"Urlaubsort" (Hobby? Barfuß! 2)

XL, Friday, 01.06.2001, 11:44 (vor 8515 Tagen) @ Unci

Hi Unci!

Es geht mir hier nicht um das Barfußgehen in anderen Ländern, sondern schlichtweg darum, daß man sich als Gast in einem Fremden Land bitteschön auch wie ein solcher zu benehmen hat.

Wenn Deutsche Touristen in Shorts durch türkische Städte gehen oder im schulterfreien Top Moscheen besichtigen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie böse angeguckt oder gar angepöbelt werden. Bei Boogies Artikel habe ich mich vor allem am Begriff "Urlaubsort" gestoßen. Ich selbst war schon länger nichtmehr in Antalya, aber als ich 1989 zuletzt da war, war Antalya noch ein schönes türkisches Städtchen, in dem zwar auch ein paar Touris (damals noch angemessen bekleidet) unterwegs waren, in dem aber vor allem Einhimische lebten, arbeiteten und ihre Kultur pflegten.
Inzwischen scheinen aber die typischen Deutschen Proll-Touris die Türkei für sich entdeckt zu haben und zu iherer Kolonie zu machen. Für sie ist Antalya jetzt ein "Urlaubsort", in dem zur allgemeinen Belustigung ein paar niedliche Türken rumrennen, und in dem sich Touristen so benehmen dürfen, wie sie es zuhause nie tun würden.

Hierzulande mache ich mir auch einen Spaß aus den Leuten, die mich dumm angucken, wenn ich barfuß in der Stadt unterwegs bin, in anderen Europäischen Ländern tue ich das auch, aber wenn man sich in einem fremden Land mit deutlich anderer Kultur befindet, soltte man jede Provokatin bleiben lassen und sich den kulturellen Gepfogenheiten anpassen. Für Türken sind Shorts eben Unterhosen und bloße Füße gehören in die Wohnung oder die Moschee. Vermutlich dachten die Türken, die Boogie schräg angeguckt hatten, mit grausen daren, daß er mit seinen dreckigen Füßen ganz selbstverständlich die nächstbeste Moschee zwecks Besichtigung ansteuern könnte, natürlich ohne sich vorher die Füße zu waschen. Abgesehen davon kann ich mich daran erinnern, daß es, als ich vor 10 jahren das letzte Mal in der Türkei war, in der türkischen Provinz noch lange nicht selbstverständlich war, daß sich jeder Schuhe leisten
konnte, und ich weiß nicht, ob sich dies in der Zwischenzeit geändert hat. Für jene Leute, die sich evtl. noch gut an eine Zeit erinnern konnten, in der sie aus Armut barfuß gehen müßten, ist ein barfüßiger Touri ebenfalls eine Provokation, dessen sollte sich unsereins bewusst sein, wenn er in fremden Kulturen meint seine persönliche Freiheit ausleben zu müssen, indem er in der Öffentlichkeit barfuß geht.

Fuß zum Gruß,

XL


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