Das sind große Anläufe! (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Kai,
Ich denke, Du brauchst nun wirklich einen anderen Titel für Deine Forumsbeiträge! Du fällst sonst zu sehr durch Untertreibung auf.
Meine Freundin, bereits vorausgefahren, erwartete mich in München-Pasing, von wo aus wir dann die Regionalbahn nach Tutzing nahmen. Sie ist meine Barfüßigkeit zwar schon so langsam gewohnt, daß ich barfuß auf Reise gehe war aber dann doch etwas ungewohnt für sie (und für mich zugegebenermaßen auch!). Aber sie läßt mir da meinen
Willen und ich ihr ihren. Sie fragt mich nur immer, ob der Boden nicht unangenehm (Kies, Splitt) wäre oder zu heiß. Ansonsten hat sie keine Probleme damit, einen Barfüßer neben sich zu haben.
Es gibt sie also noch, die begehrten toleranten Schuhträgerinnen!
Bei der Tagung waren dann etwa 80 TeilnehmerInnen, ca. 4/5 Frauen, die
meisten unter 35. Mit Ausnahme einiger, die am See die Schuhe auszogen
(Tutzing liegt am Starnberger See, südlich von München), war
ich der einzige Barfüßer wähend des ganzen Wochenendes.
Ich kenne das Gelände der evangelischen Akademie, dort ist gut barfuß sein: viel gepflegtes Gras um die Tagungsstätten herum.
Sehr viele trugen allerdings sockenlos Sandalen, ließen sich aber
nicht von mir anstecken, die Schuhe ganz auszuziehen. Die Männer trugen
dafür in der Mehrzahl normale Straßenschuhe und Socken .....
Natürlich fiel ich barfüßig auf und es sprachen mich
auch mehrere Leute an. Ich hatte aber den Eindruck, daß Barfußlaufen
etwas in die Rubrik "skuril" fiel, nicht aber als realistische Geh-Alternative
angesehen wurde .... Ich hatte es früher schon mal geschrieben: junge Frauen scheinen
im Gegensatz zu den späten Achtziger / frühen Neunziger Jahren
deutlich barfußskeptischer zu sein, einhergehend mit einem gestiegenen
Modebewußtsein. Die Beobachtung einiger Forumsteilnehmer/innen, daß
mehr Männer als Frauen barfuß gesehen werden, bestätigte
sich in den Reaktionen der Tagungsteilnehmer/innen
Auch schien mir, daß etwas ältere Leute (hier meine ich
jetzt Leute jenseits der 40, also ca. 10 Jahre älter als ich) deutlich
legerer auf meine Barfüßigkeit reagierten, sie überwiegend
negierten.
Mich erstaunt immer wieder, wie sehr viele der jüngeren Leute (im Vergleich zu mir) auf das Angepaßtsein aus sind. Die Angst um das Image und das Diktat der Mode lassen sie freiwillig auf die großartigen Freiheiten verzichten, die man heute besitzt .....
.... meine Barfüßigkeit wurde offensichtlich als Teil meiner
Persönlichkeit angesehen. Würde ich Teilnehmer/innen nochmals
treffen, bekäme ich sicher die Frage (sollte ich dann gerade Schuhe
tragen), warum ich nicht barfuß bin.
Deshalb ist für mich das Schuhetragen auch immer mit dem Risiko verbunden, mir blöde Bemerkungen einzuhandeln ("Du mit Schuhen! -- hast Du was an den Füßen?") -- warum soll ich das auf mich nehmen? Ich habe jetzt in meinem Umfeld den Kopf so weit in Sachen Barfuß-Propaganda herausgestreckt, daß ich gar nicht so leicht zurückkann ...
Im Zug fielen mir dann auch mehrere Leute auf, überwiegend in
kurzen Hosen, die auch ihre Schuhe ausgezogen hatten, die Socken aber anbehielten
Vielleicht gründen die mal ein megacooles Socken-Forum?
Alles in allem - ein angenehmes Wochenende: eine erste Zugfahrt barfuß
gemacht, erstmals eine (teil-)öffentliche Veranstaltung barfuß
teilnehmend bestritten und die eigene Barfuß-Grenze wieder ein Stückchen
weiter rausgeschoben.
Und Du hast ohne Abstriche das getan, was Du wolltest -- und der Himmel ist niemandem auf den Kopf gefallen!
Schade, daß Deine Zeit zu knapp war, um noch einen barfüßigen Katzensprung nach Penzberg zu machen.
Serfuß, Lorenz