Zum Bochumer Naturheiltag (Hobby? Barfuß! 2)

Michael (wat) @, Wednesday, 22.01.2003, 17:00 (vor 7920 Tagen) @ Georg

Hallo Georg.

Mit den "feuchten Tüchern" habe ich bei dem bisher einmaligen Einsatz-Notfall schlechte Erfahrungen gemacht. Zugegeben ging es um Lehm, das ist dann ein etwas gröberes Kaliber. Ein ordentliches Handtuch war deutlich wirksamer, und ein mit Tee aus der beim Sturz geborstenen Thermosflasche getränkter Leinenbeutel...

> Gibt es beim Discounter mit den vier Buchstaben, von denen der erste und letzte Vokale sind ...

"Ohje"? ;-)

> PS : Michael, wie war es auf der Informationsveranstaltung am Wochenende?

Unterschiedlich, aber insgesamt ganz gut. Es ging auf dem 5. Bochumer Naturheiltag um verschiedene Aspekte von Naturheilverfahren und mit dem Modebegriff "ganzheitlich" zu bezeichnenden Arten und Weisen, mit dem Körper, seiner Gesunderhaltung und seinen Krankheiten umzugehen: Ernährungsfragen, die Ursachen und Auswirkungen der individuellen Körperhaltung, was bei den Füßen begann und beim Kopf endete, Akupunktur, Hypnotherapie, Fußreflexzonenmassage, und und und. Der Detailgrad ging von grundlegenden Überblicken, etwa über das Immunsystem, bis hin zu Abhandlungen über spezielle Verfahren, für die ich persönlich bisher nur begrenzt zugänglich bin. Die Anwesenden waren zu gut 70% weiblichen Geschlechts, und Evas Mann, sie selbst und ich drückten den Altersdurchschnitt doch mehr oder weniger deutlich.

Die Fußreflexzonenmassage war zwar prinzipiell nett, aber sie zeigte bei mir am Samstag nicht die erhoffte Wirkung, weil ich erstens etwas angespannt war und zweitens die ganze Zeit schon barfuß rumgelaufen war. Immerhin ahne ich nun, warum ich es besonders angenehm finde, mich in der Mitte der Handflächen oder Fußsohlen zu massieren: Dort wird, so die Lehre, das Zentralnervensystem in Gestalt des Solar Plexus abgebildet. Professionell durchgeführt kostet die Massage einen zweistelligen Betrag pro Sitzung.

Und zuvor gab es einen Programmpunkt über die sog. "Masai-Barfuß-Technologie". Was soll ich sagen. Ich war da aus den entsprechenden Forumsbeiträgen voreingenommen und bin ja ohnehin ideologisch verdorben, so dass ich mir kein ausgewogenes Urteil erlauben kann. Am Ende fühlte ich mich jedenfalls darin bestätigt, dass es im Grunde absolut unverantwortlich ist, nicht barfuß zu gehen, dergestalt wurden die unmittelbar aus dem Tragen von Schuhen mittelfristig resultierenden Schädigungen deutlich. Doch etwas ausführlicher, so wie ich mich lückenhaft noch erinnere:

Etwa fünfundzwanzig Interessentinnen und außer mir sechs Interessenten waren da, womit es einer der kleineren Beiträge des Tages war. Eine Dame Mitte Dreißig, ausgebildete Bewegungstherapeutin, stellte mit unverhohlenen kommerziellen Interessen dar, wie sie im Zuge ihrer Ausbildung zu diesem den Fuß beim Gehen und Laufen zum Abrollen zwingenden Schuh fand. "Wir Frauen wollen ja kleine Füße haben und tragen deshalb ganz gerne enge Schuhe." - zustimmendes Nicken, so ging es los.

Sie sei während ihrer Ausbildung beim Turnen in der Halle dann meist barfuß gewesen und habe irgendwann gemerkt, dass es anstrengender sei, sich auf diesen bekannten Turnmatten zu bewegen, aber doch ihre Füße kräftigte. Jedenfalls sei sie dann immer mehr barfuß gewesen und auch ab und zu im Sommer so nach draußen gegangen; an dieser Stelle lachte sie, als habe sie ein sehr privates Detail enthüllt. Irgendwann sei sie dann an diese Spezialschuhe geraten und habe zunächst schnell Muskelkater in den Füßen bekommen, "oh, da ist ja was!" gemerkt, damit dann mehr und mehr trainiert, sie auch im Alltag getragen. Schließlich sei sie so davon überzeugt gewesen, dass sie sie nun vertreibe, aber nur explizit als Sportgerät und in Verbindung mit einem Gutschein zu einem Training bei ihr, damit die Geräte unter fachlicher Aufsicht eingesetzt würden...

Die Fragen des Publikums bezogen sich darauf, ob ganz bestimmte Leiden damit behebbar seien, unter anderem:
- Rückenschmerzen und Haltungsschäden (dazu berichtete sie von ihrem Freund, dessen völlig kraftlose Füße wohl von allen Ärzten, die er wegen seiner Schmerzen aufgesucht habe, ignoriert worden seien - erst als sie mit ihm gezielt Krankengymnastik unter Einschluss der Füße zu machen begann, habe sich sein Zustand gebessert)
- eingebrochene Fußgewölbe
- hallux valgus, Hammerzehen (als Verursacher nannte sie bei letzterem u.a. Birkenstock-Schuhe mit ihren vorgefertigten Fußbetten und festen Sohlen, die nichts für die Muskeln täten, sie im Gegenteil erschlaffen ließen)
- Kniebeschwerden (sie forderte uns hier auf, uns mal hinzustellen und zu fühlen, wie wir auf dem Boden ständen, auf der Ferse oder den Ballen, ob die Knie durchgedrückt oder leicht gebeugt seien; der angepeilte Erkenntnisgewinn blieb bei mir aus offensichtlichen Gründen aus)

Barfuß gehen wurde immerhin kurz erwähnt, da die Referentin den Barfußpark in Bad Sobernheim am Rande ansprach, ist aber insbesonders als fortgeschrittene Maßnahme derart folgerichtig, dass ich die freundliche Bemerkung, die einer der Männer zu mir machte, als er meine Füße sah, und den Halbsatz "wenn es nicht gegen die Konventionen wäre..." enthielt, für einen Hinweis auf das eigentliche Problem halte.

Als wichtigste Erkenntnis und Fazit folgt aus all dem, dass Interesse an dem Thema Fußgesundheit besteht, die körperlichen Zusammenhänge zumindest in gesundheitlich interessierten Kreisen begriffen werden und man vielleicht nur die passende und - man höre und staune - absolut kostenfreie Alternative entsprechend schmackhaft machen muss. Und wenn man mit den genannten Gerätschaften schon Zugang zu einem "Naturheiltag" bekommt, sollte das ja wohl mit tatsächlichem Barfuß laufen erst recht möglich sein. Vielleicht kann "Dr. Kerscher" nächstes Jahr mal kommen und dazu dozieren? Ich besitze ja keine aussagekräftigen Titel... nun ja, es sollte auch anders funktionieren.

Jetzt geht es erstmal zu "Ohje".

Schöne Grüße,
Michael

P.S.: Es fiel mir das Akronym FELD für "Fuß-Entwicklungs-Land Deutschland" ein, das sei noch angefügt.


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