Ich läse gern noch mehr Füßik (Hobby? Barfuß! 2)

Thomas_Sch, Wednesday, 06.06.2001, 12:32 (vor 8510 Tagen) @ Georg

Um Kais durchaus zutreffende Antwort noch ein wenig zu unterfüttern:

Sobald die Haut mit einer kälteren Umgebung in Kontakt kommt, fließt
ein Wärmestrom von der Haut in die Umgebung und die Hauttemperatur
sinkt. Hält dieser Zustand lange genug an, so stellt sich ein Gleich-
gewicht zwischen der vom Körperinneren (hauptsächlich über das Blut)
nachgelieferten Wärme und der in die Umgebung verlorenen Wärme ein.
Die dabei resultierende Gleichgewichtstemperatur der Haut wird von
den in selbiger sitzenden Temperatursensoren erfasst und als 'warm',
'kühl', 'kalt' etc. bewertet.

Je größer der Wärmeabfluß ist, desto niedriger stellt sich die
Gleichgewichtstemperatur ein. Sie hängt in erster Linie von den
Wärmeleitfähigkeiten und Wärmekapazitäten der in Kontakt stehenden
Materialien (z.B. Fuß und Erdboden) ab. Je besser die Wärmeleitung
im Fuß (gute Durchblutung), um so mehr Wärme wird nachgeliefert, je
besser die Wärmeleitung im Boden, um so mehr Wärme wird entzogen.
Die Wärmekapazität spielt auch eine gewisse Rolle, weil ich die
obersten Schichten des Bodens, auf dem ich stehe, ja auch ein wenig
erwärme. Je größer die Wärmekapazität des Bodens ist, um so mehr
Wärmeenergie muß ich aufwenden, um ihn z.B. um ein Grad zu erwärmen.

Luft hat eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit, und wegen der
Verwirbelung der Luft spielt in der Praxis nur der Wärmewiderstand
einer wenige Millimeter dicken Luftgrenzschicht eine Rolle.
Der Wärmeverlust ergibt sich aus der Temperaturdifferenz,
multipliziert mit einem Wärmeübergangskoeffizienten. Ich habe gerade
keine einschlägigen Zahlenwerte zur Hand, aber 10 bis 15 W/m2K
dürften für unbekleidete Haut etwa hinkommen (werde bei Gelegenheit
mal nachsehen).

Deutlich größer ist die Wärmeableitung durch den Erdboden mit seiner
viel besseren Wärmeleitfähigkeit und höheren Wärmekapazität. Wie's
der Zufall will, wurden in dem Institut, an dem ich arbeite,
vor mehreren Jahren einmal Messungen zur "Kontakttemperatur des
unbekleideten Fußes" (o.ä.) durchgeführt. Mal sehen, ob ich da noch
was ausgraben kann.

Nasser (insbesondere taunasser und damit kühler) Boden hat natürlich
noch eine etwas höhere Wärmeleitfähigkeit, dazu kommen noch das
ständige Benetzen der Haut mit frischer kalter Feuchtigkeit,
was zusätzlich kühlt, und die Verdunstungskälte der Feuchtigkeit.

Fazit: der Wärmeverlust über kühle Luft ist wesentlich geringer als
der über den kühlen Boden. Deswegen kann man an kühlen Frühlings-
abenden z.B. bequem barfuß in Sandalen unterwegs sein, während
es unbeschuht sofort viel zu kalt ist (wenigstens für ein Weichei
wie mich).

Übrigens gleicht sich kaum jemals die Bodentemperatur wirklich der
Lufttemperatur an. Selbst bei bedecktem und echt trübem Himmel hast
du noch Diffusstrahlung von sagen wir mal 200 oder 300 W/m2,
außerdem ist der Erdboden thermisch _viel_ träger als die Luft, so
daß der Boden bei Temperaturänderungen immer deutlich hinter der
Luft herhinkt und ein eventuell mal ausgeglichenes Verhältnis
bei jeder Änderung der Lufttemperatur sofort wieder zerstört wäre.


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