1 Woche ohne Schuhe auf Ibiza (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Leute,
ich poste ja relativ selten, aber wenn, wird's immer ziemlich lang ... heute moechte ich mal von meinem ersten vollkommen barfuessigen Urlaub berichten. Vor 3 Wochen hatte ich die Nase vom Job, aber auch vom schlechten Wetter hier gestrichen voll und habe einen einwoechigen Last Minute Urlaub nach Ibiza gebucht (eigentlich nicht eines meiner bevorzugten Ziele). Nun bin ich wirklich kein militanter Barfusslaeufer, trotzdem hatte ich mir spasseshalber vorgenommen, keinen einzigen beschuhten Fuss auf die Insel zu setzen. Gut trainiert war ich ja, hatte ich doch seit dem Fruehjahr fast jeden Abend einen 5 km Barfuss-Marsch durch den Aachener Wald absolviert, der groesstenteils aus geschotterten Wegen besteht. Also zog ich mir im Flugzeug die Schuhe aus und schwor mir, sie erst wieder auf dem Rueckflug anzuziehen.
Nun moechte ich Euch hier nicht mit einem detaillierten Reisebericht langweilen, da man viele meiner einzelnen Erlebnisse 1:1 schon in anderen Berichten nachlesen kann. Ein paar Dinge moechte ich Euch aber doch mitteilen:
1. Zunaechst einmal war es fuer mich eine voellig neue Erfahrung, ueber eine ganze Woche am Stueck barfuss zu laufen. So komisch es klingt, aber das ist ein ganz anderes Feeling als wenn man nur stunden- oder tageweise barfuss laeuft. Woran das liegt kann ich nicht rational erklaeren, aber ich kann den Gelegenheits-Barfuesslern von Euch nur dringend empfehlen, das selbst mal auszuprobieren. Am Ende der Woche war fuer mich Barfusslaufen auf jeden Fall das Natuerlichste der Welt, und ich kam mir total komisch vor, als ich im Flugzeug wieder meine Schuhe anzog, wahrscheinlich genauso komisch wie jemand, der nie barfuss laeuft, dann aber mal mitten in der Stadt seine Schuhe auszieht. Mir ist es auf jeden Fall unheimlich schwer gefallen, mich wieder in die Schuhe zu zwaengen, und dabei waren es nur Sandalen!?
2. Ibiza gilt ja als Insel der Ausgeflippten, und in der Tat liefen eine ganze Menge Leute in fuer mich sehr seltsam anmutender Kleidung rum, jenseits jeglicher Konventionen. Aber meint Ihr es waere auch nur einer ausserhalb des Strands und der strandnahen Zonen barfuss gelaufen? Fehlanzeige!
3. Nicht spannend, aber zumindest fuer erwaehnenswert halte ich den Umstand, dass ich, anders als in deutschen Innenstaedten, schon nach ein paar Schritten in Ibiza-Stadt pechschwarze Fusssohlen hatte. Das kann ich mir nur mit den vielen Rostlauben erklaeren, die ihren Dieselruss dort ungefiltert rausbliesen. Auch die in der Woche vorherrschende extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die den Schmutzfilm auf den Buergersteigen schoen verklebte, mag ihren Teil dazu beigetragen haben.
4. Fuer mich der groesste Aha-Effekt: Ich dachte, durch mein "hartes" Training (siehe oben) und meiner daraus resultierenden extrem harten Fussohlen waere ich quasi unantastbar ... weit gefehlt! Da ich nicht nur faul am Strand liegen wollte und auch kein Auto zur Verfuegung hatte, habe ich viele Strecken mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln und vor allem zu Fuss zurueckgelegt. Da kamen pro Tag schon etliche Kilometer zusammen. Am dritten Tag bildeten sich dann gleichzeitig unter beiden Fuessen zwei kleine, aber recht unangenehme Blasen am Fussballen, in der Naehe des zweiten Zehs. Witzig war, dass sich an derselben Stelle auch dicke Hornhaut befand, d.h. die Blasen hatten sich irgendwie in den tieferen Hautschichten unterhalb der Hornhaut gebildet. Also: Hornhaut schuetzt vor Blasen nicht! Am 4. und 5. Tag bin ich dann ziemlich "rumgeeiert", aber ich wollte meinen Schwur ja nicht brechen ...
5. Es ist auch unbedingt notwendig, seinen Tagesablauf und seine Routen ein wenig auf den Umstand abzustimmen, dass man barfuss ist. Um die Mittagszeit kann eine Strecke von 200 m auf gluehendem Asphalt ein unueberwindbares Hindernis darstellen. Ok, der vernuenftige Mensch zieht sich in einer solchen Situation halt Schuhe an, aber ich wollte es ja nicht anders ...
6. Ibiza ist ja beruehmt fuer sein Nachtleben und seine Discos. In letztere kam ich problemlos rein, und der Umstand dass ich barfuss war hat mir bei der "Kontaktaufnahme zu meinen Mitmenschen" nicht geschadet (aber auch nichts genuetzt). Ich muss allerdings gestehen, dass ich nach der klassischen Frage "Warum bist du denn barfuss?" manchmal etwas von kaputten Sandalen gefaselt habe. Im Nachinein habe ich mich fuer mein mangelndes Selbstbewusstsein dann immer ein wenig geschaemt.
Viele Gruesse Thorsten