Barfuß-Jahresbericht (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Lotsi,
Es ist zum weinen: Draußen hat es 7 Grad, der Regen prasselt gegen das Fenster, und ich sitze - mit Wollsocken an den Füßen - in meinem Zimmer. Wehmütig erinnere ich mich zurück auf den Sommer. Wenn das kein Anlass für einen kleinen Barfuß-Jahresbericht ist?
Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, sehe ich die Berge -- bis auf unter 1000m beschneit! Umso mehr freue ich mich, daß Du hier Sommererinnerungen wachrufst. Vielleicht werden wir uns darauf einig, daß wir uns aufheitern, indem wir den Winter hier durchdiskutieren. Mache Dich allerdings darauf gefaßt, daß Du bald auch in Versuchung gebracht wirst, das Barfußlaufen wie im obigen Bild im Schnee zu probieren......
An der Uni bin ich die einzige (jedenfalls in meiner Fakultät, soweit ich sehe) die regelmäßig barfuß läuft. Einige (Jungs und Mädchen) paken zwar gerne ihre Schuhe im Laufe des Tages in den Rucksack und gehen auch so nach Hause, aber ich bin die einzige, die schon barfuß zur Uni kommt. Dumme Kommentare musste ich mir noch keine anhören - Studenten sind da meist tolerant (außer bei den Juristen/BWLern natürlich). Bei den Geisteswissenschaftlern gibt es allerdings mehrere hartnäckige Barfüßer (bis auf eine alle männlich). Liegt das am Fach?
Was Deine Fakultät ist, habe ich irgendwie nicht mitgekriegt....
Barfuß wandern ist nicht so meine Sache. Lange Spaziergänge in der Ebene schon, aber wenn ich auf etwas unwegsameren Terrain unterwegs bin (ab Mittelgebirge) trage ich aus Sicherheitsgründen immer Schuhe.
Bergauf geht man auch im unwegsamen Terrain recht gut barfuß, weil man langsam geht und sehr weich auftritt. Ich finde sogar, daß ich beim barfuß Steigen Kraft spare. Aber für für bergab brauche ich unbedingt Bergschuhe, die die Energie des festen Auftretens schlucken.
Abends beim Weggehen bin ich trotz erhöhter Scherbengefahr meistens barfuß (wenns nicht gerade sehr kalt ist), Probleme in Kneipen hatte ich noch nie: erstens sitzen wir sommers eh in Biergärten oder auf Pläzen herum und zweitens sind die Studenten bei uns so präsent, dass Wirte in der Regel auch nichts sagen, wenn mal jemand barfuß durchs Lokal läuft (außer in Juristen-Kneipen).
Auch bei uns im Voralpenland, weitab jeder Uni gehe ich unbeanstandet barfuß in Wirtschaften. Die größte Schwierigkeit war, daß meine Frau das akzeptierte.....
Zweimal die Woche jobbe ich ein bisschen in einer Großgärtnerei in einem Vorort: eine ideale Barfuß-Täigkeit. Wenn ich einen Job mit Kundenkontakt hätte, würde ich mich das glaube ich nicht trauen.
Hier im Forum hat mal eine Floristin mitdiskutiert, die immer barfuß im Geschäft war. Ein barfüßiges Blumenmädchen -- paßt doch ganz gut!
Mitte Juni habe ich für ein Wochende meine Freundin Connie besucht, die mittlerweile in München wohnt. Nach alter Tradition wieder ganz ohne Schuhe. München ist zwar gepflegt und eher nobel (um nicht zu sagen spießig), aber so wenige Barfüßer(innen) sieht man gar nicht. Im Englischen Garten trafen wir gleich 3 Jungs ohne Schuhe, die sich dann als Australier herausstellten (und die laufen ja eh gerne barfuß, wie man hört).
Im Englichen Garten und Olympiapark ja, wer da nicht barfuß läuft, wird es nie kapieren! Aber in der Stadt sieht man so gut wie niemanden barfuß. Wir hatten allerdings im Mai mal ein Meeting, wo wir zu acht barfuß unterwegs waren. Z.B. waren wir auf dem alten Peter oben; die Leute, die uns auf der engen Treppe begegneten, waren schon überrascht wegen dieser Horde von Barfüßigen!
Anfang August bin ich mit Connie für eine Woce nach Paris. Schuhe haben wir schon mitgenommen (u.a. wg. Kirchenbesuche, auch ist in manchen Vierteln nachts die Scherbengefahr doch sehr hoch). Aber an drei Tagen haben wir die Schuhe in unserer Unterkunft gelassen und haben uns einfach auf nackten Füßen treiben lassen in dieser wunderbaren, pulsierenden, aufregenden Stadt! So frei habe ich mich selten gefühlt!
In Museen kommt man da, so hat man mir gesagt, nicht barfuß rein. Aber sonst ist mein Eindruck, daß Franzosen zwar selbst gar nicht barfuß laufen, es aber tolerieren.
Und dass ich 5 Tage ohne Schuhe in Ungarn war, habe ich ja schon geschrieben. Allerings muss ich einschränkend bemerken, dass wir eine größere Gruppe waren und mir 2 mitreisende Freundinnen "im Notfall" noch ein Paar Sandalen hätten borgen können. Aber dieser Fall ist gottlob nicht eingetreten. Was ich hier im Forum gelesen habe: "Barfuß in Namibia" - das wäre mir ganz ohne Schuhe dann doch ein bisschen zu abenteuerlich. Ich bin mehr so die Barfußenthusiastin für die gemäßigten Breiten.
Im letzen Urlaub war ich non-stop barfuß vom Verlassen der Firma bis zur Rückkehr ans Werkstor (. Zwischendurch waren wir drei Wochen an der französischen Atlantikküste. Ich hatte allerdings ein Paar Tevas im Auto, denn man muß sich bei einer langen Autofahrt doch darauf einstellen, eine Panne zu haben oder in einen Unfall verwickelt zu werden. Wenn ich in solch einer Situation agieren müßte, hätte ich doch lieber Schuhe an!
Ich wünsche Dir und uns allen noch ein paar barfüßige goldene Oktobertage!
Liebe Grüße, Lorenz