Barfuss als Normalität (Hobby? Barfuß! 2)

Peter @, Sunday, 27.08.2000, 21:35 (vor 8856 Tagen)

Wir sollten versuchen, einen realistischen Bezug zum Barfuss gehen zu finden.
Ich habe nichts gegen jene Menschen, welche versuchen, das ganze Jahr durch ohne Schuhe
herumzulaufen. Es bringt der Barfuss-Bewegung aber nicht viel, wenn der Eindruck entsteht,
nur diejenigen, die möglichst immer barfuss gehen, seien die wahren Barfussläufer.

Wir sollten vielmehr versuchen, dass sich die Einstellung der Mehrheit der Menschen wieder
so ändert, dass es in vielen Fällen ganz normal ist, barfuss zu gehen. Wir sollten aber auch
akzeptieren, dass es in gewissen Situationen nicht sinnvoll ist, unbedingt auf die Schuhe zu
verzichten. In diese Kategorie fallen für mich zum Beispiel die folgenden Situationen:
1. Die Bekleidung ist bewusst gepflegt gewählt (Anzug, Hemd mit Kravatte etc.) und die Umstände
die zu dieser Wahl der Bekleidung führen sind entsprechend (Vorstellungsgespräch, Kunden-
Besuch, Essen in einem teuren Restaurant, Besuch von Theater, Konzert etc.).
2. Bei zu tiefen Temperaturen, so dass es ohne lange Gewöhnung zu Kältegefühlen kommt.
3. Wenn der Boden so beschaffen ist, dass immer wieder Verletzungsgefahr besteht, oder wenn
man immer wieder (wegen noch fehlender Abhärtung) zu grosse Schmerzen hat. In solchen
Situationen ziehe ich Schuhe an, die ich rasch an- und ausziehen kann.

Umgekehrt ist es für mich absurd, wenn ich z.B. im Schwimmbad oder am Sandstrand oder
auf Rundkieseln am Flussufer Menschen sehe, die die ganze Zeit Schuhe oder Sandalen tragen und
so den Boden gar nicht mehr spüren. Auch im Sportuntericht in der Schule sollte es normal sein,
barfuss zu turnen, sowohl in der Halle wie auch im Freien.

Ich habe viele Beiträge zum Thema "Mut zum Barfuss gehen" gelesen und auch selbst entsprechende
Erfahrungen gemacht. Es ist ganz offensichtlich so, dass die allermeisten Menschen es eigentlich
normal finden, wenn die Situation (Temperatur, Bodenbeschaffenheit) es zulässt, dass man dann
barfuss geht und die meisten Menschen im Stillen diejenigen bewundern, die den Mut haben, die
Schuhe auszuziehen oder ganz zu Hause zu lassen. Vielleicht sollten wir versuchen, mit
Oeffentlichkeitsarbeit das Barfussgehen wieder populärer zu machen.

Nun noch einige weitere Bemerkungen und Erfahrungen:

Die Kosten für Schuhe waren früher viel höher. In einem Katalog von 1945 fand ich in etwa
dieselben Preise wie heute, nur dass die Einkommen damals etwa zehn mal tiefer waren verglichen
mit heute. Die Schuhe der Kinder war also ein Ausgabeposten, bei dem man sparen konnte.

Auch bei Naturvölkern, die immer barfuss gehen, kann es zu Problemen kommen. In einem Buch las
ich von einer Expedition auf einen Vulkan, bei welcher die Einheimischen Träger auf scharfkantigem
Basaltgestein nicht mehr weitergehen konnten, da die Fusssohlen verletzt wurden.

Auch wenn man immer barfuss geht, wird die Sohle nie so fest und dick wie Ledersohlen an Schuhen.
Dies kann man auch bei Dokumentarfilmen über solche Völker bei genauem Hinsehen beobachten. Die
Haut wird zwar wesentlich dicker und zäher, es ist aber auch das darunterliegende Gewebe,
welches dicker wird, so dass beim Auftreten auf einen Stein der Gegendruck sich über eine
grössere Fläche verteilt.


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