Hallo Forum,

zur Abwechslung ein paar Gedanken, die nicht nur mit dem Forum-Thema zusammenhängen.

Eigentlich, so könnte man meinen, hat sich insbesondere in den letzten Jahren vieles auf gesellschaftlicher Ebene positiv entwickelt. Wenn ich mich an meine Kindheit in den 50er und frühen 60er Jahren erinnere, waren damals männliche Erwachsene grundsätzlich mit Anzug unterwegs. Heute können wir eine Vielzahl von Kleidungsstilen nutzen, ohne schief angesehen zu werden. Eine der letzten Bastionen der engstirnigen alten Zeiten, die dieses Forum nach und nach abbröckeln lassen will, ist die Wahl von "keine Schuhe" als gesellschaftlich anerkannte Fußbekleidung.

Merkwürdigerweise scheinen es aber gerade Schuhe zu sein, die - aus welchen Gründen auch immer, hier im Forum gab es dazu schon zahlreiche Überlegungen - für einige eine Bedeutung haben, die rational nicht zu erfassen ist. Besonders auffällig wird das dann, wenn diese Personen aggressiv reagieren.

Das Internet hat dazu geführt, daß Personen, die kontaktarm sind und aufgrund von aus meiner Sicht behandlungsbedürftigen Verhaltensstörungen nicht zur Pflege der üblichen zwischenmenschlichen Beziehungen in der Lage sind, über das Internet, in dem die Möglichkeit besteht, Namen und Persönlichkeit zu verstellen, Scheinkontakte und Scheinerlebnisse haben. Abgesehen von den Fällen der Möglichkeiten von Verstößen gegen tatsächliche rechtliche Verbote dürften einige dabei sein, die in sich Verbotsvorstellungen in Bezug auf Handlungen haben, die für andere Menschen natürlich und erlaubt sind. Ich denke, daß es dieser Widerspruch zwischen dem für verboten Gehaltenen und dem Wunsch, sich anders zu verhalten, ist, der zur Aggression führt, wenn die Betroffenen sehen, welche Freiheiten sich andere - aus der Sicht der Betroffenen - herausnehmen.

Jeder, der dieses Forum findet, muß danach gesucht haben, zumindest muß er vor dem Anklicken das Thema gesehen haben. Kein Mensch, der es nicht will, bekommt auch nur einen Forumstext zu Gesicht.

Somit spielt für jeden das Thema barfuß eine Rolle, der hier liest. Es spielt sicher eine etwas größere Rolle für jeden, der hier schreibt. Wegen der Besonderheiten des Internet wird es uns sicher nicht gelingen, gänzlich Menschen außen vor zu halten, die statt zu versuchen, ihre eigenen Grenzen durch Verhaltensänderungen neu zu definieren (wie oft liest man vom ersten gelungenen schuhlosen Weg), ihren Frust mit Hilfe der neuen Möglichkeiten des Internet, sozial isoliert und anonym, aber dennoch mit negativer Wirkung für andere nach außen dringen zu lassen. Man könnte an ein Syndrom einer psychischen Erkrankung denken, das noch keinen medizinischen Namen gefunden hat.

Es grüßt

Hans-Martin