Warum eigentlich barfuß? (Hobby? Barfuß! 2)
Warum barfuß? Also ich kann hier nur für mich selbst sprechen. Ich fühle mich einfach unwohl in geschlossenen Schuhen, zumindest dann, wenn es warm draußen ist. Der Begriff "warm" ist natürlich subjektiv. Was ich als "warm" empfinde, ist für die meisten anderen Menschen "saukalt". Wenn mir also die Füße zu warm werden, ist es doch eigentlich ganz normal, dass ich das Bedürfnis habe, die Schuhe auszuziehen. Das geht doch wohl jedem so. Nur haben die meisten Leute dann eben natürliche Hemmungen, dies zu tun, wegen der Blicke und eventuellen Bemerkungen der Mitmenschen. Das kann ich verstehen. Obwohl ich sehr oft barfuß unterwegs bin, geht mir das Angequatscht werden auch oft auf den Wecker. Ich verstehe allerdings nicht, warum das für viele Leute so wichtig ist, zu erfahren, warum ich das mache. Man würde doch auch niemanden fragen, warum er bei winterlichen Temperaturen keine Handschuhe trägt. Auch da geht ja jeder nach dem eigenen Empfinden. Der eine zieht schon bei 15 Grad plus Handschuhe an, der andere läuft bei minus 15 Grad noch ohne rum und steckt allenfalls die Fingerspitzen in die Hosentaschen.
Barfuß laufen in der Stadt ist nicht so meine Sache (ich meine ganz barfuß). Allerdings in Sandalen ohne Socken schon. Das verschafft mir auch die nötige Luft an den Füßen. Doch auch so zählt man für viele schon als "barfuß". Ich laufe lieber in der Natur barfuß, da macht es wirklich richtig Spaß, ist richtig schön, die entsprechenden Temperaturen vorausgestzt. Und das ist wie gesagt subjektiv. Auf natürlichem Untergrund kann man übrigens viel extremere Temperaturen aushalten, sowohl kalt als auch warm. Oft werde ich angesprochen, bei winterlichen Temperaturen, warum ich das tue, obwohl meine Füße mit Sicherheit kalt werden. Meine Füße sind tatsächlich kalt. Aber es ist dann einfach eine Sache der Abwägung, was nun unangenehmer ist: Das unangenehme Klima in dicken Schuhen oder mal für 10 Minuten kalte Füße. Die werden nämlich im warmen Raum schnell wieder warm - viel schneller, als wenn sie in Schuhen stecken würden!
Ja, die Risiken und Gefahren! Barfußlaufen ist ja sooo ungesund und gefährlich. Wir "Barfüßler" haben alle mindestens 3x im Jahr eine Lungenentzündung, unser Hausarzt muss uns fast jede Woche Glasscherben aus dem Fuß operieren und die schlimme Sache hinterher ordentlich desinfizieren. Meine Hausärztin ist inzwischen davon abegekommen, mich jedesmal krank zu schreiben, wenn ich mal wieder mit einem verletzten Fuß ankomme. Sie macht es jetzt umgekehrt, sie stellt mir eine Gesundmeldung aus, wenn ich zufällig gerade mal nichts habe...
Und der Schmutz! Fürchterlich! Alles Waschen und Schrubben hilft nichts, der Dreck geht einfach nicht mehr ab. Einige sollen sogar mit einer Holzraspel auf den Fußsohlen herumschrubben, um die schwarze Schwarte abzubekommen....
Du siehst, wir habe schon ein ungewöhnliches und auch "riskantes" Hobby. Allerdings, wenn ich so sehe, wieviele Wintersportler sich jährlich bei ihrem Hobby den Haxen brechen, wieviel Sehnenrisse es beim Fußball gibt und wieviele Motorradfahrer sich die Birne einrennen! Aber sie machen alle natürlich etwas ganz "normales", was viele machen.
Jedenfalls habe ich noch keine Pressemeldung gelesen, über einen, der sich beim Barfußlaufen schwer verletzt hat - eine Busreise ist da viel riskanter.
Und Barfuß als "Hobby"? Hobby ist es für mich nicht. "Lebensstil"? Das ist zwar besser, aber es trifft auch nicht richtig zu. Ich mache es ja nicht immer und ich verfolge auch kein bestimmtes Ziel damit. Ich laufe einfach barfuß, wenn mir danach ist. Mehr nicht. Da gibt es keine Erklärung dafür.
Gruß, Bernd A