Dominoeffekt (Hobby? Barfuß! 2)
hi Kris!
Ich glaube auch, dass die Idee mit dem Dominoeffekt die allerbeste Werbung für´s Barfußlaufen ist. Mir ist es bis jetzt meistens so gegangen, daß die Leute für die Argumente, warum man barfuß läuft, sehr aufgeschlossen sind. Und manche lassen sich wirklich dazu motivieren, ihre Schuhe einfach auszuziehen und barfuß weiterzulaufen. Nur muß eben jemand mit gutem Beispiel vorangehen. Das müssen nicht immer Promis sein. Du und ich genügen schon dafür.
In der Schule ist das sicher nicht anders. Wenn sich erst einmal die Lehrer und v.a. der Direktor daran gewöhnt haben, kann man ohne große Probleme trendsetten. Bei uns war das genauso. Als ich noch in die Unterstufe ging, lief in der Schule praktisch niemand barfuß. Die höheren Semester trugen Schuhe und wir Junghüpfe wagten es nicht, etwas zu tun, was sonst keiner macht. Gemeinsam mit einem Freund und einer Freundin lief ich jedoch in der Freizeit fast immer barfuß herum. Die Freundin (nona) war die erste, die es wagte, barfuß zur Schule zu gehen. Und prompt bekam sie Schwierigkeiten. Eine Lehrerin wollte sie des Unterrichts verweisen und drohte ihr, sie ins Klassenbuch einzutragen, wenn sie nicht unverzüglich Schuhe anzog. Das Problem an der Sache: Sie hatte gar keine Schuhe dabei.
Auch war unser Klassenzusammenhalt so groß, daß die meisten aus Solidarität begannen, ihre Schuhe auszuziehen. Daraufhin gab die Lehrerin für´s erste auf, lief aber in der Pause zum Direktor, der uns eine Standpauke hielt.
Wir argumentierten hin und her - so die üblichen Sachen halt mit Gesundheit und wesentlich hygienischer als dreckige Schuhe etc. Und schließlich gab es ein paar von den Profs, die das Barfußlaufen verteidigten. Dazu kam, dass wir mit unserem Barfußlaufen offenbar ein lange gehegtes Bedürfnis einiger KollegInnen weckten, denn plötzlich erschienen ausser uns noch Barfüßer in Parallelklassen. Den endgültigen Durchbruch schafften wir aber schließlich Ende Juni beim alljährlichen Schulfest. Mehr als die Hälfte aller Schüler liefen barfuß. Nicht nur das, sie liefen dann auch in der Schule bis zum Schulschluß ohne Schuhe rum.
Im folgenden Jahr gab es keinerlei Diskussionen mehr. Von den ersten warmen Apriltagen bis zum Schulschluß war barfußlaufen angesagt und immer mehr schlossen sich uns an. Wir erreichten das auch durch offensive Werbung. So wie Du sprachen wir vor allem an heissen Tagen KollegInnen an, ob es ihnen in ihren dicken Schuhen nicht zu blöd sei. Damit landeten wir einen relativ großen Erfolg. Vor allem im Sportunterricht hatten wir eine Lobby beisammen, sodaß es wirklich out war, beim Sport Schuhe zu tragen.
Trotz all dieser Erfolge hatte unsere Dreierbande von Barfüssern der ersten Stunde bald eine spezielle Punzierung. Das ist in einem System wie der Schule kaum zu vermeiden. Hier dominieren die Angepaßten und wer barfuß ist, gehört nun mal nicht wirklich dazu. Von einigen wurden wir als Asoziale oder Sandler bezeichnet. Manche konnten sich nicht damit abfinden, dass wir uns nicht ins System der Schuhträger einfügten. Aber was sind all diese Dinge, wenn man dafür barfuß geht. Die blöden Kommentierer wissen oft gar nicht, was sie da versäumen.
Wir haben sozusagen zwei Vorteile: Erstens haben wir das Vergnügen des Barfußlaufens und zweitens motivieren wir andere, die sich nicht so trauen, auch auf die lästigen Schuhe zu verzichten. Da sind wir wieder bei der großen Bedeutung des Dominoeffekts. Und einmal ehrlich: Wer von uns hat ihn nicht schon gebraucht, diesen Anstoß durch andere Barfüße. Manchmal braucht´s diesen Ruck und alles geht viel einfacher.
Noch eine schöne barfüßige Zeit in der Schule, der Stadt und wo immer Du rumläufst
Gerald