Von Frauen und Männern (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Lotsi,
Du wirst mich dafür jetzt zum Teufel wünschen, aber es muß sein: Dein Beitrag ist einfach süß *Prügel bezieh*
Erfülltst Du doch damit so ein bischen gerade das Klischee, das Du zu widerlegen suchst
Aber im einzelnen:
Ein Erklärungsgrund ist wirklich banal und daher sehr einleuchtend: Das Verhältnis von Surfer und Surferin im WWW beträgt, so erfahren wir, 5 : 1. Das kann sein. Es mag sein, dass realiter mehr Frauen barfuß laufen als Männer, aber die Damen surfen halt weniger. Aha.
Ich kenne zwar keine neueren Statistiken, glaube aber, daß sich das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Surfern in den letzten Jahren stark verändert hat und nicht mehr so krass "mannlastig" ist. Das Argument gilt somit für das sich nach wie vor nicht verändernde krasse Ungleichgewicht im Forum immer weniger. Möglicherweise surfen Frauen aber gezielter und kürzer als Männer (in der Freizeit), da der Freizeit-PC nach wie vor als technisches Spielzeug und damit als Männerdomäne gilt.
Aber: Das Argument, dass Frauen weniger übers Barfußlaufen reflektieren, es für sie also "natürlicher", irgendwie "normaler" (das Wort ist eigentlich unsinnig), eben selbstverständlicher ist, führt etwas zu Klischees à la: Unbeschwerte Naturmädels, die ja ach so natürlich sind und weil sie so natürlich sind die Natur am liebsten ganz ganz hautnah spüren, ja erleben wollen daher am liebsten naiv-unbekümmert barfuß durch die Welt tappen und am allerliebsten übers feuchte Gras tanzen, weil sie da der echten Natur sooo nah sind, ja überhaupt: Frauen und nackte Füße - das gehöre ja ohnehin untrennbar zusammen: Frauen können gar nicht anders als barfuß sein, es ist ein Naturtrieb und passe ja auch zu ihrem Wesen: so verletzlich, wie sie halt nunmal sind die Herren Weiber, so zart und aber auch sooo natürlich und so weiter; Klischees eben!
Ein Klischee, daß wir Männer gerne pflegen (ertappt! und vor allem von der Werbung (vom Frischkäse über den aprilfrischen Weichspüler bis zum Tampon) noch viel lieber aufgegriffen wird. Da aber nicht wenige der so beworbenen Produkte eindeutig auf weibliche Käuferinnen zielen, scheint das Klischee auch bei Frauen zu ziehen. Denn von einem können wir ausgehen: Die milliardenschwere Werbeindustrie weiß ganz sicher, was sie tut.
Ernsthaft: Vielleicht sind Frauen durchschnittlich (aber wer kann sowas schon messen??) etwas spontaner was den Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen angeht, und vermutlich neigen Frauen eher dazu, auch mal emotional zu argumentieren. Aber es gibt auch entsprechende Männer!! Jawoll!! Ihr Herren tragt ja auch nicht immer Euren Kant oder Hegel in der Westentasche mit Euch herum, wenn ihr argumentieren geht! Auch wir Frauen sind vernunftbegabt und wissen genau, was wir tun! Es sind keine sozusagen "vegetativen Reflexe", die uns die Schuhe ausziehen und uns in eine Art "natürlichen Urzustand" versetzen lassen!! Bei uns kommt mehr aus dem Hirn als aus dem Bauch als Ihr so gemeinhin glauben mögt!!
*Schmunzel*
Ich glaube wir Herren besitzen auch ohne philosophische Unterstützung genügend Verstand, zwischen dem sicher gerne gepflegten Klischee und der Wirklichkeit unterscheiden zu können. Die Vorstellung, daß meine Freundin (äußerlich immerhin eher von der Sorte "zart und unbeschwert") den ganzen Tag barfüßig im taufrischen Grase vor mir hertanzt (fehlt nur noch die Kuhglocke amüsiert mich nämlich mehr, als daß sie mich anregt. Ganz ehrlich: Die wenigsten Männer (mich selbst eingeschlossen) würden eine Frau von der oben beschriebenen klischeehaften Sorte länger ertragen. Auch wenn wir gerne mal etwas anderes behaupten.
[...] ich weiß auch nicht, warum Männer eher verklemmt sind als Frauen wenn es ums Barfußlaufen geht... Dass viele Herren den Wunsch hegen, sich aber nicht trauen, glaube ich auf jeden Fall.
