Schneespaziergang (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar @, Sunday, 23.01.2000, 17:45 (vor 9072 Tagen) @ unci

Ich wollte unbedingt eine Stunde durchhalten.

Das ist nicht unbedingt eine sehr gesundheitsförderliche einstellung, sofern du nicht weißt, dass du eine stunde ohne schwierigkeiten erträgst.

Das ist die einzige Einstellung mit der ich so etwas bewältigen kann.
Nachdem es heute meinen Füßen durch Behandlung mit zwei verschiedenen Hautcremes heute wieder bestens geht, ist kein Schaden passiert. Es funktioniert also eine Stunde; ich kam im übrigen auf diese Idee auch nur durch diese Foren gemäß der Aussagen die ich da las, daß mehr als eine Stunde durchaus drin ist. Außerdem stand in diesem Forum, daß man sehr viel länger durchhalten würde, wenn man sich vorher darauf mental einstellen würde. Wie geht denn das?

Besser ist es, in den schnee zu gehen, "mal sehen, wie lange ich es aushalte" zu denken, in der nähe einer geheizten behausung als fluchtmöglichkeit zu bleiben
In der nähe von Fluchtmöglichkeiten ist in der Regel geräumt, gesalzen oder gesplittet und im Gegensatz zu Dir sind meine Füße nicht so hart, als daß ich bei Kälte Split aushalten würde, da ich leider aus beruflichen meine Barfußaktivitäten nur sehr eingeschränkt betreiben kann. Normalerweise dient sonst das Auto als Fluchtmöglichkeit.
.... und dann beim auftreten unangenehmer warnzeichen die füße langsam an der luft aufwärmen (bei unterkühlung kein warmes wasser verwenden).

Als ich dann nach 65 Minuten die Schuhe wieder anzog, was auch nicht ganz einfach war, taten die ersten fünf Minuten die Füße auch ganz schön weh; aber es war bei weitem nicht so schlimm, wie bei meinem ersten Versuch, wo ich die fünfunddreißig Minuten durchhielt, wobei dieses Mal die linke Ferse schmerzte, im Gegensatz zum letztenmal wo es hauptsächlich die Zehen waren.

Der effekt ist bekannt - die zehen sind am exponiertesten und damit am gefährdetsten. Zehen, finger, ohren und nasenspitze sind die erfrierungsgefährdeten körperteile.

Nachdem der Zeheneffekt wesentlich weniger schlimm war, als bei meinem vorherigen 35-Minutenexperiment hoffe ich, daß diese nachfolgenden Schmerzen mit der Zeit gänzlich nicht mehr vorhanden sind.

Wie lange kann man maximal durchhalten ohne Schäden davonzutragen?

Das ist individuell unterschiedlich. Lerne, die signale deines körpers zu verstehen. Sobald das vegetative nervensystem "begriffen" hat, dass die beste reaktion auf kälte darin besteht, mehr blut in die betroffenen körperteile zu schicken, funktioniert es bei manchen je nach tagesform stundenlang, bis irgendwann die erschöpfung eintritt. Dorthin musst du dich aber langsam vorarbeiten.

Gibt es irgenwann einen Punkt, wann die Schmerzgrenze überschritten ist und man dann stundenlang weiterlaufen könnte?

Wenn kein schmerzgefühl mehr da ist, kann das zwei dinge bedeuten:
entweder sind die zehen so unterkühlt, dass die nerven nicht mehr richtig funktionieren, das ist schlecht - oder deine privatheizung funktioniert so, wie sie soll. Letzteres ist daran zu erkennen, dass der tastsinn nicht beeinträchtigt ist und die füße sich nicht wie eiszapfen anfühlen, wenn du sie mit den fingern anfasst.

Ich denke hier an die Kurdenflüchtlinge die damals vom Irak Richtung Türkei geflohen sind und wo viele Kinder dabei waren, die ja dann wirklich tagelang barfuß durch den Schnee marschiert sind.

Ich möchte nicht in so einer zwangslage stecken. Ich weiß nicht, ob sie erfrierungen davongetragen haben. Vielleicht ist es möglich, die persönliche grenze systematisch immer weiter auszudehnen. Ich habe es diesen winter nur einmal auf 20 minuten gebracht, nach einem langen aufstieg, der meinen kreislauf so richtig in fahrt gebracht hat.
Genießt den schnee, aber hört die signale ....
unci

Vor diesem Barfußexperiment war ich zuvor auch schon über eine Stunde gelaufen, da ich wegen Autodefektes und des eingeschränkten Wocheendfahrplanes des ÖNV bis zu meiner Autowerkstattt laufen mußte.
In sofern war ich hier auch gut aufgewärmt.

Lothar


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