Wozu Englisch? - Die Frage ist nicht einfach (Hobby? Barfuß! 2)

Federico, Thursday, 17.04.2003, 13:36 (vor 7835 Tagen) @ malo

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Hallo Fredericio,
da muß ich Dir auch sehr recht geben. Wozu überall und immer dieser beständige Müll der Anglizismen, des "Denglisch"? Warum wird damit Fortschritt und Modern gleich gesetzt? Ich keinem anderen Land ist dieser Stuß der Sprachverhunzung so weit verbreitet, wie hier.
Ich bin sehr viel beim Tschechen, Slowaken und vorallem in Ungarn unterwegs. Und von dort höre ich das gleiche, wie dareinst hier im Lande. Zunehmende Begriffe aus dem Englischen überschwemmen die Sprache! Scheinbar ist es ganz kommod derzeit, alles damit zu überziehen. Bloß was soll damit besser oder einfacher werden?
Das ganze Volk aus Industrie, Radio und TV der Werbestrategen versuchen einem täglich einzutrichtern, was man zu machen hat, was alles toll, geil,"hipp" (was heißt das?) und was weiß ich noch sein muß. Wenn man das nicht macht, muß es langweilig sein, oder "out".
Ach wirklich? Barfuß ist bei mir auch ein wenig Protest gegen diesen Molloch des Vorschreiben lassens.
Genauso wie dieses "Volk" der Amerikaner ihren Nationalstolz tragen, kann ich als Deutscher das auch. Und warum soll ich dann nicht
Barfuß-Parade sagen können?
Ist es bei Dir in Italien auch so schlimm mit den Anglizismen?
Gruß,
Markus

Hallo Markus!
Ich mag und teile deine Darstellung des Barfußseins als eine Art kleine Auflehnung gegen das Konventionelle, das Sich-so-gehörende, als die Fähigkeit, andere Modelle, offenere Denkweisen zu bieten. Die Mentälitat meines Landes ist zum Glück (im Allgemeinen) nicht verschlossen und das Barfußsein an sich hat keine großartigen Begriffe auszudrücken, aber konventionell ist auch das übertriebene Modebewusstsein meiner Landsleute, nach dem nichts an Pflege, Eleganz und Schmuck fehlen darf - und daher nackte Füße oft nicht "genug" sind!
Die Fortsetzung der Sprach-Debatte ist nicht geschätzt. Abgesehen davon, dass das Thema nicht interessieren mag, aber nicht deswegen als "Kindergarten" bezeichnet sein soll, beschränke ich mich darauf, dir Antwort zu geben: Im Italienischen geschieht genau dasgleiche wie im Deutschen. Nur gehört Italienisch zu einem vom Englischen ferneren Sprachstamm (dem Romanischen) und die Durchsetzung englischer Vokabeln ist daher weniger unmittelbar. Aber die Stärke einer Sprache, d.h. ihre Fähigkeit, auswärtige Einflüsse zu verwehren, ist keinesfalls nur eine Frage des Nationalismus, weder der Mode, da beide Phänomene, wenn auch eingewurzelt, die allgemeine Sprechweise nur leicht steuern können (denke an die Probleme der neuen Rechtschreibung oder an die Schwierigkeit "Euro" statt "D-Mark" zu sagen); Wenn man vom französischen Sprachnationalismus spricht, sollte man auch betrachten, wie älter die Bildung des Französischen, der zentralisierten Nation und eines bestimmten Verbreitungszentrums der Kultur dort ist als in anderen Ländern. Die Frage ist zunächst geschichtlich, sowie kulturell: Ob eine Sprache genug Mittel besitzt, um selbst aufzuwachsen. Als das finnische Volk im 17. Jahrhundert begann, seine Sprache zu schreiben, bemerkte es, dass sie keinerlei abstrakte Begriffe überhaupt besaßen und mussten alles aus dem Schwedischen oder Russischen übernehmen. Die Basken hingegen wussten ihre Spracche sogar gegen die harte Macht der Römer zu behalten. "Internet" haben die Amerikaner erfunden und alle andere Sprachen waren unvorbereitet, sowas zu beschreiben, aber die massive Verbreitung des Englischen hat ältere Wurzeln, deren Erklärung jetzt wirklich unterlasse!!! Entschuldigung!!!!!!

Und apropos Sprachen, mein Name ist "FEderico"! :-) Aber in der deutsch-italienischen Gegend, woher ich komme, nennen mich meine detuschsprachigen Freunde zum Spaß tatsächlich "Fre"derico!

schöne Grüße und frohe Ostern aus einem warmen und sonnigen Südtirol
Federico


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