"Der Schuhe entsagen" mit der weltreisenden Ida Pfeiffer (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Saturday, 24.11.2001, 22:26 (vor 8405 Tagen) @ Harald 2

Hallo Harald,
es gibt nur wenige Menschen, die so reisen, wie Ida Pfeiffer. Es gab sie damals nicht und es gibt sie heute auch nicht, obwohl heutzutage ja bei weitem mehr Menschen reisen, als vor 200 Jahren.
Doch leider ist es allgemein üblich, unsere "Erungenschaften" mit in den Urwald zu nehmen und nicht so zu leben bzw. zu reisen, wie es die Menschen tun, die man besucht. Man möchte in Kenya nicht auf's Wiener Schnitzel verzichten, hört auf den Malediven Schunkellieder vom Rhein und viele glauben sich in höchster Lebensgefahr, wenn sie an einem Traumstrand in der Südsee ihre Badelatschen vergessen haben.
Dabei kann man fremde Länder, fremde Kulturen nur richtig erleben, wenn man sie eben erlebt, das heißt, wenn man so lebt, wie die Leute dort.
Aber was will man schon erwarten, in einer Zeit, in denen Touris den Mount Everest besteigen und ihren Laptop inclusive Drucker mit dort hochnehmen. Genauer gesagt: nehmen lassen! Denn selbst trägt man den Plunder ja nicht rum, dafür bezahlt man ja die Träger - damit "die armen Kerls" was verdienen können.
Der besagte Fall endete damit, dass Touristin mitsamt ihrem Computerschrott für immer im Eis konserviert wurden! Ebenso, wie ein gewisser Robert Scott, der vor ca 90 Jahren glaubte, mit englischen Pferden den Südpol erobern zu können...

Barfuß hätte er es allerdings auch nicht geschafft!
Bei unserem derzeitigen Wetter schafft man es alledings allemal noch barfuß (was, kann sich jeder selbst aussuchen), wenn auch die Zehen allmählich etwas kalt werden.

Gruß, Bernd A

Ida Pfeiffer ist eine faszinierende Frau des frühen 19. Jahrhunderts, der Zeit, die in Österreich bezeichnenderweise "Biedermeier" genannt wird. Sie wurde im Jahr 1797 in Wien geboren und unternahm zwischen 1842 und 1858, als ihre Kinder schon erwachsen geworden waren, mehrere Reisen, die sie unter anderem nach Jeruselem, Ägypten, Nord- und Südamerika, Tahiti, Ostasien und Südafrika führten. Auf ihrer letzten Reise wurde sie unter etwas obskuren Umständen in einen Aufstand auf Madagaskar verwickelt. Sie starb im Jahr 1858 in Wien, vermutlich an den Langzeitfolgen der Malaria, die sie sich auf ihren Reisen zugezogen hatte.
Ida Pfeiffer reiste im Prinzip zum Vergnügen. Um ihre Reisen zu finanzieren, betätigte sie sich als Sammlerin für die damals im Aufbau begriffenen Naturgeschichtsmuseen. Sie erwarb sich einen guten naturwisseenschaftlichen Ruf und korrespondierte auch mit Alexander von Humboldt, dem Doyen der Forschungsreisenden dieser Zeit.
Interessant ist, dass Ida Pfeiffer stets allein und mit einfachsten Mitteln reiste. Sie schreibt: "Was die Fußbekleidung anbelangte, so musste ich den Strümpfen und teilweise auch den Schuhen entsagen, da der Weg häufig durch Sümpfe und Wasser führte. Wer ähnliche Reisen unternimmt, muss abgehärtet sein wie der Eingeborene. Ich war es, weil ich es wollte. Ich schlief gar viele Nächte auf der bloßen Erde in Wäldern und hatte gar manche Tage zu meiner Nahrung nichts als in Wasser gekochten Reis."


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