Barfuß-Jahresbericht (Hobby? Barfuß! 2)

Lotsi, Saturday, 07.10.2000, 23:05 (vor 8750 Tagen)

Hallo Ihr!

Es ist zum weinen: Draußen hat es 7 Grad, der Regen prasselt gegen das Fenster, und ich sitze - mit Wollsocken an den Füßen - in meinem Zimmer. Wehmütig erinnere ich mich zurück auf den Sommer. Wenn das kein Anlass für einen kleinen Barfuß-Jahresbericht ist?
Wie wir alle gemerkt haben, hat der Sommer ja rasant begonnen, nämlich schon an Ostern. Am Ostersamstag war ich zum erstenmal barfuß spazieren. Herrlich, nach über 6 Monaten in Schuhen!
An der Uni bin ich die einzige (jedenfalls in meiner Fakultät, soweit ich sehe) die regelmäßig barfuß läuft. Einige (Jungs und Mädchen) paken zwar gerne ihre Schuhe im Laufe des Tages in den Rucksack und gehen auch so nach Hause, aber ich bin die einzige, die schon barfuß zur Uni kommt. Dumme Kommentare musste ich mir noch keine anhören - Studenten sind da meist tolerant (außer bei den Juristen/BWLern natürlich). Bei den Geisteswissenschaftlern gibt es allerdings mehrere hartnäckige Barfüßer (bis auf eine alle männlich). Liegt das am Fach?
Barfuß wandern ist nicht so meine Sache. Lange Spaziergänge in der Ebene schon, aber wenn ich auf etwas unwegsameren Terrain unterwegs bin (ab Mittelgebirge) trage ich aus Sicherheitsgründen immer Schuhe.

Abends beim Weggehen bin ich trotz erhöhter Scherbengefahr meistens barfuß (wenns nicht gerade sehr kalt ist), Probleme in Kneipen hatte ich noch nie: erstens sitzen wir sommers eh in Biergärten oder auf Pläzen herum und zweitens sind die Studenten bei uns so präsent, dass Wirte in der Regel auch nichts sagen, wenn mal jemand barfuß durchs Lokal läuft (außer in Juristen-Kneipen).
Zweimal die Woche jobbe ich ein bisschen in einer Großgärtnerei in einem Vorort: eine ideale Barfuß-Täigkeit. Wenn ich einen Job mit Kundenkontakt hätte, würde ich mich das glaube ich nicht trauen.
Mitte Juni habe ich für ein Wochende meine Freundin Connie besucht, die mittlerweile in München wohnt. Nach alter Tradition wieder ganz ohne Schuhe. München ist zwar gepflegt und eher nobel (um nicht zu sagen spießig), aber so wenige Barfüßer(innen) sieht man gar nicht. Im Englischen Garten trafen wir gleich 3 Jungs ohne Schuhe, die sich dann als Australier herausstellten (und die laufen ja eh gerne barfuß, wie man hört).
Anfang August bin ich mit Connie für eine Woce nach Paris. Schuhe haben wir schon mitgenommen (u.a. wg. Kirchenbesuche, auch ist in manchen Vierteln nachts die Scherbengefahr doch sehr hoch). Aber an drei Tagen haben wir die Schuhe in unserer Unterkunft gelassen und haben uns einfach auf nackten Füßen treiben lassen in dieser wunderbaren, pulsierenden, aufregenden Stadt! So frei habe ich mich selten gefühlt!
Und dass ich 5 Tage ohne Schuhe in Ungarn war, habe ich ja schon geschrieben. Allerings muss ich einschränkend bemerken, dass wir eine größere Gruppe waren und mir 2 mitreisende Freundinnen "im Notfall" noch ein Paar Sandalen hätten borgen können. Aber dieser Fall ist gottlob nicht eingetreten. Was ich hier im Forum gelesen habe: "Barfuß in Namibia" - das wäre mir ganz ohne Schuhe dann doch ein bisschen zu abenteuerlich. Ich bin mehr so die Barfußenthusiastin für die gemäßigten Breiten.
Aber höre ich besser auf, sonst werde ich noch wehmütiger.
Komm zurück, Sommer!
Liebe Grüße
Eure Lotsi


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