Rückblick (Hobby? Barfuß! 2)

Gero, Saturday, 03.02.2001, 23:42 (vor 8632 Tagen) @ Otto

Da wurde schon deutlich mehr barfuß gelaufen, als vorher -- oder auch als heute. Leider hinderte mich mein Chemiestudium, an diesem Trend voll beteiligt zu sein, denn ich bin während der schönen Studienzeit meist mit Sicherheitsschuhen im Labor gestanden.

Ich war ein Chemiestudent in den 50er Jahren. Damals gabs noch keine Sicherheitsschuhe. Im Sommer hatten viele von uns offene Sandalen an,(sogar Kneippsandalen), aber immer mit Socken. Mein Laborplatznachbar war ein Isländer, sehr intelligent und nett, aber er gehörte zur Gilde der Katastrophenchemiker. Einmal kochte ihm ein Grignard über
( mindestens 2 bis 3 liter ). Er rannte damit zum Ausguß, was ein spektakuläres Natriumfeuerwerk verursachte. Ein Stückchen Natrium fiel auf meinen besockten Fußrücken. Auf der Heimfahrt mit dem Fahrrad nach Daglfing wunderte ich mich warum mein Fußrücken dauernd kitzelte. Als ich dann die Socken auszog gingen Haut und Fleisch mit dem Socken und ich starrte auf meinen bloßen Knochen. Gottseidank heilte das sehr schnell. Aber wenn ich genau gucke, kann ich immer noch die Narbe sehen (Eine Art Studentenschmiss für einen alten Chemiker der noch immer gerne barfuß herumrennt). In diesem Fall wäre ich barfuß besser daran gewesen.

Hallo Otto und Lorenz,

könnt Ihr bitte mir und den anderen Forumsteilnhemern, die nicht vom Chemiefach sind, erklären was ein "Grignard" ist.

Ich habe unter der Suchmaschine Google nachgesehen was das ist, da steht beschriebn das es metallorganische Verbindungen mit Mg (Magnseium) sind.
Metallisches Magnesium ist allerdings im Gegensatz zu Natrium und Kalium nicht gefährlich, wenn es mit der Haut in Berührung kommt, allerdings müssen bei Werkzeugmaschinen, auf denen magnesiumhaltige Teile bearbeitet werden, besondere Branschutzvorkehrungen getroffen werden.
Magnesium ist auch in Feuerwerk enthalten, und als es noch keine elektrischen Xenonblitze für die Fotografen gab, wurde eine Mischung aus Magnesiumpulver und einem Oxidationsmittel (sauerstoffabgebende Chemikalie) wie Kaliumpermanganat entzündet.

"Die Grignard-Reagentien wurden um 1900 von Viktor Grignard entdeckt. Bei den Grignard-Reagentien handelt es sich um sogenannte metallorganische Verbindungen, also um Kohlenwasserstoffe, die Bindungen mit einem Metall eingegangen sind. Bei diesen Reagentien handelt es sich um das Metall Magnesium, das weiterhin noch mit einem Halogen verbunden sein muß. Ihre Struktur ist bis heute nicht vollständig geklärt, der Einfachheit halber einigte man sich auf die allgemeine Schreibweise RMgX. Bei R handelt es sich um einen Alkylrest, X steht für ein Halogenid, wobei am haüfigsten Brom- und Chlorverbindungen bei der organischen Synthese zum Einsatz kommen. Für die Vielseitigkeit ihrer Einsetzbarkeit ist die stark polarisierte Kohlenstoff-Magnesium Bindung verantwortlich, die den Grignard- Reagentien eine hohe Reaktionsfähigkeit verleiht. Das C-Atom besitzt eine beträchtliche negative Partialladung, die Grignard-Reagentien sind deshalb stark nucleophil, das heißt, sie greifen positiv polarisierte Atome an und führen dabei zu einer Additionsreaktion an der funktionellen Gruppe des Ausgangsstoffes. In der organischen Synthese sind Grignard-Reagentien sehr beliebt, da sie eine fast vollständige Umsetzung der Edukte zu einem vorher genau definierten Produkt garantieren. Als Grignard-Reagentien werden nur magnesiumorganische Verbindungen bezeichnet. In der Praxis ist es durchaus möglich statt des Magnesiums ein anderes Metall zu verwenden, so wurden bis heute metallorganische Verbindungen fast aller Metalle im Labor synthetisiert, allerdings sind die magnesiumorganischen Verbindungen am einfachsten zu synthetisieren und sie sind relativ preisgünstig. Ihre Herstellung ist somit auch in weniger gut ausgestatteten Laboratorien möglich, also auch im Rahmen einer Schul-Chemie-AG. Die Verbindungen sind unkompliziert aufzubewahren, da sie nicht wie viele metallorganische Verbindungen mit dem Luftsauerstoff heftig reagieren. Jedoch haben sie den Nachteil, daß sie sich aufgrund der stark polarisierten Bindungen mit der Zeit zersetzen. Deshalb sollten die Verbindungen nicht zu lange aufbewahrt werden."

Dass metallisches Natrium, wenn es mit Wasser zusammenkommt, zu Wasserstoff und NaOH (Natriumhydroxid) reagiert, ist mir noch aus meiner Gymnasiumszeit bekannt. Da sich der entstehende Wasserstoff meist selbst entzündet, gibt es ein prächtiges Feuerwerk mit gelben Flammen.
Übrigens wird Natronlauge (in Wasser gelöstes Natruimhydroxid) auch bei der Herstellung von Laugenbrezeln verwendet, allerdings in verdünnter Form.

Im (Chemie)Labor wollte ich aber absolut nicht barfuss herumlaufen, denn es besteht die Gefahr,dass man in irgendwelche Chemikalien tritt, es gibt da ganz gemeine Substanzen, die wie Wasser aussehen, und nicht nur die Haut und das Fleisch bis zum Knochen angreifen, sondern ohne, dass man es sofort merkt, durch die Haut bis zum Knochen vordringen, z.B. HF (Flussäure). Dieses Zeug in einem in einem Chemielabor anzutreffen, ist nach meiner Ansicht aber eher gering, weil das haupsächlich zum Glas anätzen verwendet wird.
Sicherheitsschuhe (mit Stahlkappen) brauchen es aber auch nicht unbedingt sein, die sind nur dann erforderlich, wenn Gefahren durch herabfallende Gegenstände drohen,wie in einer Schlosserwerkstatt, wenn einem der Hammer auf die Zehen fallen kann.
Aber unverzichtbar ist eine Schutzbrille, damit nichts ins Auge geht.
Meine Empfehlung fürs (Chemie)Labor wäre, barfuss in Berkemann Clogs, falls nicht irgendwelche betriebsinternen Sicherheitsvorschriften geschlossene (Sicherheits)Schuhe vorschreiben, gegen verschüttete Chemikalien wie Na Brocken ist der Fuss so gut geschützt, wie in geschlossenen Schuhen, und durch die dicke Holzsohle kommen nicht so schnell Chemikalien durch, und Glassplitter z.B. von zerbrochenen Liebigkühlern, und was es sonst noch an Glasgeräten gibt, erst recht nicht.

Auserhalb des "Gefahrenbereichs" z.B. im Büro kann man die Clogs dann schnell ausziehen, und richtig barfuss laufen.

Ich arbeite übrigens nicht in einem Chemielabor, sondern in einem Planungsbüro in einem Stuttgarter Automobilkonzern.
Im Büro trage ich meistens Berkemann Clogs, und in der Werkstatt Sicherheitsschuhe.
Ich habe mich aber noch nicht getraut barfuss im Büro zu laufen.


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