Treffen in Karlsruhe - ein Bericht (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Sunday, 09.12.2001, 20:20 (vor 8390 Tagen)

Hallo zusammen,
ein gelungenes Treffen ist zu Ende. Heute früh habe ich ja schon kurz einige Highlights aus den beiden letzten Tagen gepostet, nun möchte ich einen längeren Bericht folgen lassen.
Am Freitag abend kurz nach 21 Uhr sind bereits die meisten der Teilnehmer angereist. Als ich um 21:30 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt an der Jugendherberge kam (ist ja nur ca. 300 Meter Fußweg von meiner Wohnung) checkten da gerade Eva, Markus U., Dirk MS, Soeren, Lothar sowie Markus aus der Gegend von Geislingen/Steige ein. Mit anwesend war Jürgen aus KA (ein stiller Forumsleser) und mein alter Nachbar und Namensgenosse, Bernd KA, nebst Freundin. Sie war nicht barfuß, Jürgen auch nicht, die anderen alle. Bernd KA und ich trugen Sandalen ohne Socken.
Jürgen verabschiedete sich gleich wieder, er wollte dann am nächsten Tag zur Wanderung dabei sein. Um es vorweg zu nehmen, er kam dann auch.
Bernd KA und ich entledigten sich dann auch unserer Latschen und wir starten in Richtung Innenstadt. Der geplante Besuch im Badischen Brauhaus hat leider nicht geklappt, da ich zu spät reservierte. Das hätte ich bereits Mitte November tun sollen.
So gingen wir barfuß durch die Kaiserstraße auf der Suche nach einer geeigneten Kneipe zum Einkehren.
Die ersten verwunderten Ausrufe ließen bei ca. 2 Grad auch nicht lange auf sich warten. Eine jüngere Dame lief ein Weile neben uns her und fragte, ob wir ein Abhärtungstraining absolvieren "Nein, wir sind schon abgehärtet!" "Demostriert Ihr für etwas!" "Nein, wir demonstrieren für nichts!" "Ja, habt Ihr vielleicht schon einen Glühweinschock?" "Noch nicht...!" sie ging noch ein Stück neben uns her, dann blieb sie abrupt stehen. "Oh, jetzt bin ich ja viel zu weit gegangen, vor lauter-lauter. Hoffentlich krieg ich meine Straßenbahn noch!"
Dessen unbeirrt gingen wir weiter zum "Ballermann" eine Kneipe bei der Uni, wo wir Platz, Speise und Trank fanden, gemütlich zusammensitzen konnten und uns barfüßige Anekdoten zu erzählen.
Später stieß dann auch Dominik noch zu uns (er hatte sich vorher telefonisch gemeldet).
Weder für das Personal noch für die Gäste des Lokals war es ein Problem, dass wir barfuß waren. Die Kellnerin fragte uns, ob wir eine Wette einlösen. Bei all dem interessanten Erzählen merkten wir gar nicht wie die Zeit verstrich und ehe wir uns versahen war es 23:45 und wir wussten, dass wir eigentlich noch 20-25 Minuten bis zur JH brauchen, die um 24 Uhr schließt. Also eilten Eva, Dirk und ich voraus, um Bescheid zu sagen, Eva und Dirk die letzten paar hundert Meter im Laufschritt, sie schafften es gerade noch. So kamen alle noch zu ihrer Unterkunft zurück. Wie verabredeten uns für 9:30 Uhr am Samstag morgen an gleicher Stelle.
Der Samstag Morgen war ziemlich frisch und die Wiesen von Rauhreif bedeckt. Bernd KA wollte ausschlafen und war nicht mit von der Partie, dafür aber Jürgen. Wir gingen zum den Schlossgarten und genossen das prickelnde Gefühl auf den rauhreifbedeckten Wiesen zu laufen, für den ein oder anderen war es etwas zu frisch. Lange hatten wir nicht Zeiten, denn wir wollten ja um 11 Uhr am Treffpunkt Pyramide sein. Beim Schloss fragte dann ein kleiner Junge seine total verblüfften Vater, ob man hier barfuß gehen kann. Da ein 3-jähriges Kind solch eine Frage nicht ohne Grund stellt, schaute sich der Papa nach allen Seiten um und traute wohl seinen Augen nicht, als er uns erblickte. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er darüber nachdachte wovon er wieviel am Vorabend getrunken hat...
Später begegnete uns dann ein anderer Familienvater mit seinen schon fast erwachsenen Töchtern. "Schaut Euch doch mal die Leute da an! Fällt Euch was auf?" "Was, nö!" "Fällt Euch nichts auf?!" "Nö!" Schaut sie Euch doch ganz genau an!" "Was, Ach..."!
Wir gingen weiter zur Pyramide, hätten uns aber nicht beeilen zu brauchen, denn dort am Treffpunkt wartete niemand auf uns.
Wir genehmigten uns einen Glühwein, dabei gab es ein interessantes Gespräch mit einer jungen Frau. Sie fand es sehr interessant, dass wir das machen, konnte sich aber selbst absolut nicht vorstellen, bei den herrschenden Temperaturen barfuß zu gehen.
Wir fuhren mit der Straßenbahn zur Endhaltestelle im Ortsteil Daxlanden und starten von dort aus eine Wanderung durch die Rheinauen. Nun war auch ich in meinem Barfußelement, bisher trug ich noch meine Treckingsandalen. Über Wiesen und Naturwege führte uns der Weg und bei Temperaturen von knapp über 0 blieb da so einiger Schlamm an unseren Füßen hängen.
Ich hatte meinen Fotoapparat dabei, zum Leidwesen der anderen. Bei dem herrlichen Winterwetter geriet ich nämlich in einen richtigen Fotografierrausch, dem ich nur schwer wieder zu entlocken war. Aber davon weiß auch meine Familie ein Lied zu singen...
Die anderen plagten inzwischen viel elementarere Probleme, sie hatten -- HUNGER!
Und bevor wir irgendwo einkehren, wollten sie sich auch irgendwo noch die "Schwarte" (wie es Markus U nannte) abwaschen. Dafür kam die Bootsanlegestelle der Kanusportler am Altrhein wie gerufen und 200 Meter weiter konnten wir dann reinen und nackten Fußes im Naturfreundehaus einkehren. Die Wirtin hatte für unser Tun nur eine plausible Erklärung: "Die müssen doch krank sein!" Ich fragte sie: "Etwas zum Essen bekommen wir hier aber?" "Ja, klar, natürlich!" Und dieses Essen war dann auch ganz gut und weil es so gemütlich war, haben wir uns wieder mit der Zeit vertan und mussten uns sehr beeilen, die Straßenbahn zu erreichen, die von hier nur einmal pro Stunde verkehrt.
In dieser Straßenbahn gab es dann viele verblüffte Gesichter, eine ältere Italienerin machte das Kreuzzeichen, andere konnte es überhaupt nicht fassen
Am Weihnachtsmarkt stiegen wir aus und nun gab es das Bad in der Menge. "Schau doch nicht diesen Freeks nach!" schimpfte ein ziemlich fertiger Typ seine ebenso fertige Partnerin an. Beide waren unüberseebar dem "Tippel-Milieu" zuzuordnen. Für den ein oder anderen war das ständige Angequatschtwerden ja ganz lustig, für mich nicht. Inzwischen längst wieder beschuht (mit Sandalen) setzte ich mich in die nächste Straßenbahn, um noch einige private Erledigungen zusammen mit meiner Frau zu tätigen. Danach musste ich ja auf die Weihnachtsfeier meines Arbeitsgebers, die leider von einem schlimmen Unfall überschattet war, aber das gehört ja nicht hier her.

