nackte Füße und Zecken (Hobby? Barfuß! 2)

BerndA @, Saturday, 04.11.2000, 12:06 (vor 8723 Tagen) @ bernd

Hallo,
ich vermute mal, daß die meisten von Euch schon mal barfuß durch den Wald gegangen sind. Besteht da nicht Zeckengefahr?...

...Gibts da irgendwelche Chemikalien?...

Hallo, Naturläufer!
Zum Thema Zecken habe ich sehr viel Erfahrung. Im Wald kann man sich die Dinger von März-Oktober immer einfangen, aber auch im Stadtpark oder im eigenen Garten. In unserem Garten, der weitgehend von verwilderten Grundstücken umgeben ist und auch öfter mal Besuch von Rehen, Füchsen, Mardern etc hat, gibt es im Sommer sehr viele Zecken. Ich hatte schon bis zu ca 10 Stück gleichzeitig! Allerdings hatten diese sich noch nicht alle festgebissen. Doch habe ich in den wärmeren Monaten (manchmal schon ab Mitte Februar bis weit in den Oktober) Zecken, die mit der Zange entfernt werden müssen.
-Als erster Schutz empfehle ich, beim Gehen in hohem Gras oder speziell auf Wildwechseln (hier gibt es naturgemäß viele Zecken) immer mal an den Beinen zu schauen, ob was hochkrabbelt. Dann gleich mit den Fingernägeln die noch nicht festgebissenen Zecken "abpicken" und zwischen zwei Fingernägeln zerquetschen.
-Nach der Rückkehr sollte man sich sofort am genzen Körper von seinem Partner absuchen lassen, möglichst noch am gleichen Tag. Die gefährlichen Borelioseerreger werden erst nach ca einem Tag von der Zecke abgegeben. Zecken bevorzugen weiche feuchtwarme Stellen, z.B. Achselhöhlen, Kniekehlen, Innenseite der Schenkel oder auch Hüften und Bauchfalten. Zum Entfernen gibts in Apotheken spezielle Zeckenzangen, die nicht sehr teuer sind. Keine Zahnpasta, Klebstoff, Öl, Salbe etc verwenden, wie früher oft empfohlen wurde. Die Zecke wird dabei zwar erstickt und lässt meistens los, doch scheidet sie im Todeskampf vermehrt Speichel aus und damit die Erreger von Boreliose und FSME (Frühsommermeningitis).
-Hat man eine Zecke erst nach Tagen entdeckt und/oder eine Bissstelle entzündet sich, mit auffallend großen roten Hautentzündungen (ist mir noch nie passiert) sollte man unverzüglich zum Arzt gehen!!! Eine Antibiotikaspritze wird gegen die gefährlich Boreliose helfen. Nicht jedoch gegen FSME.
-Gegen FSME kann man sich im Voraus impfen lassen, wie von John schon geschrieben, 3 Impfungen. Der Arzt kann Euch genauer beraten. FSME kann im nachinein nicht behandelt werden!
Gegen Boreliose gibt es keine Impfung! Aber man kann sie nachträglich bei rechtzeitiger Erkennung mit Antibiotika behandeln.
Wenn man im Sommer oft Zecken hatte, lohnt sich eine Blutuntersuchung auf Boreliose im Herbst. 4-6 Wochen nach einer evtl. Infizierung bildet das Blut Antikörper, die im Labor nachgewiesen werden können. Die Erreger selbst kann man nicht nachweisen. Eine Behandlung mit Antibiotika hilft dann. Der Ausbruch der Krankheit kann Monate oder sogar Jahre nach der Infizierung kommen, man bringt es dann meist nicht mit einem Zeckenbiss in Verbindung, da die Anfangsymtome wie bei einer normalen Erkältung sind (Halzschmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Unwohlsein etc.

-Gott sei Dank ist die Zeckenzeit für dieses Jahr vorbei. Doch der nöchste Frühling kommt bestimmt und wie gesagt in spätestens 4 Monaten kriechen die Zecken wieder.

-Zeckenschutz durch Kleidung: Natürlich bieten lange Hosen, langärmeliges Hemd, sowie geschlossene Schuhe und Socken optimalen Schutz, doch wer von uns möchte schon im Sommer mit Schuhen und Socken rumlaufen? Die meisten Zecken befinden sich im Gras und in dichtem Buschwerk, vor allem da, wo es auch Wild gibt. Die frühere Meinung, Zecken würden sich von Bäumen herabfallen lassen ist Nonsens. Zecken klettern nur selten höher als 1,50 Meter.
Chemikalien wie Autan etc, helfen nur selten, nach meiner Erfahrung.
Einen sehr guten Zeckenschutz bietet ein Hund. Er zieht die Zecken an und man hat selbst Ruhe. Hunde bekommen keine FSME oder Boreliose.

Ich hoffe, weitergeholfen zu haben.Ich werde zu nächsten Zeckensaison noch mal darauf eingehen.

Gruß
Bernd A


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