Barfuß im "Land der Bekloppten" (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A @, Wednesday, 28.03.2001, 09:42 (vor 8580 Tagen) @ Lothar

Hallo Barfüßer,
ich war ja selbst schon in den USA, allerdings in den westlichen Bundesstaaten. Das ist nun allerdings schon 11 Jahre her. Damals hatte ich jedenfalls keine Probleme mit barfuß. Wenn ich einen Laden oder ein Kaufhaus betreten habe war ich entweder ganz barfuß, oder allerhöchstens in Espandrillos, die ja damals in Europa groß in Mode waren (In den USA sah ich sie nicht). Und da hat mich niemand darauf angesprochen. Ich glaube, es ist noch nicht einmal aufgefallen, wenn ich barfuß war.
Beim barfüßigen Wandern kamen die auch bei uns üblichen Fragen, meist bewundernd oder ungläubig, teilweise auch missbilligend oder ermahnend wegen der möglichen Gefahren, aber niemals entschieden ablehnend.
Was die "unbegrenzten Möglichkeiten" betrifft, musste ich feststellen, dass in den USA wirklich sehr viel mehr reglementiert ist, als bei uns oder gar in Skandinavien. Man darf z.B. in den Nationalparks nirgendwo frei wandern, sondern braucht immer ein Permit von der zuständigen Rangerstation. Dort wird man vor der tour über mögliche Gefahren in "bear-country" aufgeklärt und man bekommt eine verbindliche Wanderroute vorgeschrieben. Leichtsinn und Dummheit vieler Touristen machen solche Maßnahmen wohl erforderlich. (Ich weiß z.B. von Schweden, wo jeder nach Lust und Laune wandern darf, dass es den Staat jedes Jahr etliche 100 000 Mark kostet, verunglückte Wanderer mit dem Hubschrauber aus der Wildnis rauszuholen)
"Land der Bekloppten": Man kann es so sehen, aber gerade der etwas eigenwillige Lebensstil vieler "Amis" kommt ja uns Barfüßern eigentlich ziemlich nahe. In Kalifornien wird man bestimmt nirgendwo Probleme bekommen, wenn man barfuß herumläuft. Dort ist in Bezug auf den perönlichen Individualismus wirklich alles möglich.
Offensichtlich ist es in Florida anders, wie etliche Beiträge hier im Forum belegen.
Es würde mich auch interessieren, ob das Barfußverbot in Kaufhäusern dem überwiegenden Kundenwunsch entspricht, was ich mir kaum vorstellen kann. Ich glaube eher, dass es auf dem Mist irgendeines gelangweilten Sesselpupsers gewachsen ist.
Andererseits haben wir Menschen die Angewohnheit, angebotene Freiheit immer etwas auszureizen und zu versuchen, noch etwas mehr davon zu bekommen. In einem Land, wo immer Badewetter herrscht und deshalb viele Urlauber unterwegs sind, wird das noch deutlicher. Wenn man nun erlaubt, barfuß zum Einkaufen zu gehen, wo ja eigentlich nichts einzuwenden wäre, dann kommt der Nächste auch ohne T-shirt und wieder der Nächste nur in der Badehose. Ich kann verstehen, dass da Bedenken entstehen, gefolgt von Regeln, die wegen Nichteinhaltung dann auch mit Gewaltanwendung durchgesetzt werden.
Allerdings, wenn ich, vor allem wenn ich als Gast in einem fremden Land bin, an einen Laden, Hotel, Restaurant etc komme, wo schon an der Tür ein Schild verkündet, dass barfuß unerwünscht ist, dann gehe ich entweder garnicht hinein, oder ich ziehe mir halt für die halbe Stunde, wo ich da drin bin, ein Paar Schlappen an. Provozieren halte ich im Ausland nicht für angebracht. Hier bei uns neige ich schon eher mal dazu.
Wenn man, wie im vorliegenden Falle, nur vor die Tür gesetzt wird, hat man ja noch Glück, es gibt ja Länder (vor allem im islamischen Raum) wo man für solche Provokationen monatelang eingebuchtet wird oder gar wegen verstoßes gegen die guten Sitten oder wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt wird! (Es wurden ja schon Touristen zum Tode verurteilt, weil sie sich nach einer einheimischen Frau umgedreht hatten).
Ich jedenfalls werde, nach all dem, was ich hier bis jetzt über Florida gelesen habe, dieses Land auf die Liste der für mich unatraktiven Gebiete setzen.
Zum Schluss bleibt mir noch eine Befürchtung: Wir hier in Deutschland neigen ja extrem zum Amerikanismus. Alles was über den großen Teich kommt ist "gut" und "nachahmenswert". So ist zu befürchten, das an deutschen Geschäften auch bald ein Barfußverbotsschild vor der Türe hängt, überwacht von muskulösen "Gorillas".

Barfüßige Freiheitsgrüße, Bernd A


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