Barfuss als Normalität (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Peter!
Ich glaube, daß man es sich und bestimmt auch anderen mit Deiner wohlmeinend-pragmatischen Einstellung am leichtesten macht.
Andererseits fällt mir diese sehr schwer, und zwar vor folgendem Hintergrund (ich zitiere ein Posting von mir aus dem "Best Of"):
"Warum laufen die Leute in Schuhen herum, obwohl
- weit über die Hälfte der Schuhträger deformierte Füße haben (bei barfußlaufenden Völkern so gut wie unbekannt)
- weit über die Hälfte der Schuhträger Hautkrankheiten an den Füßen haben (bei barfußlaufenden Völkern so gut wie unbekannt) (das "Schmoren" im unsichtbaren Schmutz in den Schuhen/ Sandalen ist wirklich gefährlich, der sichtbare ist so gut wie immer ungefährlich)
- der barfußgehende Mensch einen Wirbelsäulen- und Gelenkschonenden Gang entwickelt (ich kenne allein zwei Beispiele, mit dem auf diese Weise Rückenschmerzen geheilt wurden)
- die dauernde natürliche Fußreflexzonenmassage für das Wohlbefinden des Menschen wichtig ist (die per Hand "nachgemachte" kann zwar einige Stellen spezifisch reizen und auch eindrucksvolle Heilungserfolge erzielen, kommt aber nicht an den Komplett-Eindruck der natürlichen mechanischen Reize plus der von trocken-feucht, kalt-warm, elektrischer Potentiale etc. heran) (das dauernde Fehlen dieser Reize kann nachgewiesenermaßen KRANK machen). Warum also laufen die Leute in Schuhen? Welchen Sinn macht es? Wohl doch nur einen "soziologischen", keinen vernünftigen, oder?"
Hinzuzufügen wäre noch, daß sich die Fehlstellungen durch die durchs Schuhetragen deformierten Füße auf Knie, Hüftgelenke, Wirbelsäule übertragen und wiederum diese beeinträchtigen bzw. schädigen können.
Das gefährliche Umknicken gibt es barfuß ebenfalls nicht.
Der Gang eines geübten Barfußläufers (und aus männlicher Sicht natürlich besonders: einer geübten Barfußläferin) ist viel ästhetischer als das Gestöckel und Getrampel, was einem sonst oft zugemutet wird.
Und ein trainierter Fuß sieht frei viel schöner aus als alles, was man daranschnallen oder -binden kann!
Vielleicht kannst Du vor diesem Hintergrund verstehen, daß ich
- negative Kommentare Anderer zum Barfußlaufen als ingnorant und dumm empfinde
- daß für mich der soziale Druck, Schuhe anzuziehen, eine Zumutung darstellt
- daß ich mir wünsche, in einer Welt zu leben, in der die Menschen wieder ein natürliches Verhältnis zu ihrem Körper haben und nicht derart von den natürlichsten und gesündesten Dingen entfremdet sind.
Außerdem ist es mir jedesmal unangenehm, in ein niemals gewaschenes Kleidungsstück steigen zu müssen. Wieviel besser fühlen sich die Füße nach einem Tag Barfußlaufen an als nach einem Tag in Schuhen!
Rechnet man noch hinzu, daß die Verletzungsgefahr für einen einigermaßen geübten Barfußläufer nahezu Null ist (ganz im Gegensatz zu der von Schuhträgern) und daß es beim Barfußlaufen so gut wie nie Probleme gibt, so ist es ganz besonders schmerzhaft, daß das einzige - und zwar leider ganz gewaltige - Problem die Mitmenschen darstellen.
Schlimm finde ich, daß z.B. auch die Werbung es fertigbringt, daß (fast) alle Menschen glauben, Schuhe tragen sei sicher, komfortabel, hygienisch und gesund! Und implizit, daß das Barfußlaufen das Gegenteil davon sei!
Ich muß Dir sagen, ich finde es unerträglich, wie hier die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird! Und daß so etwas in den Köpfen fast aller Mitmenschen praktisch irreversibel verankert ist, so daß auch die besten Argumente so gut wie niemanden dazu bringen, möglichst oft die Schuhe wegzulassen, hat für mich angesichts der obigen Tatsachen schon eine fast tragische Dimension.
Ich würde auch gerne wissen, wie man auch innerlich ein "pragmatisches" Verhältnis zum Barfußlaufen haben kann, wenn man obige Tatsachen wirklich BEGRIFFEN hat und sie einem voll BEWUSST sind.
Ich verhalte mich zwar in der Praxis pragmatisch, aber ich finde es gleichzeitig schlimm und sehr schmerzhaft, daß man es bei uns nötig hat, sich so gekünstelt und "artfremd" zu verhalten.
Es grüßt herzlich
MarkusII