Barfuß auf Pilgerwegen (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Monday, 09.04.2001, 09:02 (vor 8568 Tagen) @ Harald 2

Hallo Harald,
Deinen Beitrag über Pilgerwege und barfüßiges Pilgern fand ich sehr interessant. Welche Motive es für Pilgerwanderungen gibt, hängt natürlich davon ab, wie man den Begriff deffiniert. Wenn es dabei nicht nur um den Besuch von religiösen Stetten geht, sondern auch um Naturziele oder um das Suchen nach dem eigenen "Ich" (nicht nur in sportlicher Hinsicht) habe ich ja schon einige barfüßige Pilgertouren gemacht. Meine Wanderungen in Schweden kann man glaube ich schon so bezeichnen. Wie gesagt, ich habe dabei nie irgendwelche Klöster etc besucht, die gibt es dort gar nicht. Mein Ziel war die Natur und das hat sicher auch einen religiösen Hintergrund, weil für mich der Schöpfer (wie auch immer man sich den vorstellen mag) doch eher in der Natur als hinter dicken Mauern zu finden ist.
Wenn man so alleine in der weiten und unglaublich stillen Landschaft unterwegs ist, völlig ausgesetzt den Kräften der Natur, wie Wind, Kälte, Regen, Hitze dann hat man viel Zeit über sich selbst und den Sinn des eigenen Daseins nachzudenken, auch über die eigenen kleineren und größeren "Sünden".
Dass ich dabei soweit irgendwie möglich barfuß bin ist eigentlich völlig selbstverständlich. Nur so kann ich die Natur richtig fühlen. Das Barfußlaufen gehört für mich genauso dazu, wie die Nächte draußen in der Weite der Natur, nur geschützt duch die dünne Zeltplane, ebenso wie die Körperpflege im eiskalten Flusswasser, nackt natürlich. (Das hat dann nichts mit Nudismus zu tun, es ist niemand da, dem man seinen Körper zeigen oder verbergen könnte) Wenn ich so barfuß durch die windgepeitschten Landschaft wandere, die feuchte kühle Vegetation spüre, die harten Felsen, den kalten Schnee, wenn ich mich im kalten Fluss wasche, dann fühle ich, wie auch irgendwelche Lasten von der Seele gewaschen werden.
Wenn ich in Hütten übernachten würde, mich abendes am warmen Ofen waschen würde und beim Wandern Schuhe tragen würde, wäre das nicht so. Sobald ich z.B Stiefel anziehe, ist der Naturgenuss weg, die Werte unserer Zivilisation sind wieder da, ich versuche schnell zu sein, Zeit zu gewinnen. Dann kommt wieder der Blick auf die Uhr, die Frage, wie weit ich schon gekommen bin.
Barfuß fühler ich mich irgendwie als Einheit mit der Natur, mit der Schöpfung, nicht als getrennt von ihr. Allerdings nur, wenn ich auch wirklich in der Natur unterwegs bin.
Barfuß auf der Kaiserstaße, bei Walmart, im Hauptbahnhof oder im Stadtgarten ist das -in dieser Hinsicht- natürlich nicht viel anders, als mit Schuhen. Dort gehe ich barfuß, oder meist mit Sandalen, weil geschlossene Schuhe einfach unbequem sind.

mit barfüßigen Grüßen,
Bernd A


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