Barfußsport heute und gestern (Hobby? Barfuß! 2)

Tina, Saturday, 28.08.1999, 18:02 (vor 9155 Tagen) @ Georg

Hallo Silvia, Rudi ...,

Ihr schreibt da mit mehreren Erfahrungen von der barfußfeindlichen Schulzeit in den 80er Jahren. Das aber ist genau auch meine Gymnasialzeit und barfüßiges Sporttreiben war da garnicht so unüblich. Ich war seit etwa 78/79 immer barfuß beim Sport und wahrlich nicht allein. Ich damals ja sogar oft ganz barfuß in der Schule und das war echt herrlich so. An so etwas wie eine Verweisregelung kann ich mich nicht erinnern. - Warum auch.

ich glaube, daß man die Situation vor knapp zwanzig Jahren ebenso wenig über einen Kamm scheren kann wie heute.
Den "brisant" - Bericht über (un-)sichere Turnhallen habe ich ganz zufällig auch gesehen, und natürlich sind mir die barfuß sporttreibenden (Grundschul-) Kinder aufgefallen. Aber ich habe keine regionale Zuordnung des Berichts mitbekommen ...
Denn es gibt - wie ich gelegentlich eher zufällig registrierte - erhebliche regionale Unterschiede diesbezüglich - das eingebundene Bild zeigt Teilnehmerinnen an einem Wettbewerb der Bayrischen Turnerjugend - Kölner Mädchen hätten dabei ”100 Pro" Schuhe an ...
Aber den Überzeugungen und Verhaltensweisen der Sportleherer(innen) und ihren eigenen (!!) diesbezüglichen Erfahrungen als junge Menschen kommt ebenso eine Bedeutung zu wie der Ausrichtung des Sportunterrichts : je mehr der auf Leistung getrimmt ist (statt auf Bewegungserfahrung), desto wichtiger erscheinen die Schuhe.
Auch die vorzugsweise gepflegten Sportarten sind von Belang - und da mag z. B. ein markanter Unterschied zu ”gestern” vorliegen, als Turnen und Gymnastik (besonders auch bei den Mädchen) den Stellenwert hatten, der heute Basket-, Volley- und ...-ball zukommt.
Garniert wird das dann noch mit der schon bei den Jüngsten einsetzenden Überbehütung der Eltern - Turnhallen sind bekanntlich dreckig und fußkalt, Zehen verletzungsgefährdet, Fußsohlen empfindlich usw. usf. - wogegen Schuhe selbstverständlich der beste Schutz sind. Und die Gemeinden, die sich vor Schadenersatzforderungen vor Hygienemängel, unsicheren Hallenböden etc. schützen wollen, schreiben die Schuhpflicht dann sicherheitshalber noch in ihre Sportstättensatzung - fertig ist die barfußfeindliche Mixtur. Als Sahnehäubchen oben drauf dann noch die Werbung für Sportschuhmarken, die man schon als Kind tragen muß, um ”in” zu sein (das haben ”gestern” auch viele Eltern nicht mitgemacht, sei es aus finanziellen Gründen oder weil sie aus eigener Erfahrung in Kriegs- oder Nachkriegszeit wußten, daß man die wirklich nicht braucht).
Da braucht es dann eine einigermaßen barfußfreundliche Stimmung im Umfeld - wie man sie wohl in Bayern antrifft -, vom Nutzen des Barfußsports für die Körperschulung überzeugte Sportlehrer und Übungsleiter - oder eben ein paar pro - barfuß - eingestellte Meinungsführer unter den Teilnehmern.
Und die trifft man dann eher zufällig über den deutschsprachigen Raum verteilt an -
während in Südafrika ...

Eine Freundin in Namibia (Deutsche), die Mig und ich vor kurzem besucht haben, hat in ihrer früheren Schulzeit auch barfuß wie die meisten dort Schulsport gemacht. - Und das war absolut üblich, auch wenn ansonsten eine recht strenge Schul- und Sportuniformregelung bestand. Die Nutzung von Sportschuhen stand jedem frei.

... (und offenbar auch in Namibia) Barfußsport - zumindest bei den jüngeren Schülern - recht selbstverständlich ist - wie man bei ”Parents for barefooted children” nachlesen kann - da gibt es auch einige Bilder von Kinder - Rugby - Turnieren, bei denen alle Teilnehmer barfuß spielen.
Sportliche Füße
wünscht Georg
1. PS : Als Beispiel dafür, daß die oben angesprochene ”Hygiene” - Taktik der Gemeinden (Körperteile verhüllen) nicht zwingend aufgehen muß, fiel mir die vor Jahren einmal eingeführte Badekappenpflicht in den Schwimmbädern ein. Das haben viele Benutzer nicht mitmachen wollen und sind nicht mehr in die betreffenden Bäder gegangen, was nach nicht allzu langer Zeit zur Rücknahme der Vorschrift führte - allerdings ging es da - anders als bei den Turnhallen - nicht zuletzt um ausbleibende Eintrittsgelder und noch größere Defizite !
2. PS : Hallo Rudi, erzählst Du im Forum einmal von Dir und Deinem Verhältnis zum Barfußlaufen, -sport etc. ?

Hallo Georg,
ich glaub du triffst den Nagel auf den Kopf. Wirklich neu, aber interessant, ist für mich nur die Sache mit dem regionalen Unterschied. Das Bild hätte so ähnlich auch bei uns vor 20 Jahren entstehen können (im Ruhrpott), obwohl für draußen auch mehr und mehr Turnschuhe angesagt waren (aber wie man sieht gehts auch ohne). Wie bei Silvia war bei uns barfuß völlig normal, nicht so aber bei den Jungs. Die hatten wohl eher das gleiche Problem wie Rudi ("megapeinlich"). Einige Schulfreunde haben mir das auch so ähnlich geschildert, wobei ich schon das Gefühl hatte, daß der ein oder andere etwas neidisch auf unsere (Fuß-)Freiheit war.
Tina


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