Mit der 6a barfuß im Siebengebirge unterwegs (Hobby? Barfuß! 2)

Projektleiter, Wednesday, 03.10.2001, 11:16 (vor 8392 Tagen)

Hallo zusammen,

mit dem gestrigen Dienstag hatten wir uns einen von den Bedingungen her sehr günstigen Tag für die Barfußwanderung der Klasse ausgesucht: dank des Regens der letzten Tage präsentierten sich Pfützen und Schlammlöcher in bester feuchter Verfassung, aber der Nieselregen hörte am Ankunftbahnhof Rhöndorf auf und machte sogar im zweiten Teil der Wanderung der Sonne Platz; außerdem waren die Temperaturen im angenehmen Bereich mit anfangs wohl 15, später über 20 Grad. Von "kalten Füßen" war insofern diesmal nicht die Rede.
Am Startpunkt mit der Wandertafel waren noch die Fußabdrücke zu sehen, die vor zwei Wochen einige melkfett - bewehrte Fußsohlen hinterlassen hatten. Eine Runde Melkfett gab es diesmal auch, nachdem eine kurze Einführung in die Geheimnisse des Barfußwanderns (diesmal ergänzt um eine Warnung vor Steinen, die von Laub bedeckt sein können) erfolgt war.
Auf dem ersten Stück Naturpfad erklangen sogleich auch die ersten spitzen Schreie der Ungeübten, als sich 54 junge und 4 etwas ältere Bar-Füße in Bewegung setzten.
Der Aufstieg erfolgte diesmal im ersten Abschnitt etwas anders als während der Projekttage: von vornherein über einen sehr lauschigen Naturpfad mit recht wenig Steinen - was aber einen der Jungen nicht davon abhielt, mit einem regelmäßigen «Au, aua, Scheiße» die ihm neuen Erfahrungen zu kommentieren (war aber nicht weiter schlimm, auf Nachfrage zeigte er sich recht zufrieden).
Dann weiter hinauf auf den 313 m hohen Breiberg. Die zwei Jungen und das Mädchen, die den Weg von den Projekttagen her schon kannten, waren nicht zu zügeln, sie stürmten voran und zogen etliche andere mit. Allerdings bildete sich auch schon sehr bald eine Nachhut, die aus einigen Mädels bestand, die wohl wenig Wandererfahrung hatten und sich auch mit dem Barfußgehen schwer taten. Auf unsere gute Zurede hin haben sie aber - ich werde sie noch einmal deutlich dafür loben - der Versuchung widerstanden, sich in die Schuhe zu flüchten. (Etwas hartnäckiger war ein Junge, der schon im Vorfeld seiner Unlust Ausdruck verliehen hatte und der oben auf dem Berg die Schuhe anzog. Die Klassenlehrerin hat ihm aber erfolgreich klar gemacht, dass er sich in Schuhen zum Außenseiter der Gruppe machen würde, so hat er sie wieder ausgezogen und ist bis zum Ende zwar etwas aufmüpfig, aber ohne nennenswerte Probleme barfuß gegangen).
Auf dem Breiberg die schon erprobtte Gipfelzeremonie : Barfuß - Gipfelkreuz errichten und "Siegerfotos" machen, sowie Eintragung in das mitgeführte "Gipfelbuch".
Neu war die kleine süße Belohnung : "Montelinos" (oder so ähnlich) von der Klassenlehrerin und ich hatte - ein Tipp meiner Frau - von Katjes süße Joggingschuhe im Rucksack, die mit den Worten «das Sinnvollste, was man mit Schuhen machen kann, ist sie aufessen» verteilt wurden.
Weiter ging es. Das Angebot, an der steinigen Passage des Pfades in den Wald auszuweichen, nahm nur ein Drittel der Gruppe an, die anderen tanzten ganz fröhlich über die Steine weg, immer mit den Ortskundigen zügig voran, bis wieder Warten auf die Nachhut angesagt war. Auch das ist ein sozialer Lernprozess und es fiel kein böses Wort gegenüber den Langsamen, vielleicht auch, weil ihr Durchhaltewillen respektiert wurde.
Dann in das Tal des Tretschbachs. Die matschigen Stellen (es gab reichlich) wurden von einigen doppelt gegangen, so gut gefiel es ihnen, das Waten im Bach machte wieder viel Spaß und auch das Klettern durch den Hang erwies sich erneut als Attraktion.
Das Tretschbachtal mündet an einem schönen Rastplatz in das Annatal ein, recht nah am Ausgangspunkt. Viele zufriedene und etwas erschöpfte Gesichter waren zu sehen, auch einige wenige sehr strapazierte. Der Teich kühlte strapazierte Füße.
Dann noch am Ausgangspunkt vorbei bis zum Brunnen, ab dem Schuhe wieder erlaubt waren. Bis zur Bushaltestelle blieben aber noch 6 x 2 bare Füße, bis zum Ausgangsbahnhof 3 x 2 bare Füße (auch meine) übrig.
Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass die Mütter vom Fahrdienst etwas skeptisch schauten, in welcher Verfassung sie ihre Kinder zurückbekamen. Da sich aber auch diesmal wieder niemand verletzt hatte (eine ganz kleine Schürfwunde an einem Zeh schien mir jedenfalls nicht Pflaster - würdig) und Mütter es eigentlich ganz erfreulich finden, wenn ihre Kinder ihnen leicht müde - weil ausgepowert - zurückgegeben werden, ging man allenthalben ganz erfreut seiner Wege.
Noch zwei abschließende Bemerkungen : die drei "Geübten" waren richtig stolz, wie problemfrei entspannt sie hatten barfuß wandern können : es hätte ihnen noch besser gefallen als beim ersten Mal, verkündeten sie.
Und auch meine Kollegin, die von einem Fußsohlen - Muskelkater nach der Probewanderung zu berichten wusste, erzählte, dass sie diesmal problemlos gelaufen sei. Sie hält jedenfalls gern an dem Gedanken fest, im kommenden Frühjahr mit der Klasse eine neuerliche Barfußwanderung - dann die Strecke im Kottenforst - zu machen.
Mal sehen, was die Schüler(innen) darüber denken ... (ich bin mir eigentlich sicher, dass es eine Mehrheit dafür gäbe - die Frage ist mehr, wie diejenigen, die sich erkennbar plagen mussten, reagieren werden).
Grüße an alle vom Projektleiter
1. PS : Wenn die Stimmung nächstes Frühjahr gut sein sollte (was ich hoffe), lade ich auch mal Eltern und Geschwister zu einer Wochenend - Barfußwanderung ein. Oder wir machen im Sommer eine Wanderung mit allen zum Schuljahrsende?
2. PS : Meine beiden Kolleginnen erzählen so angetan von unseren Barfußwanderungen, dass auch bei anderen Klassenlehrer(inne)n unserer jüngeren Klassen Interesse aufkommt. Ich bleibe am Thema; allerdings wird nach den am Freitag beginnenden zweiwöchigen Herbstferien sich kaum mehr eine Gelegenheit im laufenden Herbst ergeben. Wie sich das Interesse im nächsten Frühjahr darstellt, werden wir sehen.


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