Was die anderen am Abend noch erlebten, erzählen sie am besten selbst.

Wir trafen uns wieder heute morgen, gestern war abends noch Don aus Mannheim zu uns gestoßen, heute kam auch Lorenz noch dazu. Um es vorweg zu nehmen, mir war es heute für barfuß viel zu kalt, ich schaffte gerade mal 5 Minuten, vielleicht waren es auch 10, mehr aber nicht. Tapfer durchgehalten haben die anderen. Wir fuhren mit der Straßenbahn nach Durlach und wanderten die über 400 Stufen zum Turmberg hinauf, da ging die Pumpe auf Hochtouren. Und weil wir nicht genug hatten, stiegen wir auch noch auf den Turm der alten Burg aus dem 11.Jahrhundert. Dort oben blies uns ein kräftiger Nordwind um die Ohren und ließ uns die ca. 0 Grad als deutlich kälter empfinden. Die Aussicht hielt sich wegen des starken Dunstes in Grenzen, über das Karlsruher Stadtgebiet hinaus konnte man nicht viel erkennen. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis nach Heidelberg, Speyer oder zu den Vogesen.
Mit der Seilbahn fuhren wir wieder nach Durlach hinunter und zum Abschiedsessen machten wie einen Ausflug in den Hafen von Havanna/Kuba!

Klar, natürlich nicht wirklich, aber im Restaurant Cubanita fühlt man sich in eine Hafenkneipe in Havanna versetzt und es gibt exotische Spezialitäten, zu erschwinglichen Preisen. Und barfuß war auch kein Thema.
Dann ging es auf den Rückweg zur JH und der hätte doch etwas besser ausfallen können! Zunächst war es Don, dem wir eine Wunde verpflastern mussten, Dirk trat sich später auch noch eine Scherbe rein und auch Eva erwischte es noch. Aber auch sie konnte von erfahrenen Barfüßern fachgerecht versorgt werden. Lothar hatte sich schon im Cubanita verletzt, als er auf einer Stufe ausgerutscht war. Aber alles nicht schlimmes.

Wie gesagt, mir war es heute zu kalt für barfuß, die anderen hielten tapfer durch und waren während des gesamten Treffens ohne Schuhe. Das hat mich echt beeindruckt. Selbst für mich fast unfassbar.

Zum Schluss gab es noch ein geniales Abschiedsfoto: Wie wenn die Stadt Karlsruhe uns erwartet hätte, ließ sie an vielen Stellen Plakate aufhängen mit der Aufschrift:

ZIEHT EUERE SCHUH' AUS

Darunter das gelbe Ortseingangsschild von Karlsruhe und einige nutzlose Schuhe.

Das Plakat wirbt für eine saubere Stadt und wurde vom Amt für Abfallwirtschaft verteilt.

Wir jedenfalls hielten uns an die Aufforderung und hielten nicht nur die Stadt sauber.
Das Foto von 9 barfüßigen Menschen vor diesem Plakat wir bestimmt bald hier im Forum zu sehen sein!

Gruß, Bernd A


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