Fuß-Sensibilität - Erfahrungen im Gottesdienst! (Hobby? Barfuß! 2)

Werner A @, Tuesday, 28.08.2001, 11:45 (vor 8428 Tagen) @ Frankie Z

Hallo Werner,
Dort heißt es, dass der "Prophet nackt und barfuss" einhergeht, um "vor dem Gericht Gottes zu warnen". Man trug damals Sandalen und ein Ober- und Unterkleid. Der Prophet Jesaja zog sein Oberkleid aus und nahm die Sandalen ab - quasi als PROTEST gegen die moralischen und religiösen Fehlentwicklungen der damaligen Zeit, unmittelbar vor der Gefangennahme der Juden durch die Babylonier.
Erinnert das auch ein bisschen an die Hippiebewegung? Ich glaube, durchaus. Barfuss durch die Stadt, in Einkaufszentren, in Kinos etc. würde nicht schaden, um das total moralisch heruntergekommenen Establishment zu schocken, so meine ich ...
Viele Grüße
Frankie Z

Hallo, Frankie!

Ein bisschen Hintergrundinformation gefällig? Keine Bange! Allzu theologisch möchte ich es nicht machen! Der Anlass des Protests und die Aussageabsicht dieser Barfuß- und Halbnackt-Aktion des Jesaja war wesentlich konkreter:
Das Südreich Juda wollte sich durch ein Bündnis mit Oberägypten und Kusch (das heutige Nubien) gegen die Bedrohung durch Assyrien schützen. Kriegsgefangene wurden damals mit bloßem Oberkörper, oft nur im Lendenschurz und barfuß in die Sklaverei getrieben. Jesaja sollte also den Landsleuten zeigen: So wie ich jetzt herumlaufe, werden eure Verbündeten auch aus der Schlacht weggeführt - gedemütigt und zum Gespött aller umliegenden Nationen.

Ein Parallelbeispiel aus heutiger Zeit, das mit einert anderen Aktion ähnliches zeigen sollte: Die Friedensbewegung veranstaltete zur zeit der NATO Nachrüstung in den 80ern sog. Die-outs. Dutzende, manchmal bis zu hundert Menschen legten sich auf das Abspielen eines Tonbandes (Luftschutzsirene, Explosion) auf den Boden. Das sollte zeigen: So wird es bei uns überall aussehen, wenn die Bombe gefallen ist - von wegen Schutz!

Mit Hippie-Dasein hat das recht entfernt zu tun, zumal es wohl von Jesaja eine zeitlich begrenzte Aktion war. Aber dieser Abschnitt zeigt, dass niemand damals scharf darauf war, barfuß (und halbnackt) so in der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden.

Übrigens: Barfuß als Demuts- und Aermutsgeste war auch das Motto mittelalterlicher Bettelorden (Barfüßer als Zweig der franziskaner, die unbeschuhten Karmelitinnen.)
Frage: Kann barfuß sein nicht auch einen positiveren Wert besitzen - Ich denke, doch! (vorausgesetzt, man macht daraus nicht auch einen Zwang)

Gruß, Werner.


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