fremdbestimmtes Barfußlaufen (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Saturday, 27.04.2002, 13:16 (vor 8187 Tagen) @ Christine

Hallo Christine,
nein, das ist absolut nicht "of topic". Und ich gebe dir völlig recht, wenn man barfuß laufen MUSS, weil einem Armut oder sonstige Gründe dazu zwingen, macht es keinen Spaß, wie bei allem, was man eigentlich gerne macht. Spaß macht es nur, wenn man es machen kann, wie man möchte.
Ich habe das gleiche auch von einem Brieffreund in Tanzania gehört. Er ist als Kind immer barfuß gewesen, hat mit 11 Jahren zum allerersten mal "Schuhe" bekommen, das heißt Sandalen, die aus alten Autoreifen gefertigt sind. Für ihn war barfußlaufen schrecklich, fürchterlich und er verbindet nur schlechte Erinnerungen damit. In der Gegend, in der er wohnt (liegt im Gebirge) kann es durchaus auch Nachtfrost geben. Und dann morgens um 5Uhr 10 km barfuß zur Schule zu laufen sind für ein kleines Kind absolut nicht schön, vor allem, wenn einem dort dann auch noch Stockhiebe auf die kalten Zehen und Finger erwarten, weil man vielleicht ein paar Minuten zu spät kommt.
Wie schön, dass wir uns hier freiwillig entscheiden dürfen, ob wir barfuß laufen möchten oder lieber nicht.
Gruß, Bernd A

Hallo Barfußfans!
Wenn einer aus Zwang oder Armut barfuß laufen muß, ist das sicher kein Spaß. Als Beispiel nenne ich nur die Geschichte meiner Großmutter, die in der Endphase des zweiten Weltkriegs als Schulmädchen von Westdeutschland nach Bayern in eine Gastfamilie "zwangsevakuiert" wurde. Dort war barfußlaufen für Kinder wirklicher Zwang von Mai bis August (buchstäblich, die Schuhe wurden am ersten Mai weggeschlossen), aber nur für Kinder: Männer trugen immer Schuhe, erwachsene Frauen liefen in Haus und Hof meistens auch barfuß (hübsches Klischee?!), hatten aber irgendwelche meist ziemlich kaputten Treter zum Einkaufen oder ähnliches. Die Kinder, die aus fremden Gebieten in Gastfamilien kamen,hatten zwar Schuhe zur Verfügung, wurden von den einheimischen aber, wenn sie im Juni beschuht rumliefen, derart hart verspottet, daß sie sich bald nicht mehr dazu trauten: Eine Art von "Ehrenkodex" in bitterer Armut? Für die neuankommenden war das, bis man sich daran gewöhnt hatte, gewiß kein "Barfußvergnügen", zumal damals die Schulwege kilometerweit waren. Ich hoffe, das war nicht allzusehr "off-topic".
Gruß Christine


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