Barfuß in Istrien (Hobby? Barfuß! 2)
Es ist schon unglaublich, wie viele Postings so an einem verlängerten Wochenende eingehen... Das ist einfach großartig! Interessant auch, wieviel Grundsätzliches man zum Thema Barfuß schreiben kann. Ich für meinen Teil laufe eher barfuß "aus dem Bauch" und weniger "mit dem Kopf" - sprich: emotional statt rational. Ich liebe es einfach, meine Schuhe zu Hause zu lassen und mich ganz den angenehmen Barfußgefühlen hinzugeben.
So geschehen letztes Wochenende bei meinem Istrien-Kurztrip - womit also der versprochene Bericht beginnen soll: Das wirkliche Barfußparadies habe ich nicht gerade entdeckt. Aufgtund der felsigen Klippen laufen die Leute sogar ins Meer mit Badeschlappen. Und in der Stadt habe ich in vier Tagen eine einzige Frau gesehen, die barfuß lief - und das bei ca. 30 Grad. Ich für meinen Teil ließ mir die Freude am Barufußlaufen nicht verdrießen. Besonders toll war ein asphaltierter Weg, der kilometerweit entlang der Küste verlief. Vor allem am Abend konnte man hier stundenlang lustwandeln. Der Asphalt war einigermaßen rau, sodaß die Gefühlswelt für die Füße durchaus unterschiedlich war. Glatter Asphalt, an dem man sich nur die Füße plattlatscht, ist nämlich meine Sache nicht so sehr.
In der Stadt erntete ich so manchen erstaunten Blick. Hier ist der uralte Steinboden erhalten. Durch die jahrhundertelange Benuztung ist er richtig glattgeschliffen und es ist ein tolles Gefühl, den geschichtsträchtigen Boden hautnah zu erleben. Außerdem war der Halt mit nackten Sohlen wesentlich besser. Die Leute mit ihren Ledersohlen rutschten ständig auf dem glatten Boden aus, aber ans Barfußgehen dachte interessanterweise niemand.
Zugegeben: An der Felsenküste mußten die Sohlen schon einiges durchmachen. Teilweise war der Kalkfelsen spitz wie Nadeln. Hätte ich Schuhe mitgehabt, wäre ich bestimmt in Versuchung geraten. Aber so hieß es einfach Zähne zusammenbeißen und durch. Dasselbe galt für den doch etwas heißen Asphalt. Manchmal fühlte ich mich wie auf einer Herdplatte. Doch meine Ängste bezüglich Brandblasen blieben glücklicherweise unbegründet. Offenbar hat der heuer frühe Beginn der Barfußsaison schon für eine entsprechende Abhärtung gesorgt (ein spezieller Dank an unci, Georg und die anderen, die mich dazu animierten).
Ein einziges Mal wünschte ich mir tatsächlich Schuhe an die Füße: Die meisten Städte Istriens sind sehr sauber. Lediglich in Pula, der größten Hafenstadt, sind vornehmlich die Nebenstraßen gespickt mit Glassplittern. Prompt mußte ich an jeder zweiten Ecke Halt machen und einen blöden Splitter aus den Sohlen entfernen - was nicht nur meine Freundin ziemlich nervte, da die Prozedur manchmal ziemlich langwierig war.
(Frage an die Stadtbarfüßer: Wie bewältigt Ihr eigentlich Situationen, wo man einfach durch einen Scherbenhaufen durch muß? Im Vorjahr in Avignon hatte ich auch einmal ein ähnliches Problem und wußte nicht recht weiter.)
Dieses kleine Problem konnte mir die vier schuhfreien nicht vermiesen. Es war eine wunderbare Erholung für die Füße mit vielen neuen - sinnlichen - Erfahrungen.
Mit barfüßigen Grüßen
Gerald