den Rücken anzulehnen ist natürlich verboten. Dabei auch noch ein Buch zu lesen habe ich nicht fertiggebracht, denn der Stock ist mir hier immer nach kurzer Zeit aus der Hand am Bein gefallen. ;-)

Fazit:
1. Man braucht sich wirklich keine Gedanken und blicke anderer zumachen.
2. Waldwege mit grobem Splitt sind nicht nur für Barfüßler schlecht.
3. Bei Problemen mit Knien ist Barfußlaufen gut.
4. Fußgymnastik kann richtig Spaß machen.
5. Kinder sollte im Park barfuß laufen, wenn sie es wollen.
6. Disteln wollen nicht getreten werden und piksen daher sehr gut.

Alles im allen zwei super Wochen und viel Barfußerfahrung gesammelt.

Für die Barfußprofis hier im Forum ist mit Sicherheit nicht so viel interessantes dabei gewesen, aber mit Sicherheit für alle die wie ich erst anfange sich barfuß vorzutasten.

Gesunde Barfüße wünscht euch
Ralf (RHU)


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