Fixiert auf nackte Füße - ein Erklärungsversuch (Hobby? Barfuß! 2)

Ingo (K) @, Tuesday, 23.05.2000, 21:44 (vor 8887 Tagen)

Hallo zusammen,
zunächst einmal zu meiner Person. In den letzten Wochen haben hier sowohl ein Ingo K. als auch ein Ingo Beiträge verfasst. Es handelt sich in beiden Fällen um mich. Ab nun soll Ingo (K) meine Kennung sein, denn ich bin aus Köln. Falls mal ein anderer Ingo in diesem Forum schreiben sollte, kann er ja das Kennzeichen seiner Stadt dazu nehmen.
Aufgrund der Diskussion der vergangenen Tage möchte ich ein wenig von meinem Leiden mit nackten Füßen erzählen. Vielleicht werden dadurch die Beiträge einiger Forumsteilnehmer nachvollziehbarer. Was nicht heißt, dass sie zu tolerieren oder zu entschuldigen sind.
Ich bin als Kind wenig barfuß gelaufen, höchstens bei uns im Garten oder am Strand. Auch wenn ich mich mit den Nachbarskindern traf, von denen einige barfuß liefen, behielt ich meist die Schuhe an. Meine Eltern hatte eben eine negative Einstellung zum Barfußlaufen. Höchstens wenn ich ein paar Tage bei meiner Oma zu Besuch war, ging ich auch schon mal etwas länger barfuß, z. B. zum Supermarkt. Ab dem 10. Lebensjahr war es für mich mit dem Barfußlaufen praktisch vorbei, denn meine Oma lebte nicht mehr.
Doch immer wenn ich Barfüßer sah, was ja in 95 % aller Fälle Frauen und Mädchen waren, fühlte ich mich davon angezogen. Ja, es hat mich erregt, viel mehr als Bilder von nackten Frauen. Aber nie im Schwimmbad oder am Strand, sondern nur auf der Straße und an ungewöhnlichen Orten. Und auch nur bei Frauen, bei Männer schaute ich kurz und dann war es auch schon vorbei. An warmen Tagen lief ich oft lange durch die Stadt in der Hoffnung, irgendwo ein barfüßiges Mädel zu sehen. Schwarze Sohlen fand ich besonders erregend und spürte immer den Drang, hinterherzugehen und zu schauen, wohin sie überall barfuß geht. Wenn ich nackte Frauenfüsse sah, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich habe mich dabei aber immer sehr unwohl gefühlt.
Seit einiger Zeit bin ich in Psychotherapie. Wir haben viel über dieses Thema gesprochen und endlich weiß ich, was mich so faszinierte. Es ging nicht um die Füße an sich, sie waren nur ein Bild. Ich hatte große Kontaktschwierigkeiten. Mit nackten Füßen hat man Kontakt zum Boden. Sie drückten eine Sehnsucht aus, nach Kontakt und nach Gefühl. Alles erleben, nicht mehr dieses Gefühl der Wand zwischen mir und den Mitmenschen, symbolisiert durch die Schuhsohle.
Nackte Füße waren ein Bild der Befreiung von inneren Zwängen, aus denen ich nicht rauskonnte. Für diese Zwänge standen die Schuhe Symbol.
Je schwärzer die Fußsohlen sind, desto länger ist der- oder diejenige barfuß gelaufen, und zwar an ungewöhnlichen Orten. Leuten, die irgendwo barfuß mit sauberen Fußsohlen sitzen, haben sich nur mal gerade die Schuhe ausgezogen und werden sie wohl vor dem Weitergehen wieder anziehen. Schwaze Sohlen waren also ein Erkennungszeichen: diese Person hats getan, sich was getraut, was ich mich nicht traue, ist barfuß an einem ungewöhnlichen Ort gegangeng.
Bei der Fixierung auf bestimmte Köperteile ist oft Konfliktunfähigkeit vorhanden. Menschen können mir wehtun, Füße nicht.
Warum viele dann gerade so oft auf die Füße fixiert sind, hat seinen Grund darin, dass man an den Füßen empfindlich ist. Alle Nervenbahnen des Körperes enden an den Füßen. Die Füße sind also ein Abbild des Körpers. Wenn mir ganz nackt durch die Natur gingen, es wäre windstill, kein Duft in der Luft, die Hände würden in der Luft hängen, wären die Füße das einzige Organ, dass etwas spüren würde, nämich die Erde. Mit den Füssen ergeben sich also die meisten Möglichkeiten der Sinneserfahrung.
Für mich ist es zur Zeit, weniger wichtig, viel barfuß zu laufen, weil es nicht das eigentliche Problem ist. Höchstens, dass ich als Kind den Wunsch unterdrückt habe und er dadurch stärker wurde. Ich muss überhaupt erstmal lernen, sinnliche Erfahrungen, zu machen. Dazu gehört z. B. einmal die Waldluft nach einem Gewitter zu riechen, ein gutes Essen wirklich zu genießen, Freude an netten Gesprächen zu haben. Ich berühre jetzt oft mit den Händen Sachen am Wegesrand, sei es ein Baum, ein Laternenpfal oder ein Stromkasten. Die Füße können dann irgendwann dazu kommen.
Dass mich nur Frauenfüsse erregten, spricht für den Wunsch nach Kontakten mit dem anderen Geschlecht, was auch nur ein nettes Gespräch bedeuten kann. Also ist auch das Ziel der Therapie. Ungezwungen auf Frauen zugehen.
Als es kürzlich so warm war, aber ich in der Kölner Fußgängerzone einige Frauen und Mädchen barfuß gesehen. Ich habe schon hingeguckt, aber das zwanghafte war weg, ich musste nicht hinterhergehen und konnte mich dann wieder auf andere Dinge konzentrieren.
Für mich gilt jetzt einfach: das Leben mit allen Sinnen wahrnehmen.
Dies war ein Versuch, einige männliche Beitäge in diesem Forum zu erklären. Da Männer ihre Gefühle oft unterdrücken, ist bei ihnen einiges sehr stark ausgeprägt. Aber wie gesagt, das ist keine Entschuldigung für die Entgleisungen, die hier passiert sind. Man darf sich freuen, wenn jemand was erzählt. Einige Beiträge haben mir persönlich weitergeholfen. Aber hier darf niemand zu etwas gedrängt werden.
Ich hoffe, dass bald wieder eine sachliche aber zugleich gefühlvolle Diskussion geführt werden kann.
Schöne Grüße

Ingo


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