Der WDR 2 - Medizinertext (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Friday, 27.07.2001, 18:36 (vor 8459 Tagen) @ Andreas (Köln)

Hallo zusammen,
ich habe mir diesen Text einmal angesehen und festgestellt, dass der Autor nicht gerade barfußfreundliche Positionen bezogen hat. Das zeigt sich für mich auch gleich im Fragezeichen in der Überschrift, jedenfalls wenn man es in Verbindung mit manchen Ausdrucksweisen, wie z. B. der schrägen Formulierung vom "gesundheitlichen Aspekt der Entblößung der Füße" oder dem zweiten Textabsatz sieht.

Barfuß gehen - gesund gehen?
Sendung vom 25.7.01 mit Dr. Rüdiger Riemer
"Zeigt her eure Füße - zeigt her eure Schuh", diese Zeile aus einem Kinderlied zeigt, wie eng Füße und Schuhe, die ja immer auch ein modisches Accessoire sind, zusammen gehören.
Barfuß gehen und laufen - das ist ein "Privileg" der Unterprivilegierten, der Naturvölker und der Armen. Was hat es also in einer Zeit des Überflusses und des Komforts auf sich mit dem Gehen ohne Schuhwerk auf dem Pflaster der Strandpromenade oder in Discos?
Der Grund scheint das befreiende Gefühl beim Ablegen äußerer Hüllen zu sein - das ja nicht bei den Füßen halt macht - und ein Attribut unserer einem Schönheits- und Wellness-Ideal frönenden Gesellschaft.
Wie sieht es aber mit dem gesundheitlichen Aspekt der Entblößung der Füße aus?
Aufbau und Funktion der Füße
Die Füße sind nicht nur Ständer für den Körper, sondern auch Teil des "Fortbewegungsmittels" Bein. Um den Druck verschiedener Körpergewichte und die Belastungen bei Arbeit und Sport abzufangen, hat der Fuß durch den speziellen Aufbau seiner Knochen und der sie verbindenden Bänder und Muskeln zwei Gewölbe, wie Brücken.
Das sogenannte Längsgewölbe erstreckt sich vom Fersenbein nach vorne. Eine Abflachung dieser Struktur nennt man Senk- oder Knickfuß. Das sogenannte Quergewölbe findet man am Vorfuß im Bereich der Zehengrundgelenke. Liegt hier ein Verlust der Höhe vor, so spricht man vom Spreizfuß.
Diese spezielle Architektur des Fußes sichert die schmerzlose Belastung seiner Strukturen wie Gelenke, Bänder und Muskeln.
Die angeborenen Veränderungen des Fußaufbaus wie Senkfuß oder Spreizfuß liegen bei etwa 60 %. Die notwendige Korrektur dieser Fehlformen geschieht durch Einlagen zur Vermeidung von Überlastungsschäden, aber auch durch Schuhe mit Fußbettung.
Beim nackten Fuß kommt es beim Auftritt auf einer geraden Unterlage zu einer mehr oder weniger punktförmigen Belastung seiner Knochen an Ferse und Vorfuß. Unsere zivilisierten, d.h. an Schuhe gewöhnten Füße reagieren dann bei längerer Belastung mit unangenehmen Beschwerden, die sich vom Fuß über die Achillessehne und die Knöchelregion bis zum Knie fortpflanzen können.
Orthopädische Ratschläge
Folgende Aspekte ergeben sich für das Barfuß-Gehen im Freizeitbereich:
1. Wenn ohne Schuhe, dann nur auf weichen Böden wie Teppich zu Hause, auf Rasen oder im Sand. Hier wird die Gewölbestruktur des Fußes unterstützt und seine Halte-Muskeln sogar zur Aktivierung angeregt. Dabei ist auch keine zeitliche Begrenzung angezeigt.
2. Vom Gehen auf der Straße mit nackten Füßen ist nicht nur aus hygienischen Gründen abzuraten. Hier drohen Verletzungen mit Verunreinigungen der Wunde, die zu anhaltender Vereiterung führen können. Aus orthopädischen Gründen sollte es wegen Überlastung des Fußskeletts und seiner Gelenke und Sehnen tabu sein!
3. Die Lüftung der Füße beim barfuß gehen ist hygienisch wichtig. Auf feuchten Böden allerdings können Pilzerkrankungen zwischen den Zehen auftreten, die sehr leicht chronifizieren und nicht selten in Form von unschönen Deformierungen auf die Zehennägel überschreiten.
4. Die Alternative zum Barfuß-Gehen stellen Sandalen oder leichte offene Schuhe dar. Sie vereinen die Vorteile der Belüftung des Fußes mit der guten Abstützung der Gewölbe.

Während die Ausführungen über das Gehen auf natürlichen Böden begrüßenswert und die über das Gehen auf der Straße vom orthopädischen Standpunkt her - auch wenn es mancher nicht gern liest - sicher nicht falsch sind, ist die im 3. Punkt vorgetragene Warnung vor Fußpilz zumindest ausgesprochen unvollständig - es fehlt der Hinweis auf den trockenen Zwischenzehenzustand beim fortgesetzten Barfußgehen (die Pilzerkrankungen haben ja nur im Schuh- Schweißfuß- klima eine Chance).

Die gesundheitlichen Vorzüge des Barfußgehens wurden jedenfalls schon überzeugender dargestellt, z. B. im Artikel "Barfußgehen regt den Kreislauf an"

Herzliche Füße
Georg


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