Da zeigen die Klischees dann doch ihre Wirkung: Solange Barfußlaufen als weiblich und unmännlich gilt, gibt es für uns harte Männer gegenüber den Frauen noch einen weiteren Grund, nicht barfuß zu laufen. Daher kämpfen wir hier ja auch so vehement gegen diese falsche Vorstellung, drehen das ganze zuweilen um ("Schuhträger sind Weicheier", "heute 10 h bei -20 °C im Schnee barfuß") und empfinden die Werbung mit "barfußtanzenden Feen" als kontraproduktiv. Ein gutes Beispiel ist doch dieser "Schnickers", der Barfußläufer zunächst als Synonym in sein Weicheilexikon aufnehmen wollte und sich dann von uns eines besseren belehren ließ. Im Fall der verklemmten männlichen Barfußläufer fällt das Klischee quasi negativ auf uns zurück.
Mein (beschränkter)Erfahrungshorizont sieht so aus: Ich kenne und sehe mehr barfüßige Frauen/Mädchen als Jungs.
Das deckt sich mit vielen Erfahrungen Anderer. In den letzten zwei Jahren habe ich dank des Forums vermehrt auf dieses Verhältnis geachtet und muß sagen, daß das Verhältnis von barfüßigen Männern zu Frauen fast paritätisch ist! Diese Beobachtung ist natürlich nicht repräsentativ und ich rätsel selber, ob ich Opfer einer statistischen Laune bin.
Gut, dass die Jungs konsequenter sind, könnte jetzt wieder für ein höheres Reflexionsniveau sprechen und mich widerlegen. Blöd. Und wir Frauen wären dann doch nur wieder sog. "Gute-Laune-Barfüßerinnen" (Begriff aus dem Forum): Mehr aus dem Bauch als aus dem Hirn heraus, also eher "natürlich" als zivilisiert? Ach o weh!
Ja, nun hast Du Dich verhaspelt! Ich glaube aber, daß sowohl Frauen als auch Männer ihr Bedürfnis, barfuß zu laufen, aus dem Bauch heraus entwickeln. Männer begründen das aber rationaler. Ich selber laufe ausschließlich (!) wegen des angenehmen Gefühls barfuß, wenn mich aber jemand darauf anspricht, nenne ich auch rationale Gründe wie Gesundheitsaspekte u.ä. Das breite Spektrum "vernünftiger" Gründe, mit denen das an sich emotionale Barfußlaufen erklärt, ja bisweilen gerechtfertigt wird, ist sicherlich typisch männlich und auch ein Grund dafür, daß sich hier soviele Männer tummeln. Aufbauend auf dem rationalen Argumentatorium laufen Männer dann auch prompt konsequenter barfuß, wäre ja auch schlimm, zuzugeben, daß Barfußlaufen gerade mal nicht so angenehm ist. Nicht höheres Reflexionsniveau, wie Du vermutest, sondern Ich-zieh-das-jetzt-durch-Gehabe. Auch typisch männlich. Meine Freundin z.B. hat kein Problem damit, sich fünfmal am Abend die Socken an- und wieder auszuziehen. Männer sind da prinzipientreuer (bis zur Starrköpfigkeit) und dazu gehört auch nicht selten die konsequente Verweigerung von Gefühlsäußerungen nach draußen. Gefühle als Argument? Um Gottes Willen, wie unmännlich! Gefühle werden erst dann ein Argument, wenn es um die Verweigerung von Kondomen geht...
Aber bevor ich mir den Zorn meiner Geschlechtsgenossen zuziehe, möchte ich in typisch männlicher Art darauf hinweisen, daß diese pauschalen Aussagen natürlich etwas überspitzt formuliert sind und im Einzelfall nicht gelten müssen. Dennoch gibt es typisch männliche und weibliche Eigenschaften und Charakterzüge, die nicht nur anerzogen sind und Klischees bedienen müssen oder wollen, sondern auch genetisch bedingt sind. Dafür gibt es auch wissenschaftliche Beweise, z.B. Transsexuelle, die im "falschen" Körper aufgewachsen sind.
Wie Du siehst, komme ich als Mann nicht umhin, rational zu schreiben. Umsomehr freuen mich Deine doch eher weiblich-emotional (sic!) geschriebenen Beiträge. Hoffentlich findet sich doch noch die eine oder andere Frau, die sich hier auf ähnlich hohem Niveau mit dem gleichen Charme in die Herzen der Leser schreibt.
Ein herzliches Serfuß an Donau und Regen,
Jörg