Barfußpark Dornstetten und Tagesreise (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Sunday, 04.06.2000, 22:48 (vor 8870 Tagen) @ Berni(N)

Hallo Markus,
das ist ja alles wirklich toll in Dornstetten, aber warum in aller Welt braucht man, um sich mal "anders" wegzubewegen und sich wohlzufühlen, einen "Park" dazu? Das kann man doch überall haben. Also ich begreife diese unsere Gesellschaft manchmal nicht mehr ....
Grüße Berni(N)

Hallo Berni,

mir geht es genau wie Dir.

Ich glaube, Schuhen ist bei uns eine soziale Funktion zugewiesen, die durch die Werbung noch verstärkt wird. So entsteht für mich ganz eindeutig ein starker sozialer Druck, und dadurch bekommt der Park überhaupt erst seine Funktion (er wäre sonst vollkommen überflüssig): man kann dort dem sonst überstarken Druck ausweichen und sich endlich einmal nach Herzenslust austoben (was mit trainierten Füßen ja noch viel schöner wäre).

Bestandteil dieses Drucks ist außerdem ein riesiger Haufen von Vorurteilen in Bezug auf Gefahren, Schmutz etc. etc. (Beiträge, die diese Vorurteile entkräften, finden sich hierzu bereits "flächendeckend" im "Best Of").

Wenn das Barfußlaufen nicht ein in mir seit Kindheitstagen verankertes Grundbedürfnis wäre, hätte ich schon längst aufgegeben und hätte mich nahtlos angepaßt (was mir im Grunde viel lieber wäre, denn wer möchte schon aus hundert Metern Entfernung auffallen, und wer möchte beim Barfußlaufen schon immer der Einzige sein!).

Heute habe ich Freunde besucht und bin mit der Bahn anreist; das Umsteigen war in Köln Hbf.
"Angst-Sandalen" im Rucksack habe ich keine mehr mitgenommen.

Es war manchmal nicht ganz einfach, aber insgesamt hat es sich SEHR gelohnt; ich habe vom Gefühl her wirklich JEDEN der vielen Schritte genossen - und die Kontraste waren zahlreich:
Weicher Teppich und kiesige Wege, blitzblanker Marmor und matschige Waldpfade, regenfrische Wiesen und der nahezu überfüllte Kölner Hauptbahnhof (dessen Bahnsteige heute so dreckig waren, daß man es bei jedem Schritt spürte), nasse Alleestraßen und die Fußgängerzone in der City, der Holzboden eines Restaurants und mit vom gestrigen Gewittersturm abgerissenen Zweigen übersäte Wege.

Der Vorteil des Alltagsbarfüßers ist ja zudem (steht auch schon alles im "Best Of"), daß man einfach nur ein paar Meter über feuchte Wiese oder über einige feuchte Bauminseln gehen muß - und schon ist selbst das am Kölner Hauptbahnhof "angelaufene" Tiefschwarz restlos verschwunden (dies weiß natürlich sonst auch keiner...).

Wenn man doch die Vorurteile der Menschen einfach "wegzaubern" könnte...

Mit einem etwas melancholischen Gruß aus Bonn

MarkusII


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion